Die blauen Schönredner
MÜNCHEN - Selbstkritik? Nicht bei den Löwen! Nach dem Trauerspiel, dem trostlosen 0:3 gegen Schalke, wirkten sie seltsam zufrieden.
Natürlich lag es nicht an Stefan Aigner und Aleksander Ignjovski, dass die Löwen sang- und klanglos ausgeschieden sind im Pokal. Natürlich lag es nicht an diesen zwei nacheinander vergebenen Chancen in der 37. Minute, als Aigner im Strafraum ein wenig zu lang zögerte und Keeper Neuer anschoss und Ignjosvski anschließend ebenfalls versagte. Auch, wenn „das Tor vielleicht neue Kräfte freigesetzt hätte", wie Trainer Lienen vermutete – Schalke erzielte danach schließlich noch drei Tore. Den Löwen gelang kaum mehr was. Aigner und seine Kollegen waren am Ende noch gut bedient mit dem 0:3.
Und doch wirkten sie nach dem Spiel alle in den Katakomben der Allianz Arena irgendwie zufrieden. Die Spieler ließen nicht die Köpfe hängen, wie man es erwarten würde nach einer so deutlichen Niederlage. Sie versuchten auch nicht, das blutleere Spiel zu erklären. Im Gegenteil. Und Aigner, an dem das Spiel vor und nach seiner Chance weitgehend vorbeizog, lief nach dem Spiel zur Höchstform auf. „Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert. Darauf können wir aufbauen." Auf ein 0:3? Aigner weiter: „Wir haben nicht gegen eine Bamperlmannschaft gespielt. Das war Schalke.“ Sprach’s und setzte zur Generalkritik an die Erwartungshaltung: „Ich kann nicht verstehen, was Ihr immer wollt. Habt Ihr geglaubt, dass wir sie 1, 2, 3 runterspielen. Das nervt."
Auch Aigners Kollegen wirkten seltsam zufrieden. Schließlich könne „man uns nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben. Schalke war einfach cleverer und hat aus der ersten Chance ein Tor gemacht", meinte Kapitän Benny Lauth. „Wir haben gesehen, dass wir mit dem Gegner mithalten können", sagte Alexander Ludwig, „wir haben gut umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Jeder von uns hat heute begriffen, worum es geht." Als ob sie sich abgesprochen hätten. „Wir nehmen viele positive Dinge mit", sagt Lienen. Etwa, wie man Niederlagen schönredet.