Gesucht: Ein Heiner Geißler für die Löwen

Um Investor Hasan Ismaik ein Mitbestimmungsrecht einzuräumen, gibt es beim TSV 1860 Pläne, einen Schlichter zu berufen. Zuerst muss aber erst noch die DFL zustimmen.
Filippo Cataldo |
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München - In den nächsten Tagen wird bei der DFL in Frankfurt Post aus der Grünwalder Straße 114 eingehen. 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer wird den Juristen der Liga im Auftrag des Löwen-Präsidiums und der Investorenseite einige Fragen stellen.

Wie mehrfach berichtet, möchten Investor Hasan Ismaik und sein Münchner Einflüsterer Hamada Iraki den Kooperationsvertrag dahingehend ändern, dass der Investor ein Mitbestimmungsrecht erhält für alle Bereiche, in denen Ismaik seinen Geldbeutel aufmachen soll. Im Gegenzug will Ismaik ebenjenen öffnen, um den Kader zu verstärken.

Derzeit besitzt das Präsidium um Dieter Schneider noch ein alleiniges Weisungsrecht an die Geschäftsführung. In der Theorie schreiben dies DFL-Statuten vor. Im Rahmen der so genannten „50-plus-1-Regelung” soll so verhindert werden, dass ein Investor jemals alleine die Geschicke eines Fußballklubs übernimmt. Schäfer soll nun klären, ob die DFL dennoch gesprächsbereit ist.

Um die Erlaubnis des Ligaverbandes zu bekommen, haben sich die Löwen in den letzten Wochen in harten, zermürbenden und teils auch unwürdigen Verhandlungen folgenden Trick überlegt: Alleingänge einer Seite soll es qua Vertrag künftig nicht mehr geben. Das klingt, zugegeben, wie ein schlechter Witz. Und würde allein auch bei der DFL keine Zustimmung finden – auch in Frankfurt kennt man schließlich die Münchner Lust auf Streit, Zwietracht und Intrigen. Doch weil das auch die Löwen wissen, wollen sie sich freiwillig zähmen lassen.

Sollte man sich nicht einigen, so die Idee, würde man einen Mediator über die beste Lösung entscheiden lassen – und diese dann übernehmen.

Und so könnten die Löwen bald nach ihrem Heiner Geißler suchen. Der frühere Familienminister mit den charakteristischen Stirnfalten schaffte es letztes Jahr schließlich, die erbittert kämpfenden Parteien im Streit um den Stuttgarter Tiefbahnhof „Stuttgart 21” zumindest an einen Tisch zu bekommen. Und anders als die fanatischen Schwaben damals, meinen es die Löwen, wie man hört, bei ihrem Streben nach Harmonie durchaus ernst.

Völlig offen ist dagegen noch, wer der Löwen-Geißler werden könnte. Klar scheint nur, dass es mit einem Schlichter nicht getan sein wird. „Je nach Thema müsste es jemand sein, der auf diesem Gebiet ein anerkannter und neutraler Experte ist”, sagt jemand, der an den Verhandlungen beteiligt ist. Klubikonen fallen also wohl aus. Geht es um sportliche Fragen, etwa um die Zukunft von Trainer Reiner Maurer oder Sportdirektor Florian Hinterberger, kämen im Streitfall Ex-Funktionäre wie Reiner Calmund in Frage.

Bei finanziellen oder juristischen Fragen Wirtschaftsprüfer oder Finanzberatungsunternehmen wie Deloitte. Wie man hört, ist es den Löwen mit diesem Vorschlag durchaus ernst. Lustig und absurd könnte es dagegen im sicher nicht unwahrscheinlichen Fall werden, wenn sich die Gremien nicht über die Person des jeweiligen Schlichters einigen können. Bräuchte es dann einen Schlichter, um einen Schlichter zu finden? Was macht eigentlich Ex-Finanzminister und Löwen-Fan Theo Waigel?

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