Ex-Trainer Peter Neururer spricht im Interview über den TSV 1860 München

Die Löwen können gegen Bochum den Klassenerhalt schaffen. In der AZ spricht VfL-Ikone Neururer über das Duell und die Fehler der Sechzger: "Man muss sich fragen, warum immer wieder alles schiefgeht."
Matthias Eicher |
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Torwart Stefan Ortega als Ball-aus-dem-Netz-Holer: Der TSV 1860 unterlag in der Hinrunde mit 0:1 beim VfL Bochum.
firo/Augenklick/AZ Torwart Stefan Ortega als Ball-aus-dem-Netz-Holer: Der TSV 1860 unterlag in der Hinrunde mit 0:1 beim VfL Bochum.

Peter Neururer war von 2001 bis 2005 und 2013/14 Trainer des VfL Bochum. In seinem ersten Jahr dort führte der 62-Jährige den Ruhrpott-Verein gleich in die Bundesliga.

AZ: Herr Neururer, am Wochenende steigt der vorletzte Spieltag in der Zweiten Liga - wer muss runter in Liga drei?
Peter Neururer:
Es gibt eine ganze Menge Kandidaten, leider gehört auch der TSV 1860 dazu. Ich hoffe, dass es sie nicht erwischt. Arminia Bielefeld hat für mich ganz schlechte Karten. Erzgebirge Aue ist, trotz des Aufschwungs unter Trainer Domenico Tedesco, auch noch nicht sicher. Toll finde ich, wie man beim FC St. Pauli trotz großer Krise in der Hinrunde am Trainer (Ewald Lienen, d. Red.) festgehalten hat – die haben besten Anschauungsunterricht geliefert, wie es gehen kann.

Die Löwen treffen am Sonntag auf Ihren Herzensklub Bochum. Wie sind die Voraussetzungen in einem Duell, das nur noch für ein Team bedeutend ist?
Das ist für mich ein bisschen das Duell der Frustrierten, weil sich beide Mannschaften mehr als den Abstiegskampf versprochen haben. Wobei Sechzig jetzt natürlich nicht nachlassen und glauben darf, man sei schon so gut wie durch. Erst einmal musst du die Leistung auf den Platz bringen. Bei Bochum ist alles etwas wischiwaschi. Es missfällt mir, wie der Verein heruntergewirtschaftet wurde. Der Nichtabstieg ist schon gesichert, aber wenn ich keine klaren Saisonziele ausgebe, kann ich auch nichts mehr erreichen.

Die Löwen glänzen gerne mit hochambitionierten Plänen…
(unterbricht) …die sich am Ende nicht erfüllen lassen. Das ist bei Sechzig ja schon eine Tradition, getreu dem Motto: je unrealistischer, desto besser – und das alle Jahre wieder!

Folgt nun im dritten Jahr Abstiegskampf in Folge das böse Erwachen – oder springen die Sechzger einmal mehr von der Schippe?
Klar könnte es noch zum Desaster kommen, aber ganz ehrlich: Wenn es Sechzig gegen Bochum und Heidenheim, die unkonstanter kaum spielen könnten, nicht auf die Reihe kriegt, haben sie in der Zweiten Liga nichts verloren. Es ist traurig, dass 1860 dort unten steht. Das Potenzial für den Aufstieg habe ich zuletzt nicht gesehen, aber immer wesentlich mehr Möglichkeiten als das, was schlussendlich da geliefert wurde. Man muss sich schon die Frage stellen, warum es immer wieder schiefgeht.

Warum geht es denn immer wieder schief, Herr Neururer?
Aus meiner Sicht herrschen in diesem eigentlich so tollen Klub viele Inkompetenzen, vor allem in sportlichen Belangen.

Mit Vitor Pereira ging 1860 im Winter einen neuen Weg und hat einen international renommierten Trainer geholt.
Der die Augen vor dem drohenden Abstieg erst einmal verschlossen hat. Wenn ich die Entwicklung sehe, die im Winter neu zusammengewürfelte Mannschaft, dann weiß ich: Es geht jetzt nur noch gegen den Abstieg. 1860 hat da viel Geld für Spieler ausgegeben, die gar nicht alle sofort weiterhelfen konnten.

Abwehrchef Abdoulaye Ba konnte es, während der dänische Torjäger Christian Gytkjaer lange enttäuschte, ehe er in Dresden den wichtigen Führungstreffer erzielte.
Jetzt hat Gytkjaer zwei Saisontore geschossen. Klar war sein Tor gegen Dresden wichtig, und auch stark gemacht, aber das ist insgesamt zu wenig. Wobei man sagen muss: Die Jungs stehen unter Druck, da kann nicht jeder sofort auf Knopfdruck funktionieren. Bei 1860 müsste man mal zulassen, dass etwas zusammenwächst.

Zuletzt ließ zwar die Chancenverwertung weiter zu wünschen übrig, doch die Körpersprache stimmte.
Man hat bei Sechzig, spätestens seit dem Dresden-Sieg, zumindest erkannt, dass es nur mit unbändigem Kampfgeist geht im Tabellenkeller. Davor gegen Braunschweig hat man wieder einmal gesehen: Es ist auch sensationell, was da los sei kann: knapp 40 000 Zuschauer, auch gegen Bochum wird es wieder eine tolle Kulisse. Ich gehe davon aus, dass man, getragen von den Fans, Bochum zuhause schlägt. Ich drücke den Löwen die Daumen, dass sie die Liga halten – trotz allem, was da schief läuft. Ich finde den Verein und das Drumherum fantastisch.

Lesen Sie hier: Wittek: "Wir dürfen uns keinen Druck aufbauen

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