Existenz-Angst! Bei 1860 geht das Zittern los
MÜNCHEN - Mageres 1:1 gegen Osnabrück – so vertreiben die Löwen ihre Fans wieder aus der Allianz Arena.
Manfred Stoffers, der Geschäftsführer, hat nach eigener Aussage „keine Ahnung vom Fußball“. Doch was er da am Sonntag in der Allianz Arena sah, muss selbst ihn erschrocken haben, zumal der Marketing-Profi mit der Dankeschön-Aktion „Treu & Blau" 35800 Fans in die Allianz Arena getrommelt hatte. Und was machen die Sechzger, wann immer das Stadion in Fröttmaning gut gefüllt ist? Sie spielen sich die Arena wieder leer: Nur 1:1 gestern gegen Osnabrück – nach einer indiskutablen Vorstellung.
Und genau damit hat Osnabrücks Trainer Pele Wollitz das erreicht, was er unter der Woche forsch im „kicker" angekündigt hatte: „Wir wollen den TSV 1860 mit in den Abstiegskampf ziehen."
Nun müssen sich die Löwen mit einem Thema beschäftigen, das für sie in dieser Saison noch nie eines war: Existenzangst in der Zweiten Liga, vor allem, weil man weiß, dass 1860 noch schwere Auswärtspiele in Koblenz, Augsburg, Oberhausen oder Nürnberg zu bestreiten hat. Das Zittern geht wieder von vorne los bei den Blauen!
Dabei hatte Geschäftsführer Stoffers im Vorwort des Stadion-Magazins „Löwen-News" noch leidenschaftliche Profis versprochen: „Wir Löwen erwarten ein Spiel reich an Elan, Raffinesse, Kampfgeist und Punkten."
Die Löwen schienen die Stoffers-Worte nicht sonderlich zu beeindrucken: Osnabrück, der Gast, war wacher, lebendiger und zielstrebiger als 1860.
Freilich erkannte dies auch schnell Trainer Uwe Wolf, der nervös in seiner Coaching-Zone auf und ab stapfte. Und so schickte der Trainer bereits nach zehn Minuten zwei seiner Ersatzspieler, Danny Schwarz und Mathieu Beda, zum Warmlaufen hinters 1860-Tor – um die elf Löwen, die auf dem Platz standen, wachzurütteln.
Auch diese Maßnahme zeigte keine Wirkung - und so war es nicht verwunderlich, dass die Violetten vorlegten: Matthias Heidrich verwertete in der Tiefschlafphase der Blauen einen Braun-Pass herrlich zum 1:0 (15.).
Die Reaktion? Blaue Lethargie! Und als dann auch noch Torjäger Benny Lauth in der 33. Minute allein auf das Osnabrücker Tor zulief, den Ball an VfL-Keeper Berbig vorbeilegte und sogleich ins Toraus beförderte, lachten sogar die eigenen Fans auf der Tribüne. Verteidiger Torben Hoffmann schrie wutentbrannt unten auf dem Spielfeld: „Was ist hier los? Kommt mal in die Zweikämpfe rein!"
Einer, der sich besonders angesprochen fühlen durfte, durfte nach dem Wechsel nicht mehr mitmachen: Sascha Rösler, der erschreckend schwache Winter-Einkauf aus Gladbach. Als Stadionsprecher Stefan Schneider dessen Auswechslung in der Pause verkündete, klatschte die Kurve hämisch Beifall. Und wie machte sich sein Vertreter, Jose Holebas? Der hatte in der 48. Minute gleich die Chance zum Ausgleich, als er seinen Kopfball aufs Tornetz setzte.
Das erlösende Tor fiel kurze Zeit später aber doch: Im Fallen brachte Lauth (nach Vorarbeit von Johnson) den Ball aus wenigen Metern über die Linie – 1:1 (57.). Eine geordnete Linie gab das den Löwen aber nicht, denn die Gäste waren am Ende dem Sieg näher und hatten Pech, als Heidrich per Kopf nur die Latte (78.) traf.
Oliver Griss