Die Löwen heben ab
Die Fluglinie Royal Jordanian soll neuer Hauptsponsor werden – und soll 1860 pro Jahr sagenhafte vier Millionen Euro zahlen. Mehr kriegt keiner
München - Zuletzt sind die Löwen vor allem mit den Bus zu ihren Auswärtsfahrten gereist. Wegen des Sparzwangs vor der Fast-Insolvenz genehmigte Geschäftsführer Robert Schäfer Flugreisen nur in Ausnahmefällen.
Sparen soll 1860 auch nach dem Einstieg von Hasan Ismaik weiterhin, der Mannschaftsetat für die kommende Saison ist mit rund 6,5 Millionen Euro um ein Drittel niedriger als zu Beginn der abgelaufenen Saison geplant. Doch wenn es nach Ismaik geht, der für seine Reisen zwischen seinen verschiedenen Arbeits- und Wohnsitzen in Abu Dhabi, Dubai, Riad, Amman, London, New York und München sein Privatflugzeug verwendet, sollen die Spieler wenigstens wieder komfortabler reisen. Die Löwen sollen wieder abheben.
Letzte Woche löste Ismaik mit seiner neuen Firma H.I. Squared International den bisherigen 1860-Vermarkter IMG ab. Etwas mehr als vier Millionen Euro sollen Ismaik, sein Münchner Freund und Statthalter Hamada Iraki und sein Kumpel Mohamed Badawy Al Husseini – dem Boss des abudhabischen Staatsfonds Aabar – dem Vernehmen nach dafür gezahlt haben. Schon vor der Gründung der neuen Vermarktungsgesellschaft hat Ismaik allerdings Kontakt zu einer arabischen Fluggesellschaft aufgenommen. Wie die AZ erfuhr, handelt es sich dabei um die Royal Jordanian, die nationale Fluggesellschaft von Ismaiks Heimatland.
Ab der kommenden Saison soll die Fluglinie die Löwen für zunächst drei Jahre als Hauptsponsor unterstützen. Die Verhandlungen mit der ehemals staatlichen Fluggesellschaft sollen weit fortgeschritten sein. Und farblich würde das Logo der Fluggesellschaft, eine goldene Krone, vor allem zu den neuen Auswärtstrikots der Löwen perfekt passen.
Air Jordanian, die drei Mal in der Woche ohne Zwischenhalt von München nach Amman fliegt, möchte sein Engagement in Deutschland ausweiten. Mit einem jährlichen Fluggastaufkommen von vier Millionen Passagieren – die Lufthansa kommt zum Vergleich auf 91 Millionen, Emirates immerhin auf 22,7 Millionen Passagiere im Jahr – gehört die Fluglinie zwar zu den eher kleineren Fluglinien, allerdings ist sie Voll-Mitglied der von American Airlines und British Airways dominierten oneworld-Allianz, der 2012 auch Air Berlin beitreten wird. Spätestens dann sollten günstige Flüge zu den Auswärtsspielen für die Mannschaft kein Problem mehr sein.
Ganz sicher ist der Einstieg der Fluggesellschaft bei den Löwen freilich noch nicht. Wegen des von Ismaik aufgerufenen Preises sollen sich die Verantwortlichen Bedenkzeit bis September erbeten haben. Vier Millionen Euro hätte Ismaik dem Vernehmen nach nämlich am liebsten vom neuen Hauptsponsor der Löwen. Im Jahr. Ein mehr als stolzer Preis. Der bisherige 1860-Hauptsponsor Comarch zahlte letzte Saison 1,8 Millionen Euro. Das ist für Zweitligaverhältnisse immer noch überdurchschnittlich, aber weniger als die Hälfte dessen, was Ismaik von der Royal Jordanian verlangt. Schlägt die Fluglinie ein, würden die Löwen zum Sponsoring-Krösus in Liga zwei aufsteigen. Selbst der Aus-Versehen-Absteiger Frankfurt soll nur rund 3,5 Millionen Euro von seinem Hauptsponsor Fraport bekommen; auch viele Bundesligisten kassieren von ihren Hauptsponsoren weniger. Ismaik wirbt bei der Fluglinie aber mit der Perspektive, bei einem einzigartigen Projekt dabei sein zu können – und den Vermarktungsmöglichkeiten in der Allianz Arena.
Klappt das Geschäft mit den Jordaniern nicht, soll Ismaik die Löwenbrust dem Lebensmittelgiganten Nestlé (u.a. Nescafé, Mövenpick, San Pellegrino, Buitoni) anbieten wollen, mit dem er bereits Geschäfte gemacht hat. Verhandlungen haben aber noch nicht stattgefunden.