Giannikis bringt dem TSV 1860 das, was er nicht nur sportlich am meisten braucht

München - Ein souveräner 4:1-Kantersieg gegen Kellerkind MSV Duisburg, ein wackliges, aber doch irgendwie unglückliches 1:1 nach Führung beim zweiten Kellerkind VfB Lübeck und ein gerechtes 1:1 nach Rückstand gegen Aufstiegsaspirant SV Sandhausen – das sind die sportlichen Löwen-Fakten des Jahres 2024 unter der Leitung des neuen Cheftrainers Argirios Giannikis.
TSV-1860-Trainer Giannikis kommt mit seinen Aussagen auf den Punkt
Der Deutsch-Grieche ist im hochemotionalen Umfeld der Blauen so etwas wie der Mann der neuen Sachlichkeit: Auf dem Rasen soll der TSV schnörkellos nach vorne spielen, am Mikro fasst sich der Coach ebenso geradlinig. Als Beweis seiner nüchtern-faktischen Art sei hier seine Analyse auf der Rekord-Pressekonferenz nach dem Spiel dargelegt – und zwar in voller Länge.
"Die ersten drei, vier, fünf Minuten sind wir ordentlich ins Spiel gekommen, hatten ein, zwei Abschlüsse. Danach war bei uns der Stecker ein bisschen gezogen, wir hatten einfache Ballverluste, in der individuellen Zweikampfführung das Nachsehen und unser mannschaftliches Pressing war auch nicht in der Synchronität in der ich es mir gewünscht hätte", urteilte Giannikis nach dem Spiel: "Folgerichtig geht Sandhausen mit 1:0 in Führung und wir können froh sein, dass wir nicht 0:2 zur Halbzeit haben." Knackig, kritisch, ehrlich: Giannikis kommt mit seinen Aussagen auf den Punkt.
Argirios Giannikis: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns in den nächsten Wochen"
Dass er auch loben kann, zeigte sein Statement zur zweiten Hälfte, in der 1860 ein anderes Gesicht zeigte. "Wir kamen einen Tick besser aus der Halbzeit raus und nach der Umstellung hatten wir schon Momente, in denen wir Torgefahr erzeugt haben, Chancen hatten: Tor aberkannt, dann machen wir das Tor", meinte der 43-Jährige. Schließlich sei klar, dass 1860 sein Potenzial noch nicht "konstant über 90 Minuten auf den Platz bringt", denn: "Der Gegner arbeitet länger mit dem Trainer zusammen und hat mehr Abläufe als wir." Dennoch sei sein Team "weiter ungeschlagen, hat einen Rückstand aufgeholt und die Fans haben super supportet."
Fazit: Darauf könne man aufbauen, aber "wir haben noch viel Arbeit vor uns in den nächsten Wochen." Nach rekordverdächtig kurzen 2:31 Sekunden war die PK, der auch Sandhausen-Coach und Ex-Löwe Jens Keller beiwohnte und ähnlich kurz gesprochen hatte, schon wieder vorbei. Geht Giannikis' Sachlichkeit weiter mit erfolgreichem Fußball einher, könnte sie das richtige Mittel der Wahl sein in diesem turbulenten Traditionsverein. Erst recht, weil 1860 nur zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz hat.