"Es ging um die Löwenmentalität": Trainer Glöckner stachelt 1860 mit Präsentation an

Die Sonne brannte schon am Mittwochmorgen runter. 28 Grad, kein Schatten an der Grünwalder Straße. Nur Trinkpausen und der Wassersprenger machten es für die Löwen ein bisserl erträglicher. Selbst Coach Patrick Glöckner, durchaus ein Hitzemensch, betitelte die Trainingseinheit als "sehr anstrengend". Rücksicht auf die hohen Temperaturen kann er allerdings nicht nehmen.
Im Gegenteil: Glöckner fährt die Intensität und das Volumen hoch. "Es sind Trainingseinheiten, in denen du über deine Grenze gehen musst", betonte der 48-Jährige. Immerhin will Glöckner in einem Monat mit einer schlagfertigen Truppe in die Saison starten. Mit dem Gedanken gespielt, das Training zwecks der Hitze etwas früher anzusetzen, hatte er trotzdem.
Glöckner-Präsentation: "Es ging um die Löwenmentalität"
Doch das geht nicht. Vor der Einheit um 10.30 Uhr haben seine Spieler ein Individualtraining. Das Sechzig-Programm ist streng durchgetaktet. Die Stimmung trübt das aber nicht, die Löwen ziehen engagiert mit. "Die Energie auf dem Platz ist wahnsinnig", resümierte Glöckner zufrieden: "Sie pushen sich gegenseitig, sind eine sehr gute Einheit." Ein Löwenrudel, um Fachjargon zu bleiben.

Seine Präsentation scheint Wirkung zu zeigen. Zu Beginn der Vorbereitung hatte er der Mannschaft seine Philosophie auf Folien gepackt. Der Leitgedanke: Das Team steht über allem. Glöckner geht es nicht nur darum, "in der Kabine ein Team darzustellen, sondern auf dem Platz soll die positive Energie weitergegeben werden."
Verpackt, wie kann es auch anders sein, hat der Fußballlehrer seine Gedanken in Tiersprache. Und nein, die Graugänse von Hansi Flicks waren es nicht. "Es ging um die Löwenmentalität", verriet Glöckner auf AZ-Nachfrage. Man müsse dafür "nur bei Wikipedia oder Google schauen, was unter dem Löwen steht".
(K)eine Erinnerung an den "Neuen Biss des Löwen"
Das könne man "gut auf den Fußball übertragen", so der Trainer. Ob er wusste, dass sich ein gewisser Oliver Mueller bei einem ähnlichen Versuch die Zähne ausbiss? Stichwort: "Der neue Biss des Löwen". Die Vision des Ex-Geschäftsführers, die Sechzig innerhalb von fünf Jahren zur Nummer zwei im Freistaat machen sollte. Und ihm am Ende vor allem Spott einbrachte. Das soll Glöckner nicht passieren. Er hat sich auch auf etwas anderes fokussiert.

"Wir haben es auf jeden Fall so aufbereitet, dass du am Ende Gänsehaut bekommst, wenn du hier für diesen Verein spielst", meinte Glöckner. Und solche Präsentationen sind wiederum vor einer Saison üblich. Übrigens: Glöckner sieht sich zwar nicht wie im Falle Mueller als "Löwenmama", doch zum Rudel zählt er sich schon. Deshalb dürfen ihn seine Spieler auch duzen.
Volland und Niederlechner als Glöckners Leitlöwen
Seine beiden Leitlöwen, die seine Philosophie in der Mannschaft vorleben, hat er auch schon gefunden: Kevin Volland und Florian Niederlechner. "Die Jungs investieren so viel, das ist unfassbar", schwärmte Glöckner. Und wenn "zwei solche Kaliber das machen, kannst du von den anderen erwarten, dass sie es auch machen. Da hat kein anderer den Anspruch, hinterherzuhinken." Klare Worte vom Coach.

Dass die Latte in Giesing in der neuen Saison höher liegt, zeigte Niederlechner im Lauftest. Der Stürmer landete unter den ersten Fünf. Überrascht war Glöckner davon nicht. Der Neuzugang von Hertha BSC "war auch bei den Laktatwerten ganz vorne". Mit Jungspund Clemens Lippmann konnte Niederlechner allerdings nicht mithalten. Der Außenverteidiger hielt am längsten von allen Löwen durch. Respekt.
Da er und die anderen Youngsters auch sonst fester Teil des Teams sind, hat Glöckner den Umgang mit den Talenten in seiner Präsentation extra thematisiert. Und auch da hatten seine Löwen scheinbar gut aufgepasst. Emre Erdogan bekam nach Fehlern eine Ansage von seinen Teamkollegen. "Es war Kritik, die aber positiv verfasst war", analysierte Glöckner. So wünscht er sich das.
Ob der Biss Glöckners im Ligabetrieb auch derart Wirkung zeigt? Immerhin ist die Erwartungshaltung groß. Klar ist: Geht die Vorbereitung so weiter, stehen die Vorzeichen gut.