Die Schaufenster-Löwen
MÜNCHEN - Auch unter dem neuen Geschäftsführer Schäfer wird 1860 sich im Winter von einigen Spielern trennen, um die Sanierung voranzutreiben. Vize-Präsident Maget: „Der Kader ist zu groß.“
Nur mit Müh und Not haben die Löwen sich in den letzten Wochen vor der Insolvenz gerettet. Um nun endlich die dringend notwendige Sanierung zu beginnen, muss der neue Geschäftsführer Robert Schäfer im Winter einige Spieler von der Gehaltsliste bekommen. „Unser Kader erscheint mir sehr groß. Ich denke, wir können einige Spieler abgeben, ohne die Qualität des Kaders deutlich zu verschlechtern“, meinte auch Vize-Präsident Franz Maget.
Es liegt an Sportdirektor Miki Stevic, Interessenten zu finden. „Wenn eine Anfrage für einen Spieler kommt, dann müssen wir reagieren“, sagt er, „es gibt sicher den ein oder anderen Spieler, der sich in seinem und in unserem Interesse in einem neuen Umfeld beweisen will. Wir müssen die Situation wieder mal durch Spielerverkäufe retten.“
Stevic meint zwar, dass er „bei jedem Spieler, der uns verlässt, traurig“ wäre, aber zumindest die Leistungsträger beisammen halten möchte. Auch der neue Vize-Präsident Dieter Schneider befand: „Wir dürfen unsere wichtigen Identifikationsfiguren aus München nicht leichtfertig hergeben." Damit sind vor allem Benny Lauth (er gab bereits ein klares Bekenntnis zu den Löwen) und Daniel Bierofka gemeint. Die beiden scheinen unantastbar. Die AZ zeigt, welche Spieler stattdessen ganz vorne in der Verkaufsauslage stehen. Die Schaufenster-Löwen.
Antonio Rukavina (26)
Marktwert 1,5 Millionen Euro: „Antonio spielt eine sehr starke Saison“, sagte Stevic nach dem 0:0 in Cottbus über den Rechtsverteidiger. Tatsächlich gehört der serbische Nationalspieler zu den Leistungsträgern im Team von Reiner Maurer. Im Sommer scheiterte der Versuch, ihn kurz vor Transferschluss an einen italienischen Erstligisten zu verkaufen noch, nun soll es im Winter klappen. Die Löwen erhoffen sich eine Ablöse von rund einer Million Euro für den Großverdiener, der aus Dortmund kam.
Aleksandar Ignjovski (19)
Marktwert 2,25 Millionen Euro: Ignjovski, der formell noch OFK Belgrad gehört, hat bereits einen Vorvertrag bei der Fiorentina unterschrieben, von der ausgehandelten Ablösesumme von insgesamt 2,2 Millionen Euro blieben den Löwen rund 600 000 Euro. Dieses Geld wurde von 1860 bereits bilanziert. Sollte Stevic im Winter einen Klub finden, der mehr für Ignjovski bietet, wird die Vereinbarung mit Florenz hinfällig. FC Everton, Neapel und auch einige Bundesligisten scheinen interessiert.
Stefan Aigner (23)
Marktwert 1,5 Millionen Euro: Im Sommer wollte der VfB Stuttgart 1,5 Millionen Euro für ihn zahlen. Der Wechsel der Identifikationsfigur scheiterte schließlich auch an seinem und am Widerstand der Fans – und brachte 1860 so mit an den Rand des Ruins. Nun soll er wieder verkauft werden. Nur: Er ist seit Wochen verletzt, spielte auch davor nicht so gut. Daniel Bierofka und Daniel Halfar vertreten ihn auf den Flügeln ordentlich. So viel Geld wie im Sommer wird wohl nicht mehr zu erzielen sein.
Florin Lovin (28)
Marktwert 1 Million Euro: Der defensive Mittelfeldspieler, der vor der letzten Saison mit der Empfehlung von 32 Europacup-Einsätzen vom rumänischen Spitzenklub Steaua Bukarest nach Giesing kam, gehörte zuletzt immer mit zu den besten im Löwen-Team. Er selbst will nicht weg: „Natürlich will ich in der Bundesliga spielen. Aber erst mal muss ich das Vertrauen an den Verein zurückzahlen, das er in mich gelegt hat“, sagte er der AZ. Doch die Löwen bräuchten die Kohle dringender.
Mate Ghvinianidze (23)
Marktwert 900 000 Euro: Seinen Stammplatz in der Viererkette hat Ghvinianidze an Kai Bülow verloren. Der georgische Nationalspieler, der seit 2006 in Giesing spielt, würde gerne bleiben: „Ich würde gerne verlängern. Warten wir mal den Dezember ab, was da noch alles passiert.“ Sein Vertrag läuft im Sommer aus, nach einer Verlängerung sieht es nicht aus. Im Gegenteil: Der Klub würde ihn wohl am liebsten schon im Winter auch ablösefrei abgeben – und sich so das Gehalt sparen.
Reinhard Franke