Die Löwen kommen – aber leider zu spät

MÜNCHEN - Beim 2:1 gegen Frankfurt gelingt dem TSV 1860 der dritte Sieg hintereinander. Dadurch rückt Sechzig auf Rang drei vor – allerdings nur in der Rückrundentabelle.
Manchmal gibt es auch nach Siegen Grund, sich ein bisschen zu grämen. Wer wollte, durfte das am Sonntag in Fröttmaning tun. Dort haben die Löwen den FSV Frankfurt 2:1 bezwungen, es war der dritte Sieg für Sechzig in Serie. Anlass zum Jubeln, gewiss. Aber eben auch zum Ärgern: Hätten die Blauen doch schon früher mit einer solchen Konstanz gespielt und gewonnen – was wäre bloß möglich gewesen für 1860 in dieser Zweitliga-Saison?
Natürlich denken auch die Profis daran. Kapitän Benny Lauth sagte mit Blick auf die Tabelle, in der die Löwen nun Platz sieben belegen: „Nach oben haben wir es in der Hinrunde versemmelt. Wenn wir die Rückrundentabelle ansehen, stehen wir da, wo wir uns auch sehen.“ In dieser Rangliste steht 1860 auf Rang drei; in der 2. Liga berechtigt der zu Relegationsspielen um den Aufstieg. Aber mit dem wird es in dieser Saison nichts mehr werden – weil die Blauen mit dem Siegen zu spät begonnen haben.
Sascha Rösler rechnete vor: „Seit dem 12. Spieltag haben wir, glaube ich, 30 Punkte geholt. Da kann man schon sagen: Es läuft sehr, sehr gut.“ Wer mag, darf das als Trost begreifen.
Der Nachmittag hatte mit einem Kuriosum begonnen. Erstmals in 15 Dienstjahren als Stadionsprecher des TSV 1860 konnte Stefan Schneider bereits vor dem Anpfiff in der Allianz Arena die Zuschauerzahl bekannt geben: „Wir begrüßen 13 000 Fans.“ Die Rechnung war einfach: Nur 13 000 Löwenfans durften wegen einer DFB-Auflage nach dem Skandalspiel gegen Ahlen ins Stadion kommen. Die 300 angereisten Frankfurter hätte Schneider vor dem Spiel fast per Hand zählen können.
Die Unterränge hinter beiden Toren blieben menschenleer. Vom zweiten Stock der Nordtribüne aus machten die Löwenfans dennoch ordentlich Betrieb, was man von den beiden Teams unten auf dem Platz zunächst nicht behaupten konnte. Ewald Lienen hatte seine Mannschaft vor den zuletzt in sieben Spielen ungeschlagenen Frankfurtern gewarnt. Entsprechend vorsichtig gingen die Löwen zu Werke. Hinten standen sie stabil, nach vorne ging zunächst wenig.
Dass die Löwen-Führung aus einem Freistoß resultierte, war da nur konsequent. Rösler schlenzte einen Freistoß aus etwa 20 Metern genau ans Lattenkreuz. Den Abpraller köpfte Dominik Stahl an den Pfosten, von wo aus das Leder direkt vor die Füße von Djordje Rakic kullerte. Aus kurzer Distanz vollstreckte der Serbe problemlos zum 1:0. Kurz zuvor hatte Rakic noch die Ferse des Frankfurters Klitzpera in die Weichteile bekommen. Die Freude über seinen zweiten Saisontreffer ließ ihn den Schmerz bald vergessen.
Sechzig blieb auch nach der Pause am Drücker. Zunächst verzog Lauth, als er aus spitzem Winkel alleine auf das Frankfurter Tor zulief. Kurz darauf rutschten Rakic und Lauth knapp an einer flachen Hereingabe von Holebas vorbei. Besser machte es schließlich Alexander Ludwig, der drei Minuten nach seiner Einwechslung mit einem feinen Flachschuss aus 14 Metern zum 2:0 traf (76.).
Vier Minuten später erzielte Frankfurts Mehic per Kopf das 1:2. Danach überstand die Löwen teils brenzlige Situationen unbeschadet. So haben sie eine – noch kleine – Siegesserie gestartet. Sie kommt (zu) spät. Der Zug Richtung Bundesliga ist vor Wochen abgefahren.
Alexander Neumann