Göktan sagt ab: "1860 ist derzeit kein Thema für mich"

MÜNCHEN - Exklusiv: Die AZ traf den Hoffnungsträger der Löwen und sprach mit ihm über eine Rückkehr. Hier erklärt er, warum dies (noch?) nicht in Frage kommt.
Mit gesenktem Kopf, auf Unauffälligkeit bedacht, kommt Berkant Göktan aus dem Supermarkt gleich gegenüber der Wohnung seiner Eltern in Bogenhausen. In der einen Hand hält er das Portemonnaie und in der anderen eine Plastiktüte mit Lebensmitteln. Er trägt eine hellblaue Jeans, weiße Turnschuhe und ist unrasiert. Er trägt raspelkurze Haare.
Seit ein paar Wochen hält sich der frühere Löwen-Profi, im Herbst 2008 wegen Kokaineinnahme gefeuert, wieder in München auf. Bei seinen Eltern. Seit seiner Rückkehr aus Thailand stets an seiner Seite: Seine thailändische Freundin und sein Hund Rocky.
Sind es die letzten Tage als vereinsloser Spieler für Göktan? Steht er vor einem Comeback bei den Löwen?
Tatsächlich sieht es so aus, als könne sich Göktan (28), der seit nach der Kokain-Affäre nicht mehr Profi-Fußball gespielt hat, nun bei 1860 rehabilitieren. Nach seinem Rauswurf und einem monatelangen Asien-Trip ist Göktan jetzt wieder da. Und sofort ein Thema bei seinem Ex-Verein.
Löwen-Präsident Rainer Beeck sagte am Wochenende über eine mögliche Rückkehr Göktans: „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdient." Einen Tag später erklärte Trainer Lienen: „Die Tür ist offen für Göktan, das weiß er auch."
Göktan: "Fußball ist nur noch ein ganz kleiner Teil in meinem Leben"
Die Löwen wollen den Problemkicker zurückholen. Auch die Fans sind mehrheitlich für ein Comeback des Deutsch-Türken. Und Göktan selber? Die AZ traf ihn vor seinem Haus, sprach ihn auf eine Rückkehr zu den Löwen an.
Göktan wirkt müde. „Es gibt Wichtigeres als Fußball", sagt er dem AZ-Reporter, „mir geht es gerade gut, aber 1860 ist derzeit kein Thema für mich."
Noch nicht? Oder gar nicht? Einen richtig fitten Eindruck macht Göktan nicht. Eher schüchtern und unsicher wirkt er. Ob ihm der Druck, den das öffentliche Buhlen der Löwen ausgelöst hat, zu schaffen macht? Präsident Beeck hatte ja ohne Not in Interviews von der „zweiten Chance“ gesprochen, Trainer Lienen erwartete sogar „ein baldiges Signal“, auch das sagte er öffentlich. Mit dem Spieler selbst haben beide bislang nicht gesprochen – gedanklich aber hatten ihn die Löwen fürs Trainingslager nächste Woche in St. Johann (Salzburger Land) eingeplant.
Im Gespräch mit der AZ lässt Göktan erkennen, dass er keine (vor-)schnelle Entscheidung treffen mag. Jetzt oder nie? Das ist nicht die Frage, die ihn beschäftigt. „Ich denke erstmal nur an mich“, sagt Göktan der AZ. Und fügt den entscheidenden Satz an: „Fußball ist nur noch ein ganz kleiner Teil in meinem Leben."
Klingt nicht, als ob er lieber heute als morgen wieder an die Grünwalder Straße zurückkehren möchte. Göktan sagt es nochmal deutlich, als wolle er es dem Reporter in den Block diktieren: „Mir geht es gut, aber für mich gibt es wirklich Wichtigeres als Fußball.“ Sprach’s und verschwand in der Wohnung. Es scheint so, als fühle er sich dort momentan am besten aufgehoben. Bei Rocky und seiner Freundin.
Reinhard Franke