Die blaue Bundesliga - wo Ex-Löwen jetzt spielen
19 Profis, die bei 1860 groß wurden, spielen nun ganz oben. Die Zeit als Ausbildungsklub soll jedoch bald vorbei sein
MÜNCHEN - Wenn am Freitagabend Borussia Dortmund und Werder Bremen die neue Bundesliga-Saison einläuten, dann werden auch drei Ex-Löwen gegeineinander spielen: Sven Bender und Moritz Leitner, einst bei 1860 ausgebildet und jetzt in Dortmund tätig, treffen auf Aleksandar Ignjosvski, der sich in zwei Jahren bei den Löwen die Reife für die Bundesliga erwarb.
Die drei sind beileibe keine Einzelfälle. Immerhin 19 Ex-Löwen tummeln sich in diesem Jahr in der Bundesliga. „Das macht einen zum einen stolz und zum anderen traurig“, sagt 1860-Ex-Kapitän Daniel Bierofka. Auch er ging einst von den Löwen weg, kehrte aber wieder zurück. „Man sieht aber, dass die Leute hier immer sehr gut ausgebildet wurden.“ Die jüngsten Abgänge von Stefan Aigner nach Frankfurt und Kevin Volland nach Hoffenheim in diesem Sommer taten allerdings weh – ebenso wie Ignjovskis und Leitners Weggang ein Jahr zuvor, nicht anders war es bei Peniel Mlapa, bei den Bender-Zwillingen erst recht, bei Timo Gebhart, Fabian Johnson, neulich auch bei Jugendtalent Thomas Pledl, und und und...
Doch die Zeiten haben sich geändert. Galt 1860 lange als Talentschmiede und als eine Art Lieblingsladen der Bundesliga-Manager, möchten die Löwen ihre Talente in Zukunft behalten. „Heute muss 1860 zum Glück nicht mehr jeden Euro umdrehen und kann die Talente auch mal halten“, sagt Ex-Geschäftsführer Stefan Reuter, der einst den Weggang von Gebhart nach Stuttgart erlebt hatte, der AZ. „Trotzdem macht es mir Freude, die Entwicklung einiger Spieler zu sehen. Wenn es eigene Talente wie die Benders zu Nationalspielern schaffen, ist das immer eine Ehre.“ Und doch bleibt der Schmerz: „Mir tun solche Spielerverkäufe wie bei Leitner oder Volland richtig weh. Sie haben den Verein viel zu früh verlassen und für viel zu wenig Geld“, sagt Präsident Dieter Schneider – kein Wunder, dass die Ex-Spieler immer wieder Thema an der Grünwalder Straße sind.
Trainer Reiner Maurer bedauert noch heute, dass vor dem Einstieg von Investor Hasan Ismaik die besten Talente frühzeitig – und unter Wert – abgegeben werden mussten. Immer wieder vergleicht Maurer die eigene Situation mit der von Greuther Fürth, „wo Talente frühestens mit 23 verkauft werden. Und wenn die mal einen weggeben, dann kriegen sie richtig Pulver dafür. Aber wenn man ums Überleben kämpft, muss man eben einen Volland unter Wert verkaufen – und man kann einen Aigner nicht verlängern, weil man ihm keinen adäquaten Vertrag anbieten kann.“
Wie auch immer, die Vergangenheit lässt sich nicht mehr korrigieren. „Wir jammern jetzt den Verkäufen nicht mehr nach, vielmehr sind wir stolz, was aus den Talenten geworden ist. Alle haben warme Erinnerungen an 1860 und sie alle haben die Löwen im Herzen“, glaubt Geschäftsführer Robert Schäfer. Trotzdem sagt auch er: „Wir haben durch den Einstieg von Hasan Ismaik ganz andere Möglichkeiten, eine ganz andere Verhandlungsbasis. Wollen wir hoffen, dass bei uns ausgebildete Talente auch in ein paar Jahren immer noch in der Bundesliga spielen – dann aber bei uns.“