Der Fall Pourie: Jetzt tut’s dem Vater leid

Einst zog er Sohn Marvin vom 1860-Training ab, sechs Monate später gibt er zu: „Es war ein Fehler“.
MÜNCHEN Die Situation ist fast schon paradox: Wenn am Mittwoch der FC Schalke 04 im Pokal beim TSV 1860 antritt, wird Marvin Pourie lediglich auf der Tribüne sitzen. Denn gewollt ist der talentierte U18-Nationalspieler, den Schalke bis 2011 an die Löwen ausgeliehen hat, bei beiden Klubs nicht. Der Stürmer ist in Ungnade gefallen, zuletzt – nach einem halben Jahr Zwangspause – durfte er zumindest mal wieder ein Spiel bei den Viertliga-Amateuren der Löwen absolvieren.
Der Grund für die Degradierung? Im Frühjahr hatte sich Pourie auf dem Trainingsplatz mit Verteidiger Torben Hoffmann geprügelt, woraufhin der anwesende Vater Rüdiger Pourie seinen Sohn mit den Worten „Marvin, wir gehen!“ vom Feld beordert hatte. Seitdem ist Pourie junior beim TSV 1860 unten durch. Der im Sommer geplante Wechsel nach Kaiserslautern scheiterte – zum Leidwesen der Löwen-Bosse – am Veto von Schalkes Coach Felix Magath. So zahlt 1860 weiter Pouries Gehalt – und der aussortierte Stürmer kommt nicht zum Zug.
Mittlerweile dämmert es auch dem Vater, dass er seinem Sohn einen Bärendienst erwiesen hat. In der AZ äußert sich Rüdiger Pourie nun erstmals zu seinem Auftritt. „Keine Frage, das war ein großer Fehler von mir“, sagt er, „damals hatte ich Angst, dass die Sache eskaliert, deswegen habe ich Marvin vom Platz gerufen. Heute würde mir das nicht mehr passieren, den Fehler muss ich mir zuschreiben."
Am Verhältnis Vater/Sohn habe dies allerdings nichts geändert. „Wir telefonieren täglich und am Mittwoch bin ich auch mit Marvin im Stadion." Dass sein Sohn gegen Schalke nicht im Kader steht, versteht Pourie senior nicht. „Es ist schade für den Jungen und auch für 1860, dass er keine Chance bekommt“, sagt er, „Marvin trainiert fleißig bei den Amateuren, das wird ihm immer wieder bestätigt, aber die Spieleinsätze garantieren eben nur die Trainer." Klubintern jedoch heißt es, dass Pouries Leistungen zu wünschen übrig lassen.
„Marvin würde den Profis gerne helfen, aber er darf nicht“, behauptet Rüdiger Pourie, „es ist ein schwerer Schlag für ihn, dass das mit Kaiserslautern nicht geklappt hat. Für ihn ist die Rückkehr zu 1860 der Gang nach Canossa." Am mittelfristigen Durchbruch jedoch zweifle sein Sohn nicht: „Er sagt immer zu mir: ,Papa, bleib ruhig. In zwei Jahren bin ich ganz oben.’"
Oliver Griss