Die Woody–Allen-Momente bei Sechzig
MÜNCHEN - Der neue Geschäftsführer der Löwen ist ein alter Bekannter. Manfred Stoffers scheint zunächst mal für die Komik im Chaosklub zuständig zu sein
Sie ist wieder da, die markanteste Brille im deutschen Fußball: Das Gesicht dazu gehört Manfred Stoffers. Ja, Stoffers! Der war doch schon mal bei den Löwen...
Ein schillernder Typ, einst Deutschland-Chef des ehemaligen 1860-Hauptsponsors Festina, ist seit Mittwochnachmittag neuer Geschäftsführer beim TSV 1860. „Mich haben die Leute bei 1860 wieder mit dem Lasso eingefangen“, sagte Stoffers bei seiner Präsentation. Der erste Spruch, es blieb beileibe nicht der letzte. „Fußball ist ein eiskaltes Geschäft“, sagte er, „angesichts der Wirtschaftskrise wird es nicht wärmer. Da ist 1860 eine absolute Ausnahme. Die Löwen sind ein Seelenwärmer. 1860 ist kein Job für mich, sondern eine Aufgabe.“
Stoffers, der aus Westfalen stammt und seit seinem Festina-Job in Freilassing bei Salzburg lebt, scheint seinen Traumjob gefunden zu haben. „Die Löwen“, sagte der 55-Jährige, „haben mich verfolgt. Es ist eine Zuneigung entstanden. Ich sage: Ich habe den Löwen-Bazillus in mir.“
Worte wie aus einer Büttenrede. Doch Stoffers will nicht nur Sprücheklopfer sein, er hat sich 1860 tatsächlich verschrieben. Im vereinskritischen Löwenforum im Internet taucht er regelmäßig als Kommentator zu brisanten Themen auf, auch als Hauptsponsor hatte er stets ein offenes Ohr für Fans. Er ist einer, der ankommt beim Löwenvolk. Ein Kommunikationsprofi. Einer, der die „Kommunikations-Defizite“, die Präsident Rainer Beeck in einem seltenen Anflug von Selbstkritik eingestanden hat, in den Griff kriegen könnte. Auch deshalb soll Vermarkter IMG Druck gemacht haben, den Marketing-Experten zu engagieren: um weiteren Image-Schaden abzuwenden.
„Meine Strategie würde ich als K-und-K bezeichnen“, meint Stoffers: „Klinken putzen und auf den Knien kriechen. Klinken putzen bei Sponsoren und Partnern, auf den Knien kriechen vor unseren Fans.“ Schon wieder ein Tusch. Ein weiterer gefällig? Kein Problem, diesmal geht es darum, dass er sich nicht nur im Vip-Bereich sieht, sondern auch in der Kurve: „Ich werde mich sicher nicht auf den Hintern setzen und Kalorien in mich reinstopfen.“
Und kaum ist Stoffers da, werden (als sei es programmatisch) auch die Pressemitteilungen des Klubs humoristisch: „Manfred Stoffers hat im vergangenen halben Jahr nach eigener Aussage ,nichts’ gemacht.“, so hieß es gestern – in einer offiziellen Verlautbarung!
Ums Geld, beteuert Stoffers, gehe es ihm beim 1860-Comeback nicht: „Ich habe noch nie einen schriftlichen Vertrag gehabt, das wird jetzt der erste sein“, sagte er, „und ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihr Geld mit Abfindungen kassieren, sondern mit Arbeiten.“Eine Anspielung auf seinen Vor-Vorgänger Stefan Ziffzer?
Selbst der peinlichen Investment-Blamage kann Stoffers noch eine Pointe abgewinnen: „Da ist einfach viel schief gelaufen. Man hat einen Fehler gemacht, und dann passieren die ganzen Kalamitäten. Sie kennen das doch von zu Hause: Zuerst fällt ein Joghurt um, und dann kippt Ihnen der ganze Kühlschrank um. Das sind die Woody-Allen-Momente im Leben."
Da scheint sich einer für die Woody-Allen-Momente bei Sechzig, also für die Komik im Chaosklub verantwortlich zu fühlen. Oder versucht er, aus Problemen Pointen zu machen? Hier die letzte, für alle Kritiker von Sportdirektor Miroslav Stevic: „Für mich ist es ein Vergnügen, dass Stevic bleibt. Er ist mehr wert als 12 bis 37 Mentalcoaches – das ist Chili-Fußball.“ Scharf waren gestern vor allem die Sprüche.
Oliver Griss, Filippo Cataldo
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