Hinterberger: „Kritische Worte von beiden Seiten”
Vor dem für Trainer Reiner Maurer wichtigen Spiel in Frankfurt schärft Sportdirektor Hinterberger sein Profil und berichtet über intensive Gespräche mit Spielern. „Ich übernehme die Verantwortung”
MÜNCHENFlorian Hinterberger ließ gar keinen Zweifel daran, dass ihm das, was er zu sagen hatte, äußerst wichtig war. Strammen Schrittes war der 1860-Sportchef aus dem Geschäftsstellenhaus gekommen, nun baute er sich vor den Reportern auf und sagte in eindringlichem Tonfall: „Ich bin keiner, der sich wegduckt. So war ich schon immer. Ich übernehme die Verantwortung.” Wofür genau, ob nun für die sportliche Talfahrt der Löwen, die nur einen Punkt aus den letzten vier Spielen geholt haben, ob für die Sommereinkäufe, die zumeist ihren und den Ansprüchen der Löwen hinterherhecheln, das wollte Hinterberger dann aber – auch auf mehrmalige Nachfrage – nicht sagen. Nur so viel noch: „Der Trainer und die Mannschaft sollen wieder in Ruhe trainieren können.”
Das klang durchaus nach einem honorigen Ziel. Doch irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass doch mehr hinter den deutlichen Worten des Sportdirektors steckte. Es wirkte, als ob er sich, nun, da die Löwen mal wieder mit einer Herbstdepression zu kämpfen haben, positionieren würde. Wobei noch nicht so klar scheint, in welche Richtung oder gegen wen.
Anfang der Woche hatte Hinterberger den eigentlich selbstverständlichen Satz fallen lassen, dass er und Trainer Reiner Maurer unterschiedliche Verträge haben würden und ihrer beiden Schicksale beim TSV 1860 eben nicht miteinander verknüpfbar seien. Gestern geißelte Hinterberger angebliche Versuche, „künstliche Gräben” zwischen ihm und den Trainer aufzubauen. Doch was möglicherweise deeskalierend klingen sollte, erweckte dennoch nicht den Eindruck einer Nibelungentreue zwischen Trainer und Sportchef.
Zumal Hinterberger auch erklärte, unter der Woche einige Gespräche geführt zu haben mit den Spielern. Durchaus legitim, gehört dies doch zu den Aufgaben eines Sportchefs, in Krisenzeiten zumal. Doch bisher hatte sich Hinterberger bei solchen Fragen eher zurückgehalten. Gestern aber sagte er: „Ich als Sportchef kann in solchen Gesprächen derbere Worte wählen als der Trainer, der ja jeden Tag mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz steht. Ich habe sehr intensive Gespräche mit dem Kapitän und dem Spielerrat geführt." Dabei hätte es „kritische Worte” gegeben, „von beiden Seiten. Und viele Verbesserungsvorschläge. Aber eines können Sie mir glauben: Die Spieler machen sich auch ihre Gedanken.” Doch worüber? Über ihr Spiel, das Binnenverhältnis in der Mannschaft? Über den Trainer gar? „Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Wir, die erfahreneren Spieler, haben in den letzten Tagen viele Gespräche geführt, mehr als sonst”, bestätigte Kapitän Benny Lauth.
Vielleicht wollte Hinterberger mit seinem kleinen Ausbruch einfach nur mit gutem Beispiel vorangehen. „Die Führungsspieler müssen sich jetzt zeigen", meinte er noch. Die Löwen suchen mal wieder nach Köpfen, die den Karren aus den Dreck ziehen sollen. „Es muss wieder Leidenschaft und Verantwortung her", so Hinterberger. Doch wer soll die Verantwortung Übernehmen? Kapitän Benny Lauth hängt seit einigen Spielen als einzige Spitze in der Luft, kann kaum Akzente setzen. Co-Kapitän Daniel Bierofka dagegen wirkt seit Wochen eher übermotiviert und mit sich selbst beschäftigt. Gabor Kiraly spielt zwar als einer der wenigen seit Wochen seinen Fähigkeiten entsprechend, ist aber als Torwart etwas weit weg von der Mannschaft. Und so bleibt den Löwen wieder mal nur die Hoffnung auf bessere Zeiten. „Wenn wir in Frankfurt gewinnen, ist hier schon wieder eine ganz andere Stimmung. Das müssen wir nutzen”, sagte Lauth. Ja, wenn.