"Die haben provoziert": Ingolstadt-Skandalspiel vor Gericht

Nach einem Auswärtsspiel der Löwen im Februar 2014 eskalierte die Situation auf der Rückfahrt. In einem Zug sprühen Bundespolizisten mit Pfefferspray – vier TSV-Anhänger verklagten anschließend die Bundesrepublik Deutschland.
von  az/ms
Pyro im Stadion, Randale am Bahnhof und Party im Zug - die Löwen-Fans fielen am 16. Februar 2014 mehrfach unangenehm auf.
Pyro im Stadion, Randale am Bahnhof und Party im Zug - die Löwen-Fans fielen am 16. Februar 2014 mehrfach unangenehm auf. © Rauchensteiner/Augenklick/Bundespolizei München

München - Am Mittwoch wurden vor dem Münchner Verwaltungsgericht mehrere Fans des TSV 1860 geladen, die gegen das Vorgehen der Bundespolizei nach dem Skandal-Spiel von Ingolstadt klagen.

Was war passiert?

Am 14. Februar 2014 war der TSV 1860 in Ingolstadt zu Gast – schon zu Beginn stufte die Bundespolizei die Partie als sogenanntes "Risikospiel" ein. Der Grund: Unter den 4.900 mitgereisten Löwen-Fans sollen sich auch rund 100 "Problempersonen" befunden haben.

Wie die "SZ" berichtet, brannten die Anhänger schon bei ihrer Ankunft am Ingolstädter Bahnhof mehrere Feuerwerkskörper ab, auf der Fahrt zum Stadion randalierten sie im Shuttle-Bus, im Gästeblock angekommen, zündeten sie dann mehrere Bengalos und Knallkörper. In der zweiten Hälfte flogen dann Feuerzeuge und kleine Schnapsflaschen vom Löwen-Block aufs Spielfeld: Der traurige Höhepunkt des Spiels. Die Begegnung stand kurz vor dem Abbruch, insgesamt wurde sie zweimal kurz unterbrochen. Am Ende verloren die Löwen mit 0:2.

Lesen Sie hier: 1860-Fans randalieren - Der Polizeibericht

Auf der Rückfahrt nach München wurden die Anhänger dann von der Bundespolizei im Zug begleitet. Gegen 22.30 Uhr meldeten die Beamten dann "Randale" am Bahnhof in Petershausen – sie forderten Unterstützung an. Laut Polizei war es während einer Kontrolle zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen, weswegen sich die Beamten gezwungen sahen, Pfefferspray im Zug einzusetzen.

Neun Tage später folgte dann eine Strafanzeige gegen die Polizisten, die beim Münchner Präsidium einging. Weil es sich bei den eingesetzten Beamten um Polizisten der Bundespolizei gehandelt hat, wurde die Anzeige an die Bundespolizeidirektion München weitergeleitet.

Zeugenaussagen am Verwaltungsgericht

Der Vorwurf der Kläger: Die Polizei habe während der Rückfahrt unverhältnismäßig gehandelt, der Einsatz des Pfeffersprays sei nicht angebracht gewesen. Am Mittwoch waren lediglich zwei der insgesamt vier Kläger vor Gericht anwesend. Laut "SZ" machten der Mann und die Frau einen "ruhigen und besonnenen Eindruck". Für die Kläger tragen die Polizisten die alleinige Schuld an der Eskalation: "Die haben provoziert - es ist mit Ansage passiert." Die Fans seien ruhig gewesen, schließlich hätten die Beamten "wahllos Reizstoff in die Gänge gesprüht". Neben Beschwerden durch das Pfefferspray hätten sie auch Verletzungen durch Schläge mit Polizeistöcken erlitten.

Die vorsitzende Richterin bezog sich allerdings auf Videoaufnahmen aus dem Zug. Diese zeigen, dass die Fans gar nicht so ruhig waren, wie von den Zeugen angegeben. Auch die Polizisten, die als Zeugen geladen waren, berichteten von "aggressivem Verhalten".

Der Prozess wird demnächst fortgesetzt.

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