Gerupfter Sportdirektor: Poschners Galgenfrist
München - Drei Monate: Das ist die letzte Gnadenfrist, die der TSV 1860 seinem Sportdirektor Gerhard Poschner einräumt. Nach der Abberufung als Geschäftsführer bekommt der Sportchef, der von vielen als Hauptschuldiger der vergangenen Katastrophen-Saison auserkoren wurde, die nächste öffentliche Demütigung verpasst.
„Dann werden wir entscheiden, ob wir weiter zusammenarbeiten“, sagte Vizepräsident Karl-Christian Bay bei der Mitgliederversammlung in der Tonhalle. Ob Poschner nach den drei Monaten noch seinen Job behalten darf, ist mehr als fraglich. Zumal der nicht anwesende Manager einmal mehr am Pranger stand und sich von Übergangspräsident Siegfried Schneider fehlende Loyalität und Professionalität sowie Unfähigkeit auf dem Transfermarkt vorwerfen lassen musste. „Poschner stehen 1,5 Millionen Euro zur Verfügung – das wurde so abgestimmt. Wenn ich andere Vereine sehe, wie die das lösen, dann kann ich das auch von einem Sport-Geschäftsführer erwarten“, rügte Schneider öffentlich.
„Nachdem das Präsidium die Summe öffentlich gemacht hat, kann ich bestätigen, dass aktuell ein freies Budget in Höhe von insgesamt 1,5 Millionen für den Kader, in Form von Gehältern und eventuellen Transferausgaben, zur Verfügung steht“, bestätigte Poschner der AZ. Poschner stellte auch klar: „Diese 1,5 Millionen sind aber nicht durch Transfererlöse entstanden. Die Erlöse von Wood, Weigl und Angha sind nach wie vor in vollem Umfang vorhanden. Über die Verwendung der Transfererlöse entscheiden natürlich die Gesellschafter“, stellte Poschner klar. Damit widersprach er Schneiders Vorwurf, er würde falsche Informationen in den Medien veröffentlichen. „Für mich ist die Situation eine ganz neue und skurril für uns beide. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Poschner darüber zu sprechen. Aber wir werden das natürlich nachholen“, meinte Markus Rejek, der neue starke Mann in der Geschäftsführung, der nun über Poschner steht.
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„Wir haben viel Zeit verloren“, sagte Rejek, der sich von Aufstiegsfantasien wie in den Vorjahren distanzierte. Neben finanziellen Angelegenheiten ist er künftig auch für sportliche Belange mit zuständig. „Wir sind in der 2. Liga angekommen und sollten vermeiden, von mehr zu träumen“, sagte Rejek unter den Pfiffen vieler der knapp 1000 Fans, ehe er den TSV mit „blau-weiß“ statt „weiß-blau“ umschrieb und dafür wütende Kommentare erntete.
Ivanschitz-Berater: "Gab Kontakt zu Poschner"
Noch getoppt wurde die Empörung, als der Name Noor Basha fiel. Das Präsidium um Schneider und Bay hatte größte Mühe, die Berufung des Cousins von Geldgeber Ismaik als Nachfolger von Poschner in die Zwei-Mann-Geschäftsführung neben Rejek zu rechtfertigen. Der Deal sieht wie folgt aus: Als Gegenleistung zur Beförderung zum Geschäftsführer legt Basha seine Funktionen im Aufsichtsrat und Beirat nieder, außerdem verlässt Abdelrahman Ismaik – der Bruder des Investors – den Aufsichtsrat. Die drei freien Stellen sollen mit Funktionären aus Deutschland besetzt werden. Dadurch erhofft sich der TSV eine bessere Kommunikation. Um diese war es zuletzt katastrophal bestellt. Investor Ismaik und das alte Präsidium um Gerhard Mayrhofer sprachen am Ende gar nicht mehr miteinander. „Wir konnten nicht bei null anfangen, wir waren weit unter dem Gefrierpunkt“, charakterisierte Schneider die Wiederaufnahme des Dialogs und sprach im Hinblick auf die Personalentscheidungen um Poschner und Basha von einem „außergewöhnlich guten Ergebnis“ der Verhandlungen