Der Kaufhaus-Teufelskreis des TSV 1860 – von Schnäppchen und Mega-Deals
Was haben Sechzig und ein Kaufhaus gemeinsam? Am Donnerstag verkündeten die Löwen, mit Galeria Kaufhof einen neuen Sponsor gefunden zu haben. "Wir unterstützen die Löwen, weil sie für das stehen, was München ausmacht: Herzblut, Bodenständigkeit und Tradition. Genau das leben wir täglich für unsere Kunden", sagt Thomas Seybold, Leiter der Filiale am Marienplatz.
Eine bessere Überleitung hätte der TSV 1860 für Teil vier der AZ-Serie kaum finden können: das Tafelsilber im Schaufenster. Warum schafft es 1860 kaum, das eigene Sortiment zu erhalten? Wann sind Verkäufe unvermeidlich, gar lukrativ? "Der Teufelskreis der Löwen" – die Giesinger Galeria.
TSV 1860 München: Leandro Morgalla – Top-Talent, Top-Transfer
Morgallas Abgang zu RB Salzburg kann als hoch lukrativer Verkauf bezeichnet werden: Der Innenverteidiger wechselte 2023 für zwei Millionen Euro Ablöse zum österreichischen Spitzenklub, dazu kamen nach AZ-Infos noch mehrere Boni. Inzwischen ist Morgalla, auch wegen einer Herzmuskelentzündung, bei Salzburg abgewandert und zu Bundesliga-Absteiger VfL Bochum gegangen. Klar ist: Transfers der Marke Morgalla sind für 1860 zwar ein hehres Ziel, doch die Wahrscheinlichkeit, solche Deals in jeder Saison abzuschließen, geht gegen Null. Die Morgalla-Millionen waren somit ein absoluter Glücksfall.
Marius Wörl – verlorenes Tafelsilber
Der zweite Extremfall und der absolute Worst Case für 1860. Das Mittelfeld-Talent kickte für keine 400 Euro im Monat und wollte, nachdem es drauf und dran war, den Durchbruch zu schaffen, bei den Giesingern bleiben. Die Kohle war wieder einmal knapp und intern wurde Wörl wohl auch keine rasante Entwicklung zugetraut, sodass Wörl zu Hannover 96 ging – ablösefrei. Noch schlimmer: Auch eine anvisierte Rückleihe kam nicht zustande.

Der Rest ist Geschichte: Wörl ging zu Arminia Bielefeld, schaffte den Zweitliga-Aufstieg und den Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart (2:4). Einen weiteren Fall Wörl, der als Musterbeispiel dient, wie man die eigenen Kronjuwelen verscherbelt, gilt es um jeden Preis zu verhindern.
Lukas Reich – solider Verkauf
Der 18-Jährige ist das aktuellste Beispiel eines Spielerverkaufs, der zwar von Teilen der Fans kritisiert wurde, durch seinen Wechsel zu Zweitligist SpVgg Greuther Fürth mit knapp einer halben Million Euro aber eine ordentliche Ablösesumme eingespielt hat, die seinem Marktwert entspricht. In vorherigen Vertragsgesprächen war man nach AZ-Infos nicht zusammengekommen, weshalb die Zeichen früh auf Verkauf in diesem Sommer standen. Und zwar auch, um den nächsten ablösefreien Abgang im kommenden Sommer, zu vermeiden.

Von daher ist der Verkauf von Reich zwar bitter, was die starke Identifikation des jungen Reithofners und seiner Familie mit 1860 angeht. Im sportlichen wie wirtschaftlichen Sinne ist der Deal allerdings folgerichtig: Reich spielt höherklassig, 1860 kann seine Kassen füllen. Hausaufgaben erledigt, auch durch eine Weiterverkaufs-Klausel im Vertrag.
Klar ist hierbei: Würde 1860 endlich der Aufstieg in die Zweite Liga gelingen, könnte man Talente entweder länger halten, oder höhere Preisschilder dranhängen.
Sean Dulic – Löwe im Laden
Beim Senkrechtstarter der Saison 2024/25 hat es Geschäftsführer Christian Werner geschafft, was im Umgang mit dem hauseigenen Tafelsilber grundsätzlich als erstrebenswert gilt: den Vertrag mit dem Eigengewächs vorzeitig um drei Jahre zu verlängern.

Der gebürtige Münchner wird somit weiter eine heiße Aktie der Blauen bleiben und könnte in Zukunft möglicherweise noch lukrativer veräußert werden. Er kann und muss sich allerdings auch im Löwen-Trikot beweisen, da mit dem letztjährigen Sommer-Neuzugang Raphael Schifferl ein ambitionierter Kollege in die Startformation drängt und jeder noch so begabte Junglöwe ganz natürlichen Leistungsschwankungen unterliegt.
Was es für 1860 neben dem traditionell begrenzten finanziellen Spielraum so kompliziert macht, bei diesem hochpolitischen Thema die richtige Entscheidung zu treffen? Oft ist man erst später schlauer, wie „groß“ so ein Junglöwe wirklich wird.