Hinter Ismaiks Bergmaier-Schachzug stecken gleich mehrere Motive und Chancen für 1860

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Ist dies der Beginn einer wunderbaren Männerfreundschaft? Oder eher einer Zweckehe, um den Löwen eine möglichst reibungslose Anteilsübergabe zu bescheren?
Hasan Ismaik, Noch-Investor des TSV 1860, hat am Montagnachmittag in den Sozialen Medien ein Foto mit Herbert Bergmaier gepostet, Verleger des „Wochenanzeigers“ und ehemaliger Vorstand der traditionsbewussten Fanorganisation „Pro1860“.
Ismaik besetzt seine Aufsichtsratsstellen neu – u.a. mit Bergmaier
„Mit meinem neuen Mitglied des Aufsichtsrates der KGaA Herbert Bergmaier vor dem verregneten München“, ließ der jordanische Millionär einen medienaffinen Mitarbeiter darunter schreiben.
Hinter dem Schachzug, einen großen Ismaik-Kritiker der vergangenen Jahre nicht etwa als Vertreter des Muttervereins, sondern für sein Unternehmen HAM in den Aufsichtsrat zu entsenden, stecken nach AZ-Informationen gleich mehrere Motive.
Zunächst wollte Ismaik nach dem geplatzten Anteilsverkauf an den Wahl-Schweizer Matthias Thoma, an dessen Seriosität im Laufe der Verhandlungen aufgekommen waren, ein Zeichen in Form einer personellen Veränderung setzen: Der Vorsitzende Saki Stimoniaris, sein Bruder Yahya Ismaik und Anwalt Andrew Livingston hat der 47-Jährige allesamt aus dem Gremium entfernt, mit Bergmaier, dem Spanier Biel Ballester Relat und einem Mitarbeiter der Deutschen Bank drei neue Mitglieder benannt.
Ismaik und Bergmaier seit über einem Jahr in Kontakt
Dabei fiel die Wahl unter anderem deshalb auf Bergmaier, weil dieser nach AZ-Infos seit einem Treffen mit Ismaik vor über einem Jahr, damals noch im Rahmen des Wahlkampfs im Vorfeld der Verwaltungsratswahlen im Juli 2024, um die Gunst des Geldgebers geworben hat. Ismaik und Bergmaier sollen nicht nur in Kontakt geblieben sein, sie sollen sich sogar getroffen haben, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen.
Hintergrund der kuriosen Amtsernennung: Bergmaier gilt als Freund des Grünwalder Stadions, ist gut vernetzt und könnte in Verhandlungen mit der Stadt München eine entscheidende Rolle spielen, das Grünwalder mit Blick auf Münchens Olympiabewerbung als Austragungsort für Rugby doch noch zukunftsträchtig auszubauen.
Bergmaier könnte auch mithelfen, den angestrebten Anteilsverkauf mit seriösen Geldgebern über die Bühne zu bringen und bereits neue Investoren an der Hand haben. Man darf gespannt sein, inwieweit es sich auszahlt für 1860, eng mit alten Kontrahenten zusammenzuarbeiten.