"Funkel kann richtig auf den Tisch hauen - und wie!"
AZ: Herr Bruchhagen, hat es Sie überrascht, dass Ihr langjähriger Weggefährte Friedhelm Funkel den Trainer-Job bei den Löwen angenommen hat?
HERIBERT BRUCHHAGEN: Nein, wieso? Er war vor einer guten Woche bei uns im Stadion, als wir gegen Borussia Dortmund gespielt haben. Da hat er mir schon erzählt, dass er in Kontakt mit Friedhelm Funkel hat seine Qualitäten auf dem Platz. Alles andere darum nimmt er zwar wahr und erfüllt diese Aufgaben auch gewissenhaft, wie etwa Pressegespräche. Aber so wirklich interessiert ihn das nicht. Sein großer Vorteil ist, dass er ein riesiges Vertrauensverhältnis zu den Spielern hat. Er würde nie einen Spieler öffentlich kritisieren, ist in der Hinsicht sehr zurückhaltend. Hinter verschlossenen Türen ist das aber anders. Da kann er richtig auf den Tisch hauen – und wie! Aber Sie werden keinen Spieler finden, der sich über Funkel beschweren würde.
Bei 1860 hätten sich viele einen Trainer gewünscht, der mehr polarisiert!
Seine Normalität ist die Besonderheit von ihm. Er spricht nicht über so einen Mist wie „cross-over”, „vertikales Spiel” oder „Konzept-Trainer”. Das interessiert ihn nicht. Er hat auch keine Ratschläge von Vorstandsleuten nötig, er weiß um die Probleme selbst am besten Bescheid. Man sollte sich nur einmischen, wenn man von ihm ausdrücklich gefragt wird.
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Ist er ein Einzelgänger?
Nein, überhaupt nicht! Wir haben damals jeden Morgen eine Tasse Kaffee getrunken. Wenn um 10 Uhr Training war, kam Funkel um 9 Uhr zu mir ins Büro. Zudem ist er ein total geselliger Typ. Zu Zeiten des Kölner Karnevals ist Friedhelm zwei Tage erst einmal weg. Oder wenn sein Verein in Neuss Schützenfest hat, zieht er dort mit seinem Bruder mit. Aber keine Angst: Er trinkt nichts. Zumindest habe ich ihn noch nie betrunken gesehen. Er ist bei solchen Anlässen jedoch trotzdem total lustig.
Warum haben Sie damals nicht mehr um ihn gekämpft?
Nach fünf Jahren ist eine gewisse Müdigkeit entstanden. Aber er hat bis zum letzten Tag – und noch eine Woche darüber hinaus, weil wir noch ein Testspiel hatten – konzentriert bei uns gearbeitet. Sebastian Jung und Sebastian Rode hat er zu fertigen Bundesliga-Spielern gemacht. Diese zwei fallen mir auf Anhieb ein, wenn ich an ihn denke. Er hat sie einfach aufgestellt, einfach spielen lassen. Das ist für so junge Spieler viel wertvoller als irgendwelche langen Einzelgespräche.
Zuletzt scheiterte er jedoch in Aachen, als er 2012 mit der Alemannia in die dritte Liga abstieg.
Er ist Fußballer durch und durch. Seine Entscheidung, nach Aachen zu gehen, wurde zum Problem, die hat er überschnell getroffen. Aber so ist Friedhelm: Er will immer arbeiten! Das sieht man ja an seiner Bilanz, wie viele Spieler er als Aktiver und Trainer schon bestritten hat.
Nun wird von ihm ohne Wenn und Aber der Aufstieg gefordert.
Ich wünsche Friedhelm natürlich den Aufstieg. Aber so sehr ich es ihm auch gönne, bleibe ich dabei: 1860 ist nur Außenseiter. Denn: Die Liga ist sehr, sehr ausgeglichen, andere Vereine haben mehr Mittel. Niemand kann sich sicher sein. Selbst die Fürther, die ja oben stehen, halte ich nicht für die Übermannschaft.