Gabor Kiraly: "Ich spiele, bis ich 42 bin"
Mit 34 Jahren ist Torwart Gabor Kiraly der älteste Profi im Löwen-Kader. Seinen Vertrag hat er nun verlängert. Hier erklärt er, wie er seine Karriere plant – und was er braucht, um sich wohlzufühlen.
AZ: Gabor Kiraly, Sie haben in Berlin und London gelebt. Seit Sommer 2009 sind Sie in München, überall fühlen Sie sich wohl. Wie geht das, die Städte sind unterschiedlich?
GABOR KIRALY: Ich wohne schon lange im Ausland, aber ich habe an meinem Leben nichts geändert. Ich wollte mich immer zu Hause fühlen, dafür brauche ich nicht viel: Natur, Grünflächen, die Nähe zum Trainingsplatz. In Berlin habe ich direkt beim Olympiastadion gewohnt, bei Crystal Palace waren es zwei Kilometer. Da bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Hier laufe ich, es sind nur wenige Meter. Ich lebe einfach, das gefällt mir.
Ist es Ihnen wichtig, nicht als reicher Fußballprofi wahrgenommen zu werden?
Das kann man so nicht sagen, ich verhalte mich nicht anders als ich bin. Warum soll ich mir teure Sachen kaufen, nur weil ich gut verdiene? Ich muss nach meiner Karriere meinen Lebensstandard halten. Als wir letztes Jahr nach 20 Jahren ein Klassentreffen der Grundschulklasse in Ungarn hatten, dauerte es zehn Minuten, bis ein Freund sagte, ich sei der gleiche Kerl wie damals. Es gibt Dinge, die verändern sich nicht.
Zum Beispiel?
Wir machten auch eine Sportstunde mit einem Spiel, bei dem man Gegner abwerfen muss. Ich warf mit der Technik, die ich schon in der Grundschule hatte – und die Leute kannten sie noch. Also habe ich niemanden getroffen. Ein paar haben gelacht, aber das war nett gemeint.
Geschäftsführer Robert Schäfer sagt, er habe Ihren Vertrag verlängert, weil Sie ein Führungsspieler sind. Wie wichtig sind Sie für 1860?
Das freut mich, aber ich weiß, dass es nur gemeinsam geht. Dazu zähle ich die Fans, die Vereinsführung, aber auch die Medien. Wenn alle gegeneinander sind, wird es ungemütlich. Man muss den Erfolg manchmal auch erzwingen und den Mund aufmachen.
Einige Spieler wollen derzeit nichts mehr öffentlich sagen.
In schweren Situation kann ich das verstehen. Aber wir haben die Verantwortung, auch in schlechten Zeiten zu dem zu stehen, was wir machen. Die Frage ist: Willst du deine Probleme lösen oder willst du dich vor ihnen verstecken?
Sie werden bald 35, haben gerade einen neuen Vertrag unterschrieben. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Ich habe einen Plan, ich will spielen, bis ich 42 bin. Am liebsten will ich bis 40 nicht ans Aufhören denken. Ich traue mir das Niveau noch lange zu, auch die Zweite Liga ist eine gute Liga. Ich fühle mich fit und kräftig. In der Bundesliga gibt es Torhüter, die älter sind als ich: Nikolov, Rost, früher auch Reitmaier. Ich mache meine Planung nicht vom Alter abhängig.
Sind Sie mittlerweile ein echter Löwe, der für 1860 lebt?
Ja, der Verein ist in meinem Herzen. Ich gehöre zum Vereinsleben und kann nicht alles bringen, wenn ich mich nicht identifiziere. Ich bin zwar nicht lange hier, aber ich fühle mich zu Hause und weiß, dass man Emotionen braucht, um alles zu geben.
Ihr Torwartrivale Tschauner hat nach Ihrer Vertragsverlängerung keine Zukunft bei 1860. Tut er Ihnen leid?
Es gibt im Fußball immer Situationen, in denen einer gewinnt und einer verliert. Philipp ist ein guter Torwart, er wird seinen Weg gehen. Es wäre schlimm, wenn er sich mit der Bank zufrieden geben würde. Ich hatte immer starke Konkurrenten. Gegen Christian Fiedler in Berlin war es noch schwerer, weil er echter Berliner war und im Umfeld stark gepusht wurde.
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