Die Cooper-Flucht: "Der Vater sagte, Kenny muss spielen"
MÜNCHEN - Der bullige US-Stürmer des TSV 1860 lässt sich wegen der WM nach England ausleihen und wird wohl kaum zurückkehren. Lienen enttäuscht über das Vorgehen von Cooper Senior
Am Donnerstagnachmittag packte er seine Sachen an der Grünwalder Straße: Kenny Cooper unterschrieb einen Leihvertrag, dann verabschiedete er sich von seinen Kollegen. Nach nur fünf Monaten bei 1860 wechselt der 26-jährige US-Stürmer zum abstiegsbedrohten englischen Zweitligisten
Plymouth Argyle – um seine Chancen, bei der WM in Südafrika für die USA zu spielen, nicht zu gefährden. „Kenny hat mir gesagt, dass er bei uns immer zum Einsatz kommen müsste, damit er zur WM darf“, berichtet Trainer Ewald Lienen. „Das kann ich ihm aber nicht garantieren. In keinem Verein der Welt gibt's eine Stammplatzgarantie, auch nicht bei uns."
Dass Cooper bei 1860 aufgibt, hat Lienen nicht vom Spieler selbst, sondern von dessen Vater erfahren. „Es war letzten Donnerstag vor dem Rostock-Spiel“, erinnert sich Lienen. „Ich habe Kenny angerufen – und dann war plötzlich der Vater am Handy. Eigentlich wollte ich mich ja nur persönlich bei Kenny erkundigen, wie's ihm geht.“ Was aber dann passiert ist, wird Lienen nicht so schnell vergessen. „Der Vater hat mir gesagt, dass Kenny bei 1860 spielen muss, dass es nicht mehr so laufen darf wie in der Vorrunde. Darüber bin ich sehr verärgert. Das ist keine Art und Weise. Mit Kenny hab ich kein Problem, aber das geht nicht.“
Coopers seltsamer Abgang: Erst hielt er sich nach seinem Innenbandanriss mit Sonder-Genehmigung wochenlang auf Reha in Dallas auf, nun tritt er die Flucht an. Zwar will Cooper seine Wohnung in München nicht aufgeben („Ich liebe diese Stadt"), doch dass er zurückkehrt, ist unwahrscheinlich. Die Engländer erhalten angeblich eine Kaufoption für den bulligen Angreifer, der bereits Abgang Nummer sieben ist in dieser Winterpause.
Wie geht's nun weiter bei 1860? Der Kader schrumpft immer mehr. Ob die Löwen bis zum Ende der Transferfrist (Montag, 12 Uhr) noch einmal zuschlagen? Das hängt von verschiedenen Personalien ab, die übers Wochenende geklärt werden müssen.
Die Schäffler-Akte
Gerne würde Lienen seinem 20-jährigen Nachwuchsstürmer mehr Einsatzzeiten geben („Wir dürfen seine Entwicklung nicht gefährden“) – deswegen ist ein halbjähriges Ausleihgeschäft zum Drittliga-Spitzenreiter FC Ingolstadt geplant. Geht Schäffler, kommt in jedem Fall Ersatz. „Wir haben den ein oder anderen im Auge", sagt Lienen, „es kann aber auch sein, dass wir gar nix machen. Wir haben ja sechs offensive Spieler." AZ-Prognose: 1860 holt einen neuen Stürmer – aber keinen aus Südamerika.
Das Hoffmann-Rätsel
Der 35-jährige Verteidiger laboriert seit Wochen an Rückenproblemen - auch in Karlsruhe (Sonntag, 13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) fällt Torben Hoffmann aus. Eine Spritzenkur soll nun zum Erfolg führen. Trotzdem bleibt Lienen misstrauisch: „Das Thema macht mir Sorgen, diesen Ausfall hab ich nicht einkalkuliert. Torben hat ja fast immer gespielt." AZ-Prognose: Wenn Testspieler Fernando Cuerda (25, zuletzt Kavala) im Probetraining nicht überzeugt, müsste Sportdirektor Miki Stevic noch ein anderes Ass zücken.
Oliver Griss