Funkel spielt gegen den Blues an
1860-Trainer Friedhelm Funkel wundert sich über extreme Gefühle bei den Löwen – und weiß, wie wichtig ein Sieg gegen Cottbus am Sonntag ist. Was auf dem Spiel steht
München - Noch nicht ganz einen Monat ist Friedhelm Funkel nun beim TSV 1860. Doch einen scheinbar in die Klub-DNA eingebrannten Charakter-Zug hat Funkel nun schon erleben müssen: Den Löwen-Blues. „Ich kannte das vorher ja nur aus der Ferne. Anscheinend gibt es hier nur die Gefühle himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt”, sagte Funkel am Freitag, zwei Tage vor dem Heimspiel der Löwen gegen Cottbus.
Der Trainer hätte gerne auf das löwige Gefühlschaos verzichtet. Weil das schlimme 0:3 in Kaiserslautern dem dann nicht vorangegangen wäre. Und weil Funkel generell nicht viel hält vom Blues: „Das ist nicht meine Art zu leben und zu denken. Ich halte es für wichtig, immer die richtige Balance zu finden."
Für etwas Entspannung in deGefühlswelt der Löwen zu sorgen, auch das ist nun Aufgabe der Spieler am Sonntag bei der Partie gegen Cottbus (13.30 Uhr, Sky live). „Die Spieler haben einiges gutzumachen”, sagte Funkel. Der Trainer wollte zwar nicht von einem schicksalshaften Spiel sprechen, Cottbus sei „ein sehr wichtiges Spiel. Aber eines von vielen sehr wichtigen Spielen.” Aber ein wenig wichtiger – und zukunftsweisender – ist die Partie dann doch. Es ist ein Spiel gegen den Blues. Was am Sonntag alles auf dem Spiel steht:
Sympathie der Zuschauer: Nur 17.525 Leute wollten die vier bisherigen Saison-Heimspiele im Schnitt sehen – sollte der Trend so bleiben, würden die Löwen einen Negativ-Rekord seit dem Abstieg aufstellen. Letzte Saison lag der Zuschauer-Schnitt noch bei 22.898 – und schon das reichte bei weitem nicht, die Kosten für die Arena zu decken. Sogar Präsident Gerhard Mayrhofer „kann verstehen, wenn jemand keine Lust mehr hat, ins Stadion zu gehen”. Auf Facebook rief der Präsident dennoch dazu auf, gegen Cottbus in dioe Arena zu kommen. „Wir brauchen euch!”, schrieb er. Das heißt aber auch: Eine weitere Pleite wäre kontraproduktiv.
Funkels eigene Bilanz: Ein Sieg, ein Unentschieden, eine Niederlage: Funkels Start-Bilanz ist ausgeglichen, dank der kämpferisch beeindruckenden Leistung der Mannschaft im Pokal gegen Dortmund leicht positiv. Doch jetzt muss die Mannschaft „eine Serie starten und regelmäßig punkten”, wie Sportchef Florian Hinterberger fordert. „Wir wollen den Anschluss nach oben nicht verlieren”, sagt auch Funkel. Dafür muss er aber für Konstanz sorgen – und der Mannschaft das Toreschießen beibringen.
Die Jobs der Spieler: In Kaiserslautern habe sich „auch die Mannschaft angeboten, umgebaut zu werden”, schrieb Mayrhofer auf Facebook. Die Mannschaft spielt also auf Bewährung. Auch Funkel sprach am Montag von einem „Charaktertest” für die Spieler. Am Freitag ruderte er ein wenig zurück. „Der Charakter der Mannschaft ist in Ordnung”, sagte er. Man dürfe nach einem Spiel nicht alles infrage stellen, er wolle auch nicht wild rotieren. Dieses Vertrauen sollten die Akteure aber nicht verspielen. Funkel kann auch anders.
Investitionen im Winter: Dass die Löwen nachlegen wollen, ist kein Geheimnis. Dass dafür Geld von Investor Hasan Ismaik fließen muss, auch. Doch eine (mit intensiven Verhandlungen verbundene!) kurzfristige Investitionszusage Ismaiks lohnt nur, sollte der Abstand zu den Aufstiegsrängen in der Winterpause nicht zu groß sein.