"Gebhart gehört in die 1. Liga!"

Oberhausen-Coach Luginger, der als 18-Jähriger für 1860 spielte, über die Löwen, deren vorbildliche Jugendarbeit und wunderbare Erinnerungen an "fantastische Kerle".
von  Abendzeitung
Timo Gebhart (l.) feiert zusammen mit Mate Ghvinianidze.
Timo Gebhart (l.) feiert zusammen mit Mate Ghvinianidze. © Rauchensteiner/Augenklick

Oberhausen-Coach Luginger, der als 18-Jähriger für 1860 spielte, über die Löwen, deren vorbildliche Jugendarbeit und wunderbare Erinnerungen an "fantastische Kerle".

AZ: Herr Luginger, am Sonntag kommen Sie mit Rot-Weiß Oberhausen in die Allianz Arena. Zu Beginn Ihrer Karriere haben Sie als 18-Jähriger in der Bayernliga für 1860 gespielt.

JÜRGEN LUGINGER: Ja, ich habe da eine sehr schöne Jugendzeit gehabt. Ich war damals U19- Nationalspieler und habe am Anfang meiner Karriere die Zeit bei so einem Traditionsklub sehr genossen. Natürlich habe ich dann irgendwann die sportliche Herausforderung gesucht und bin 1986 nach Leverkusen gegangen.

Sie waren damals so ein Spieler wie heute die Benders oder ein Timo Gebhart bei 1860, die mit 19 die EM gewonnen haben und bei 1860 mittlerweile zu den Leistungsträgern gehören...

Das stimmt. Mit denen kann man mich vergleichen. Ich habe ja auch im Mittelfeld gespielt.

Konnte man Sie bei den Löwen damals nicht halten? Auch in den letzten Jahren musste 1860 immer wieder gute junge Spieler ziehen lassen.

Natürlich wollte mich 1860 halten, aber ich wollte unbedingt weg, mich sportlich weiterentwickeln. Mein Trainer war damals der Wenzel Halama und er wollte natürlich, dass ich bleibe. Wenn du aber als junger Spieler ein Angebot von einem Bundesligisten bekommst, musst du es annehmen. Ich war 18 und da habe ich nicht lange überlegt, wollte nicht auf Dauer in der Bayernliga kicken.

Das wird man bei 1860 nicht gerne hören. Die Bundesliga schaut schon auf Jungs wie die Benders oder einen Timo Gebhart. Hoffenheim wollte ihn schon vor dieser Saison verpflichten.

Als junger Spieler musst du sehen, dass du aus deinem Potenzial das Bestmögliche ausschöpfst. Wenn ein Bundesligist kommt und man hat schon einige Spiele als Profi gemacht und das hat ein Gebhart, dann darf man nicht lange überlegen und sollte die Herausforderung erste Liga annehmen. Man will doch in seiner Entwicklung nicht stehen bleiben. So etwas kommt nie zu früh. Ich habe den Schritt damals nie bereut.

Wenn 1860 nicht aufsteigt, sind dann die Benders und ein Gebhart überhaupt zu halten?

Wenn Sie mich fragen nein. Man sollte ihnen vom Verein klare Ziele aufzeigen und Perspektiven. Wenn 1860 nicht aufsteigt, dann kann man es den Jungs nicht verübeln, wenn sie wechseln. Dann müssen sie es tun. Dass ein Timo Gebhart in die erste Liga gehört, steht außer Frage.

Können Sie sich noch an Ihre Zeit bei den Löwen erinnern?

Natürlich. Es war eine tolle Zeit. Ich wohnte im 1860-Jugendheim. Sportlich lief es damals rund. Mit der B-Jugend sind wir Deutscher Vizemeister geworden, haben das Endspiel in Dortmund zwar verloren, aber es war dennoch ein tolles Erlebnis mit gerade mal 18. Ich denke noch gerne an die Zeit zurück mit der tollen Stimmung bei den Spielen im Grünwalder Stadion.

Sie waren damals 18 Jahre. Was sagen Sie zum Jugendstil, den man bei 1860 in dieser Saison verstärkt fährt?

Ich finde das großartig, dass da aus der Not eine Tugend gemacht wird. Daran sollte sich mancher Verein aus der Bundesliga ein Beispiel nehmen, was man erreichen kann, wenn man kontinuierlich so eine tolle Jugendarbeit betreibt. Der Verein hat damals schon eine tolle Jugendförderung betrieben das war auch der Grund, warum ich 1985 von Ergolding zu 1860 gegangen bin. Die ganze Atmos- phäre mit den fantastischen Fans war für mich jungen Kerl damals schon etwas ganz besonderes.

Ist 1860 ein Vorbild? In Oberhausen gibt es viele junge Spieler, die letztes Jahr noch Oberliga gespielt haben. Wie gehen Sie mit jungen Spielern um?

Ich denke schon, dass 1860 ein Vorbild für uns ist, was das Thema Jugendarbeit betrifft. Auch wir bei RWO sind im Aufbau und mit 15 Oberliga-Spielern hochgekommen. Unser Präsidium legt auch großen Wert auf Jugendförderung mit Spielern aus der Region. Junge Spieler müssen schon eine gewisse Führung haben, man muss ihnen schon ihre Freiheiten lassen, weil sie ihre Erfahrungen selbst machen sollen auch negative, aber der Verein muss Eckpfeiler setzen und den Jungs helfen damit sie sich nicht mehr schaden als nützen. Ganz alleine nicht laufen lassen, aber gewisse Freiheiten müssen schon da sein.

Interview: Reinhard Franke

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