"Gefühlter Sieg": TSV 1860 rettet sich in letzter Sekunde – und träumt weiter vom Aufstieg

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Lange, verdammt lange 96 Minuten und ein paar Sekunden hatte es am Samstag auf Giesings Höhen nach dem ersten Euphorie-Dämpfer für die Löwen in dieser Saison ausgesehen – bis Sigurd Haugen in der letzten Minute der Nachspielzeit per Popo-Billard-Treffer doch noch den Ausgleich erzielte – 1860 plus sieben.
Glöckner spricht nach Remis gegen VfB II von "gefühltem Sieg"
Normalerweise wäre ein spätes – und auch ein bisserl glückliches –1:1 gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart nicht gerade dazu geeignet, einen Jubelsturm im Löwenkosmos auszulösen. Aber mal ehrlich: Was ist aktuell schon noch normal rund um die Grünwalder Straße 114? Mehr Aufstiegshoffnung war nie – und die wollen sich offenbar weder Spieler und Verantwortliche noch die Fans von einem Beinahe-Stolperer gegen die Schwaben verderben lassen.
Beweise gefällig? Trainer Patrick Glöckner, der mit seinen Offensiv-Umstellungen im Vergleich zum Aachen-Spiel zunächst daneben gelegen hatte, sprach hinterher von einem "gefühlten Sieg". David Philipp, der überraschend für Haugen in die Startelf rotiert war, wagte in den Katakomben des Grünwalder Stadions sogar den Griff in die festverschlossene Index-Kiste. Dort liegt direkt neben dem berühmten A-Wort (Aufstieg), das bei Sechzig niemand offiziell in den Mund nehmen mag, das aber als großes Ziel über dieser Saison schwebt, der brisante Begriff "Spitzenmannschaft".

Jocker des TSV 1860 stechen erneut
Und als nichts weniger bezeichnete Philipp sich und seine Löwen nach dieser gerade in Hälfte eins doch recht zähen Hausaufgabe. Kurios, realitätsfremd, gar abgehoben? Nein, nicht wirklich. Denn der 25-Jährige lieferte dazu eine schlüssige Analyse – und vor allem warum heuer mit dem TSV 1860 zu rechnen ist.
"Ich habe heute für den Sigi (Sigurd Haugen, d. Red.) gespielt. Er kam von der Bank, war wahrscheinlich auch nicht so zufrieden. Dass wir diese Breite im Kader haben und er dann reinkommt und so eine Antwort gibt – das spricht für uns. Diese Punkte sind die ganz entscheidenden, um die Stimmung aufrecht zu erhalten und an sich zu glauben", erklärte der gebürtige Hamburger in Giesinger Diensten – und schickte dann noch folgende selbstbewusste Botschaft hinterher: "Wir haben jetzt zwei Spiele in den Schlussminuten durch Jokertore entscheiden – und ich glaube, das macht am Ende eine Spitzenmannschaft aus!"
Sechzig muss am Samstag zu Pokal-Schreck Illertissen
Von selbiger wollte Trainer Glöckner freilich (noch) nicht sprechen, er hob aber – neben den Unzulänglichkeiten in Durchgang eins – ebenfalls die unbändige Moral seiner Mannschaft heraus: "Wir glauben immer bis zur letzten Minute daran, so ein Spiel noch drehen zu können." Knapp eine Woche haben Glöckner und sein Team nun Zeit, an den Abstimmungsproblemen zu arbeiten.
Dann steht während der Länderspielpause am kommenden Samstag (14 Uhr, Live im BR und AZ-Liveticker) im Landescup das Spiel bei Pokal-Schreck FV Illertissen an. Und anders als Zweitligist 1. FC Nürnberg sollte eine "Spitzenmannschaft" da besser nicht verlieren.