Einsichtige Fans: Ultras der SpVgg Unterhaching distanzieren sich von Böller-Übeltäter

München - Wenn Fußballfans auch anders können: Aktive Fanszenen haben im Profisport durch diverse Entgleisungen und Gesetzesverstöße nicht gerade den besten Ruf. In kurzer Zeit hat nun sowohl die Hachinger Fanszene, als auch die des TSV 1860 gezeigt, dass vorausgegangenem Fehlverhalten auch starke Botschaften und Taten folgen können.
Haching-Ultras distanzieren sich von Böller-Wurf auf Hiller
Nachdem Sechzigs Torhüter Marco Hiller in der Schlussphase des S-Bahn-Derbys gegen die SpVgg Unterhaching (2:1) am vergangenen Samstag im Grünwalder Stadion fast von einem rauchenden Gegenstand getroffen worden wäre, hat sich die Fangruppierung "Classic Squad Unterhaching" für den Vorfall entschuldigt, sich davon distanziert und vor Grenzüberschreitungen gewarnt.
"Servus Fußballfans, wie sicherlich die meisten mitbekommen haben, kam es beim heutigen Spiel zwischen unserer Spielvereinigung und dem TSV 1860 München zu einem unschönen Ereignis. Kurz vor Ende des Spiels wurde der Torhüter des TSV, Marco Hiller, mit einem pyrotechnischen Gegenstand beworfen. Wir als Classic Squad distanzieren uns im Namen der aktiven Fanszene von Haching klar von jeglichen Handlungen dieser Art", schrieben die Hachinger Ultras.
Hiller: "Ich wurde nicht getroffen von dem Ding"
Der Entgleisung beim Duell auf Giesings Höhen, nachdem Haching wohl endgültig keine Hoffnungen mehr hat, den Absturz in die Regionalliga noch zu verhindern, folgte eine starke Botschaft: "Rivalität und Leidenschaft gehören zum Fußball, jedoch überschreitet das Werfen von Gegenständen wie Bechern, Feuerzeugen oder wie in diesem Fall pyrotechnischen Gegenständen eine klare Grenze." Man hoffe, dass Hiller "nicht verletzt" worden sei und fordere alle Haching-Fans dazu auf, ihre Finger von Wurfgeschossen zu nehmen.
"Ich wurde nicht getroffen von dem Ding, ich weiß nicht, was es war. Von daher alles gut", sagte Hiller nach dem Duell auf AZ-Nachfrage dazu und wollte den Vorfall damit nicht größer machen, als er war. Dennoch hatte Schiedsrichter Assad Nouhoum die Partie unterbrochen und die beiden Kapitäne der Klubs, Jesper Verlaat und Markus Schwabl, um sich versammelt. Das Duell konnte aber wenig später zu Ende gespielt werden.

Sechzig-Fans kamen jüngst für Schaden nach Memmingen-Spiel auf
Sechzigs Fans hatten sich indes schon vor dem Duell gegen Haching für einen mehr als fragwürdigen Auftritt einiger Löwen-Anhänger in Memmingen entschuldigt. Nachdem Fans der zweiten Mannschaft des TSV 1860 am vorvergangenen Wochenende beim FC Memmingen randaliert hatten, sind die Löwen-Anhänger mittlerweile sogar für den entstandenen Schaden aufgekommen.
Nach einem klärenden Gespräch mit dem Fanprojekt hat man sich darauf verständigt, eine Summe von 1000 Euro für den entstandenen Schaden, also ausgebliebene Eintrittsgelder und Reinigungskosten, zu berappen. Das Geld hat die Fanszene des TSV gesammelt. Der FC Memmingen verzichtete im Gegenzug auf rechtliche Schritte und nahm die versöhnliche Geste wohlwollend zur Kenntnis. Fußballfans können also auch anders, wenn sie wollen. In der "Strafentabelle", erhoben von "fussballmafia.de," belegt 1860 in dieser Saison mit 68.015 Euro deutschlandweit den 16. Platz - und wäre damit erstklassig.