Der erste Sieg für Stoffers

MÜNCHEN - Neuer 1860-Geschäftsführer vermittelt erfolgreich zwischen Investor Schwarzer und Aufsichtsrat Ude – dabei schien der Deal schon geplatzt, weil der OB sich wegen des „Netzwerks“ des Geldgebers sorgte.
Vielleicht hat den Löwen wirklich nur ein Kommunikations-Junkie wie Manfred Stoffers gefehlt. Ein rhetorisch genialer Verkäufer, der wohl selbst einem Ertrinkenden noch eine Badehose verkaufen könnte. Stoffers, erst seit Mittwoch Geschäftsführer bei 1860, konnte am Sonntag jedenfalls das „Ende des Chaos“ bei 1860 verkünden.
Völlig zu Recht, übrigens.
„Wir beginnen die Verhandlungen mit dem Investor neu“, sagte Stoffers, „der Vertrag mit Nicolai Schwarzer wurde mit einer etwas zu heißen Nadel gestrickt. Jetzt haben wir die Nadel aus dem Stoff genommen und fangen von vorne an.“
Es ist Stoffers erster Sieg bei 1860, er hat genau das erreicht, was er wollte. Die von OB und 1860-Aufsichtsrat Christian Ude deutlich kritisierten Investorenverträge mit Schwarzer wandern in den Papierkorb, die DFL und Ude werden befriedigt, indem man sie nun bei den neuen Verhandlungen miteinbeziehen möchte.
Man muss Stoffers Respekt zollen für dieses Ergebnis. Schließlich schien es noch Freitagabend so, dass der Traum von den Millionen schon vorbei war, als Schwarzer Stoffers am Freitag kurz vor 18 Uhr anrief. Der Berliner Immobilienunternehmer hatte in der AZ die kritischen Aussagen von Christian Ude gelesen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Verträge nicht satzungskonform sind“, hatte Ude da betont, „außerdem macht mir das Netzwerk Sorgen, das hinter Herrn Schwarzer steht. Zumal, wenn die Person des Sportdirektors auch in den Verträgen festgeschrieben wird.“
Schwarzer war sauer. Udes Aussagen wirkten auf ihn geschäftsschädigend. „Ich darf nicht zulassen, dass der Verdacht aufkommt, ich sei unseriös“, erklärte Schwarzer der AZ. Er schien entschlossen, den Deal platzen zu lassen.
Doch da hatte Schwarzer die Rechnung ohne Stoffers gemacht. Nach einigen Telefonaten (unter anderem auch mit Ude) brachte der frühere Festina-Manager beide Parteien wieder an den Verhandlungstisch. „So schnell gebe ich nicht auf“, sagte Schwarzer am Sonntag der AZ, „ich glaube weiter an das Konzept und an diesen Verein.“
Mit Sachthemen möchte Stoffers Schwarzer überzeugt haben, „ohne Sülze“, wie Stoffers es ausdrückt. „Ich finde es einzigartig, dass die Unternehmensgruppe Schwarzer trotz aller Querelen noch immer verhandlungsbereit ist“, sagte Stoffers noch, „für einen ehrbaren Immobilienuntehrnehmer seines Zuschnitts ist dies sicherlich eine einmalige Sache.“ Schwarzer wird’s gerne hören. Und Chefkritiker Ude? Stoffers: „Herr Ude hat mir versichert, dass seine Bedenken ausschließlich formaljuristischer Natur waren.“ Was miteinander reden doch alles bewirken kann.
Filippo Cataldo