"Erschreckend": Rassismusvorfall bei 1860-Sieg gegen Cottbus
Update 18.20 Uhr: Die Vereinsführung des TSV 1860 hat soeben eine Stellungnahme veröffentlicht. Wir zeigen sie weiter unten im Artikel auszugsweise im Wortlaut.
Die Drittliga-Partie zwischen dem TSV 1860 München und Energie Cottbus ist durch einen rassistischen Vorfall überschattet worden und stand vor dem Abbruch. Der Cottbuser Fußballprofi Justin Butler berichtete nach Angaben von Schiedsrichter Konrad Oldhafer, dass er von der Tribüne mit Affenlauten beleidigt worden sei. Der Unparteiische unterbrach die Partie, die die Münchner mit 3:0 (2:0) gewannen, und setzte sie erst nach knapp zehn Minuten fort. Ein Zuschauer wurde nach Aussage des Schiedsrichters des Stadions verwiesen.
Der Stadionsprecher sprach von einem rassistischen Vorfall und entschuldigte sich aus Sicht der Münchner dafür. Schiedsrichter Oldhafer sagte beim Internetsender MagentaSport, dass Butler ihm von Affenlauten berichtet habe. "Ich selber hatte keine Wahrnehmung davon. Ich habe dem Spieler gleich signalisiert, dass wir das Thema sehr ernst nehmen." Er habe mit beiden Kapitänen und Butler gesprochen, sagte der Referee.
"Nachdem wir die Mitteilung bekommen haben, dass der betroffene Zuschauer, der angeblich diese Geräusche gemacht haben soll, ausfindig gemacht wurde und aus dem Stadion verbannt wurde, habe ich mit ihm gesprochen", sagte Oldhafer. Er habe Butler gefragt, ob dieser sich in der Lage fühle, das Spiel fortzusetzen. Als der schwarze Profi, dies bejahte, pfiff der Schiedsrichter wieder an.
Wollitz: Präsidium von 1860 München hat sich entschuldigt
"Das ist erschreckend", kommentierte Cottbus-Spieler Axel Borgmann. "Ich habe Justin gefragt, er hat es mir bestätigt. Es ist traurig, dass es immer wieder Thema ist." Das Spiel sei "dann auch zweitrangig. Uns geht es darum, als Mannschaft geschlossen als Vertreter der Gesellschaft hinter unserem Spieler zu stehen. Es kommt immer und immer wieder vor, das ist traurig und schade. Ich bin froh, dass der Fan identifiziert und aus dem Stadion geholt wurde."
Das Präsidium von 1860 habe sich für die Person entschuldigt, berichtete Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz. "Sie brauchen sich nicht entschuldigen, aber ich empfinde das sehr angenehm." Weiter sage der Coach zu dem Vorfall: "Das braucht keiner, das will keiner, dennoch passiert es immer."
Energie-Trainer: "Traurig"
Er habe "zum Schiedsrichter gesagt, er kann das Spiel abbrechen, um ein Zeichen zu setzen. Wir sind der Verlierer, das Ergebnis war 2:0. Einfach mal ein Zeichen setzen, wir reden immer, aber keiner handelt. Das ist traurig für den Spieler und traurig für 60 München."

Löwen-Trainer Markus Kauczinski sagte: "Ich habe hinterher gehört, dass dieser Vorfall war. Als derjenige ermittelt worden ist, war klar, dass es weitergehen kann."
Nach fünf Liga-Siegen in Serie kassierte Energie durch die Treffer von Thore Jacobsen (39./Foulelfmeter/45.+4.) und King Manu (82./Eigentor) wieder eine Niederlage. Der MSV Duisburg ist nach dem Remis in Osnabrück wieder Erster.
Offizielle Stellungnahme: So entschuldigt sich der TSV 1860 München
Kurz nach dem Spiel hat der TSV 1860 über seine Homepage eine Stellungnahme und Entschuldigung veröffentlicht. Zunächst wird der Vorfall dort noch einmal geschildert. Dann heißt es: "Der TSV 1860 München entschuldigt sich bei Justin Butler und dem FC Energie Cottbus für diesen Vorfall." Aufgrund des schnellen Einschreitens von Spielern beider Mannschaften sowie der Fans hätte man den Zuschauer ausfindig machen können. Dieser sei der Polizei übergeben worden.
Dann wird es grundsätzlicher: "Die Löwen sprechen sich mit allen Mitgliedern ausdrücklich gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer sexuellen Identität, ihres Alters oder aufgrund einer Behinderung aus und stehen für Gleichberechtigung, Vielfalt und Toleranz. Dies unterstrich die Westkurve, die nach dem Vorfall „Nazis raus!“ skandierte."
Von Sechzig heißt es, man werde sich um eine "vollumfängliche Aufarbeitung dieses Vorfalls bemühen und den Zuschauer mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Rechenschaft ziehen."
