DFB-Pokal: Lauth erlöst die Löwen
Osnabrück - Eingeschlagen hatte es bei den Löwen schon am Donnerstagabend. Da hatten Unbekannte zwei Pflastersteine durch die Heckscheibe des 1860-Mannschaftsbusses, der vor dem Teamhotel „Westerkamp“ in Osnabrück geparkt war, geworfen. Der Schaden liegt bei mehreren Tausend Euro, kann aber schnell behoben werden – und bald denkt keiner mehr dran.
Gleiches gilt für den Auftritt der Insassen des Gefährts am Freitagabend auf dem Rasen im Stadion an der Bremer Brücke. Der TSV 1860 steht in Runde zwei. Allerdings zitterte sich der Zweitligist beim Drittligisten VfL Osnabrück weiter. Ein knappes 3:2 nach zweimaligem Rückstand und Verlängerung – dank zweier Treffer von Sturmstar Benny Lauth.
„Wir haben sehr schlecht begonnen, ich war mit der ersten Halbzeit sehr unzufrieden“, sagte Trainer Reiner Maurer, „aber der Sieg in der Verlängerung spricht für unsere Moral. Das war schon nervenaufreibend.“
Tatsächlich präsentierte sich der vermeintliche Favorit in den ersten 45 Minuten in desaströser Verfassung – allen voran der völlig überforderte Rechtsverteidiger Dennis Malura. Er ließ sich gleich in Minute eins von Gegenspieler Andreas Glockner austanzen. Dessen Flanke hätte eigentlich Dominik Stahl klären müssen. Doch ein furchtbarer Querschläger Stahls ebnete dem VfL den weg zur Führung: Gerrit Wegkamp nahm dankend an – das 0:1 nach nur 54 Sekunden.
Hoffnung keimte auf, als Löwen-Kapitän Benny Lauth einen Foulelfmeter – Jan Mauersberger hatte Kevin Volland gelegt – souverän verwandelte (11.). Dies hätte eigentlich mehr Sicherheit geben müssen. Von wegen! Stattdessen drehte Pokalschreck Osnabrück – vor zwei Jahren hatte der VfL den HSV und Borussia Dortmund geschlagen – auf.
Die neuerliche Führung für die Gastgeber – erneut eine Folge peinlicher Abwehrfehler. So kam Mauersberger nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball, die Löwen standen beim 1:2 Spalier (34.). Trainer Reiner Maurer schüttelte auf der Bank nur noch den Kopf, die gut 500 mitgereisten Löwen-Fans trauten ihren Augen nicht.
Sportchef Florian Hinterbergers lapidarer Kommentar: „Die erste Halbzeit haben wir komplett verschlafen.“ Und die zweite? Alles wurde besser – ein bisschen. Maurer erlöste den bedauernswerten Malura und begnadigte Antonio Rukavina. Der Serbe, der längst verkauft sein sollte, spielte wieder rechts in der Kette. Dort, wo er vergangene Saison jedes Spiel bestritten hatte. Und er machte es besser als Malura, was nicht sonderlich schwer war.
Den Ausgleich erzielte dann der Agilste im Löwenrudel: Ein platzierter, aber an sich harmloser Fernschuss von Kevin Volland trudelte vorbei an VfL-Keeper Manuel Riemann ins Tor (47.). Danach endlich deutete sich ein Klassenunterschied an, bei den Gastgebern schwanden die Kräfte. Zählbares sprang aber nicht heraus für die Löwen. Es ging in die Verlängerung.
Nun spielte Sechzig überlegen, wartete auf Chancen. Und es war wieder Lauth, der den Siegtreffer erzielte (107.). „Am Ende haben wir verdient gewonnen“, sagte der Matchwinner.
Stimmt. Dennoch bleibt Maurer die Erkenntnis, dass seine Defensive sogar gegen einen Drittligisten wackelt – und dass hinter seinen zwei guten Stürmern Volland und Lauth ein Kreativloch im Mittelfeld klafft. Apropos löchrig: Immerhin mussten die Löwen nicht im notdürftig mit einer Folie reparierten Bus zurück nach München fahren. Sie durften fliegen. Investor Hasan Isamik macht’s möglich.