Der Libero: Wählen Sie die besten Löwen aller Zeiten
In der Abstimmung der besten Löwen aller Zeiten, geht es weiter mit der Position des Liberos. Ahmet Glavovic, Niels Schlotterbeck oder doch Gerald Vanenburg? Sie sind gefragt.
In einem Internet-Forum fragte ein User neulich: „Habe gelesen, dass es im Fußball mal einen Libero gab. Was ist das?“ Es ist der freie Mann ohne direkten Gegenspieler, es ist der Letzte hinter der Abwehr. Und es ist schon lange her.
Der Libero ist ein Relikt aus alten Zeiten, zwischen den Siebziger und den Neunziger Jahren, bevor das englische System der Vierer-Abwehrkette adaptiert wurde. Bei den WM-Siegen 1974 und 1990 waren Franz Beckenbauer und Klaus Augenthaler die Liberos, aber um die geht es hier nicht, weil das waren ja Bayern-Spieler. Hier geht es nur um die Löwen, bei denen auch Hansi Reich zu den Kandidaten zählt. Zu seiner Glanzzeit gab es zwar noch keinen Libero, als defensiver Mittelläufer verkörperte er aber noch am ehesten diesen Spielertyp.
Stimmen Sie nun also ab, welcher Löwe als Libero in der Elf der besten Sechzger stehen soll, die von AZ-Lesern gewählt wird.
Morgen geht es weiter mit den Kandidaten für den besten Linksverteidiger.
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Mister Gelbes Karton
Ahmet Glavovic (1976 bis 1979): Lange bevor Salihamidzic zu den Bayern kam, hatten auch die Löwen einen mit Spitznamen „Brazzo“. Der Bosnier kam von Velez Mostar zu 1860, sorgte für Sicherheit in der Abwehr und Schmerzen beim Gegner. In seiner ersten Saison sah er 17 Verwarnungen, er nannte sich selbst „Mister Gelbes Karton“. Zurück in Mostar wurde er Trainer, eröffnete ein Café. Der Balkan-Krieg zerstörte sein Lokal, sein Vater († 77) wurde erschossen, seine Frau starb an Krebs. 1993 zog Glavovic zurück nach München.
Der Meister aus Untergiesing
Hansi Reich (1953 bis 1969, 1974 bis 1976): Ganz spät zog es ihn wieder in die Heimat zurück. Als die Löwen längst zweitklassig waren und schon die legendäre Frucade-Werbung auf den Trikots hatten. Der gebürtige Untergiesinger kam 1960 in die Stamm-Elf, wurde Pokalsieger und Meister, 1970 holte er mit Offenbach sensationell noch einmal den DFB-Pokal. Er kam auf 287 Pflichtspiele und sieben Tore für den TSV 1860. Später arbeitete er noch im Fanshop der Löwen, heute lebt er in Waldperlach.
Schlotti, der blaue Schwabe
Niels Schlotterbeck (1992 bis 1994): „Schlotti“ hieß er auch, seine Zeit bei den Löwen war kurz und intensiv. Aus Rostock kam der gebürtige Stuttgarter in die Bayernliga, nach dem Aufstieg spielte er in der 2. Liga eine überragende Saison. Beim 3:1 im November ’93 gegen Waldhof schoss er im Sechzger zwei Tore. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga musterte ihn Werner Lorant aus, er zog weiter nach Hannover. Zuletzt spielte er auch noch für die Traditionself, im Südschwarzwald leitet er heute ein Trainingscamp für Kinder.
Der wuselige Abwehrchef
Bernhard Trares (1990 bis 1997): Unnachahmlich sein gedrungener Laufstil, wenn er mit seinen kurzen Schritten um die Gegner herumwuselte. Eisenharter Abwehrchef, dem man lieber aus dem Weg ging. Bestritt 94 Erstliga-Spiele, ging danach nach Bremen. Im Dezember 2004 kam er als Co-Trainer von Reiner Maurer zurück. 2007 verpflichtete ihn Wormatia Worms als Cheftrainer, im April 2009 wurde der Hesse aufgrund der sportlichen Situation – 16. Tabellenplatz der Regionalliga – beurlaubt.
Elegant und eigenwillig
Gerald Vanenburg (1998 bis 2000): Wohl der letzte klassische Fünfer der Löwen, der letzte wahre Libero. Publikumsliebling, einer der elegantesten Löwen der Klubhistorie. Gegenpol zu Glavovic. Ein Anti-Trares. Aber auch eigenwillig. Nach dem Rauswurf von Werner Lorant war er kurz Co-Trainer von Peter Pacult, überwarf sich mit ihm, ging nach nur drei Wochen. Im April 2004 sollte er die Löwen als Cheftrainer retten, er übernahm auf Platz 15 – und führte die Löwen in vier sieglosen Spielen auf Platz 17. So stieg 1860 ab.