Ein Masseur für die Löwen

Am Mittwoch-Abend präsentierten die Löwen ihren neuen Trainer: Ricardo Moniz. Der Niederländer steht für „alle Löwen-Tugenden“, sagt Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner.
München - In Salzburg erzählt man sich heute noch recht schöne Geschichten über Ricardo Moniz. Sie handeln etwa darüber, wie der heute 49-Jährige nach den Übungseinheiten, bei denen er meist auch noch mitspielte, sich die Spieler schnappte und ihre Waden durchknetete. Moniz ist schließlich auch ausgebildeter Masseur. Vor allem aber ist der Niederländer Trainer.
Und als solchen haben die Löwen ihn nun verpflichtet. Gestern Abend unterschrieb Moniz bei 1860 einen, wie der Klub mitteilt, „leistungsbezogenen Zweijahresvertrag“. Zuvor hatte Moniz seinen Vertrag beim polnischen Erstligisten Legia Danzig aufgelöst, bei dem er seit März arbeitete.
Rund drei Wochen vor dem Start in die Vorbereitung haben die Löwen also ihren neuen Trainer. Am Ende wurde es kein knorriger Gaucho-Schweizer wie Carlos Bernegger, der lieber in Luzern geblieben ist und auch kein selbstbewusster Kroate wie Nenad Bjelica, der zuletzt gehandelt worden war. Die Löwen verpflichteten den weitgereisten Technik-Fetischisten Moniz. Oder, wie 1860-Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner sagte: „Ricardo ist ein Vollblut-Typ. Er lebt Fußball.“ In Salzburg, wo er 2010 als Nachwuchskoordinator angefangen hatte, ehe er im April 2011 zum Cheftrainer befördert und die Profis 2012 zum Double führte, wohnte er lange Zeit in einer Pension direkt am Trainingsgelände. Keine zwei Monate nach dem Doublegewinn trat Moniz zurück – obwohl er kurz zuvor erst einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte. Grund: „Manche bei Red Bull haben versucht, mich zu killen“, wie Moniz später der niederländischen Zeitschrift „Voetbal International“ sagte. Das war natürlich nicht wörtlich gemeint, zeigt aber, dass Moniz keiner ist, der sich von Vorgesetzten alles sagen lässt.
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Auch in Deutschland ist Moniz, der als Spieler für die niederländischen Mittelklasse-Klubs Waalwijk und Haarlem gespielt hat, kein ganz Unbekannter. Beim HSV arbeitete er ab 2008 als Technik-, Co-, und später auch Interimstrainer. Zuvor war er als Techniktrainer bei Tottenham tätig gewesen. Überhaupt ist Technik eine wahre Obsession des Niederländers, der neben seiner Muttersprache auch passabel Deutsch, Englisch und Spanisch spricht. Als Vorbild nennt er den holländischen Trainer-Guru Wiel Coerver, der in den Sechziger und Siebziger Jahren die so genannte „Coerver-Methode“ erfand, eine Trainingslehre, die vor allem Wert legt auf Ballkontrolle und exaktes Passspiel.
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Das alles soll nun den Löwen zu Gute kommen, die ab der kommenden Saison ja mutigen, technisch starken und offensiven Fußball spielen sollen. „Er verkörpert mit seiner Art, Fußball spielen zu lassen, alle Löwen-Tugenden“, sagte Poschner, „mutig und aggressiv nach vorne und niemals aufgeben.“ Der Sportchef lobte weiter: „Ich bin sicher, dass Ricardo noch mehr Fußball aus den Spielern herauskitzelt und durch seine Leidenschaft jeden überzeugt.“ Kurz: „Er musste es einfach sein.“
Der Auserwählte wird sein neues Amt am 20. Juni antreten an der Grünwalder Straße, ob er vorher noch präsentiert wird, war gestern noch unklar.
Moniz' zur Seite gestellt wird als Co-Trainer Markus von Ahlen, der bisherige Interims-Trainer, der bis zuletzt gute Chancen hatte, selbst permanent zum Chef aufzusteigen. „Wir wissen , was wir am Menschen und Trainer Markus von Ahlen haben und sind sehr froh darüber, ihn weiterhin an den TSV1860 binden zu können“, sagte Poschner.
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