Ehrung für "Löwenfans gegen Rechts"

Initiatorin Hoppen erklärt im AZ-Interview, wie sie weiterkämpfen will - und wie schlimm es um den Rassismus in der Fankurve steht. "Am schönsten wäre, es müsste und nicht geben", sagt sie.
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Erhalten nun den Julius-Hirsch-Preis (v.l.): Martin Elsner, Jakob Krieger, Stefan Rauch, Dagmar Jochum, Ulla Hoppen und Herbert Schröger von den „Löwenfans gegen Rechts“.
Ronald Zimmermann Erhalten nun den Julius-Hirsch-Preis (v.l.): Martin Elsner, Jakob Krieger, Stefan Rauch, Dagmar Jochum, Ulla Hoppen und Herbert Schröger von den „Löwenfans gegen Rechts“.

Initiatorin Hoppen erklärt im AZ-Interview, wie sie weiterkämpfen will - und wie schlimm es um den Rassismus in der Fankurve steht. "Am schönsten wäre, es müsste und nicht geben", sagt sie.

AZ: Für Ihr Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus erhalten die „Löwenfans gegen Rechts“ am Mittwoch in Hannover den Julius-Hirsch-Preis des DFB. Glückwunsch, Frau Hoppen.

ULLA HOPPEN:.Danke. Damit hätten wir auch nie gerechnet, das kam sehr überraschend. Wir sind sehr froh und glücklich, dass unsere Arbeit so gewürdigt wird.

Dabei fing es ja recht klein an, vor knapp 15 Jahren. .

Das war nach dem Umzug ins Olympiastadion 1995. Damals trafen sich die Nazis bei den Spielen immer unter der Stadionuhr der Nordkurve. Das haben wir nicht mehr ertragen. Wir waren so fünf Leute und haben ein Transparent gegen die Nazis gemalt und uns daneben hingestellt. So ging das los. Inzwischen haben wir 80 Leute, die uns aktiv unterstützen.

Wie schlimm steht es denn um den Rassismus in der Fankurve?.

Leider war es auch beim Umzug in die Allianz-Arena so, dass wieder mehr Nazis kamen. Das ist bei einem neuen Stadion immer so. Ich schätze, es sind so 60 Stück, und es werden immer mehr. Da gibt es einen harten Kern, eine Handvoll Rattenfänger, so 15 bis 20 Leute, die versuchen, vor allem Jugendliche für sich zu gewinnen. Da kommen dann diese Uh-Uh-Uh-Rufe, dass Spieler als Judensau beschimpft werden, dass sie eine U-Bahn nach Auschwitz bauen wollen. Das ist fürchterlich.

Dabei haben die Löwen eine neue Stadionordnung, wonach Fans mit Nazi-Emblemen und einschlägig bekannten Kleidungsmarken nicht ins Stadion dürfen..

Leider funktioniert das nicht so, dass der Ordnungsdienst diese Leute auch immer rauszieht. Bei der Masse ist das auch schwer. Außerdem fallen viele gar nicht auf. Die schauen teilweise so aus wie Mamas liebster Schwiegersohn. Ganz brav.

Was tun Sie, wenn Sie solch diskriminierende Rufe im Stadion hören?.

Wir gehen hin und sagen, er soll seinen Mund halten. Und wir versuchen, mehr Leute dagegen zu mobilisieren. Dass sie Zivilcourage zeigen gegen das Geschrei. Außerhalb des Stadions arbeiten wir gerade im Fanheim und am Streetworkbus oder im Grünwalderstadion, um Bindungen zu schaffen, damit Jugendliche gar nicht erst in die Gefahr kommen, von den Nazis vereinnahmt zu werden.

Fällt Ihnen die Arbeit unter dem jetzige Präsidium leichter als früher? Immerhin wird erstmals auch die braune Vergangenheit mit 1860 als Vorzeigeverein der Nazis offensiv aufgearbeitet. .

Ja, es ist viel besser als früher. Die Einstellung gegen Rechts ist ganz klar, der TSV 1860 hat sich endlich positioniert. Ausruhen dürfen wir uns nicht.

Also kämpfen Sie weiter..

Natürlich. So lange es Nazis im Stadion gibt, so lange werden wir weitermachen. Am schönsten wäre, wenn es uns gar nicht mehr geben müsste. Aber leider ist das utopisch.

Interview: Florian Kinast

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