Ex-Löwe Göktan: Neustart in Thailand

AZ exklusiv: Der Stürmer, 2008 nach dem Kokain-Skandal bei 1860 gefeuert, wechselt – auch aus Liebe zu seiner Frau – in deren Heimat. Der 29-Jährige erhält bei Muangthong United einen Einjahresvertrag.
von  Abendzeitung
Spielt künftig in der Thai Premier League: Berkant Göktan.
Spielt künftig in der Thai Premier League: Berkant Göktan. © imago

MÜNCHEN - AZ exklusiv: Der Stürmer, 2008 nach dem Kokain-Skandal bei 1860 gefeuert, wechselt – auch aus Liebe zu seiner Frau – in deren Heimat. Der 29-Jährige erhält bei Muangthong United einen Einjahresvertrag.

Helios München, FC Bayern, Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld, Galatasaray Istanbul, Besiktas, Istanbul, 1.FC Kaiserslautern, Englischer Garten, TSV 1860 – und die Odyssee des ehemaligen Ausnahmetalents Berkant Göktan geht weiter. Nun nämlich heuerte der mittlerweile 29-Jährige in Fernost an – beim thailändischen Meister Muangthong United. Am Donnerstag wurde der Angreifer, der beim TSV 1860 im Herbst 2008 in Folge nachgewiesenen Kokainkonsums gefeuert wurde, offiziell präsentiert. Er erhielt einen Einjahresvertrag.

„Wenn er glaubt, das ist nur Altherren-Fußball, dann wird er sich wundern“, sagt Hans Emser. Und Emser muss es wissen, der gebürtige Saarländer ist nämlich seit zwei Jahren Technischer Direktor bei Muangthongs Lokalrivalen Bangkok Glass FC. „Die vier, fünf Topmannschaften der thailändischen Premier League haben etwa deutsches Drittliga-Niveau“, glaubt der 61-Jährige, „an einem guten Tag könnte unsere Mannschaft oder jene von Muangthong vielleicht auch mal einen Zweitligisten schlagen – zumindest vielleicht.“

Warum Göktan seinen Neustart ausgerechnet in Thailand versucht, ist leicht zu erklären: Es ist ein Wechsel aus Liebe. Der Stürmer, der nach seinem Rauswurf auf Weltreise war, hat in Thailand seine jetzige Frau kennen gelernt. Vergangenen Herbst hat das Paar geheiratet. Nun folgt das Engagement Göktans bei Thailands Spitzenklub. Zwar kassiert der Deutsch-Türke nicht so viel wie zuvor in Europa, doch Emser sagt: „Hier in Thailand kann man durchaus gut verdienen. Ein thailändischer Topspieler kann schon 100000 Baht verdienen, das sind umgerechnet rund 2100 Euro.“ Doch Emser relativiert dies sofort: „Das klingt nach wenig, aber davon kann man hier hervorragend leben. Hier kostet, im Vergleich mit Deutschland, alles ein Zehntel. Zum Vergleich: Ein Bankdirektor erhält pro Jahr ungefähr 50000 Baht.“

Außerdem ist Muangthong United so eine Art thailändisches Hoffenheim. Der aktuelle Meister aus der Provinz Nonthaburi nahe Bangkok wurde erst 1989 gegründet, stieg zuletzt zweimal in Folge auf und wurde in seiner ersten Premier-League-Saison prompt Meister. Der Hintergrund: Der Verein gehört dem größten Medienkonzern des Landes, dem Siam Sport Syndicat. Trikotsponsor ist der japanische Konzern Yamaha, Trainer der frühere belgische Profi René Desaeyere, Sportdirektor dessen Landsmann Robert Procureur. Ihn kennt Emser: „Wir haben einen sehr guten Kontakt. Die ziehen das jetzt, genau wie wir, sehr professionell auf. Der Fußball boomt.“

So habe Muangthong United für die am 7. März beginnende Saison soeben seine neue Arena, das Yamaha-Stadion, eingeweiht. „Da passen rund 18000 Zuschauer rein – und es wird so gut wie immer ausverkauft sein“, sagt Emser.

Und tatsächlich kann Berkant Göktan – wie einst mit Galatasaray Istanbul – demnächst vielleicht wieder in der Champions League spielen, diesmal halt in der asiatischen Ausgabe AFC. Zwei Qualifikationsrunden muss sein Team zuvor überstehen. Runde eins führt den Ex-Löwen nach Vietnam. Am 30. Januar tritt Muangthong beim vietnamesischen Meister FC Da Nang an.

Jochen Schlosser, Oliver Griss

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