Englische Vorbereitung und hoffnungsvolle Zahlen
München - Immer wieder haben die Löwen-Verantwortlichen in dieser Saison erklärt, die Entwicklung der Mannschaft sei ein "Prozess". Es brauche Zeit. Man müsse Geduld haben. Aus einem Umbruch werde nicht von heute auf morgen eine erfolgreiche Mannschaft.
Schon unter Markus von Ahlen hatte es kurzzeitig ausgesehen, als ob die Mannschaft die Kurve kriegen würde. Vermeintlich spielentscheidende Werte (Zweikampf- und Passquote, Laufdistanz, Ballbesitz, Torschüsse) wurden besser, doch die Ergebnisse blieben aus. Stattdessen fielen auch die Statistiken irgendwann wieder ab. Ganz so, als ob die Spieler gemerkt hätten, dass ihr größerer Aufwand ohnehin nicht belohnt würde.
Auch unter Torsten Fröhling gibt es nun wieder den erhofften Aufwind. Allerdings nicht nur in statistischen Werten, sondern auch in Punkten. Mit zwölf Punkten in neun Spielen (Schnitt: 1,33) holte Fröhling 0,5 Punkte mehr pro Spiel als von Ahlen und Ricardo Moniz.
Vor allem aber die vergangenen beiden Spiele (2:1 gegen Bochum und 1:1 in Düsseldorf) haben Fröhling das Gefühl gegeben: „Die Mannschaft entwickelt sich. Sie lebt.“ Die Spieler glauben ihrem Trainer, folgen ihm, lassen sich auf seine Vorgaben ein. Beispielhaft der Wandel zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit gegen Bochum, als Fröhling seine Spieler in der Kabine sachlich aufzeigte, wie sie das Spiel umbiegen könnten.
Die Folge: In den letzten beiden Spielen schossen die Löwen häufiger aufs Tor als der Gegner (16:11 gegen Bochum, 13:11 gegen Düsseldorf), hielt in den Zweikämpfen (jeweils 50 Prozent) auf Augenhöhe dagegen, verbesserte eine dramatisch schlechte Passquote gegen Bochum zur Halbzeit (63,7) nach dem Seitenwechsel noch auf über 90 Minuten gerechnet 69,3 Prozent und bestätigte diese Verbesserung gegen Düsseldorf (76,3%) in einem über zumindest 80 von 90 Minuten stabilen, konzentriertem und engagiertem Spiel.
Vor allem aber: Die Löwen laufen mehr als die Gegner. Die Löwen sprinten mehr als die Gegner. "Gegen Bochum war wichtig, dass wir hinten raus noch mal nachlegen konnten", hatte Co-Trainer Collin Benjamin nach dem 2:1 gelobt. "Da haben sich die Extra-Einheiten gelohnt." Fröhling und Benjamin schinden ihre Spieler auch zu diesem Zeitpunkt der Saison noch regelmäßig mit Konditionseinheiten, lassen sie teilweise eine Dreiviertelstunde 200- und 400 Meter-Läufe absolvieren.
Dass die Spieler diese Belastung umsetzen und am Wochenende auf den Rasen bringen, liegt auch an einer Umstellung im Wochenablauf. Fröhling schätzt das englische System, vier Tage vor einem Spiel den Spielern noch einmal einen freien Tag zu gewähren. So auch diese Woche. Montag ist frei, Dienstag wird zweimal trainiert und sich gequält, dafür dürfen die Kicker am Mittwoch noch einmal zuhause bleiben, ehe es am Donnerstag in die dreitägige Spieltags-Vorbereitung gegen Union Berlin geht. Fußballerisch hält Fröhling zwar nichts vom klassischen englischen Kick & Rush. Aber wenn die Engländer eins können, dann ist es laufen. Und das müssen die Löwen auch, um den Klassenerhalt zu schaffen.
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