Das Zwischenzeugnis der Löwen
München - Und jetzt ist Ruhetag. Die Ketten werden geölt, die Lenker justiert, die Reifen poliert und die Kräfte geschont. Die Löwen haben den ersten Teil ihrer Saison hinter sich gebracht, und wenn man sich diese Auftakt-Etappen ihrer langen Saison-Tour mal ein wenig genauer betrachtet, dann fällt auf: Sie waren schon hoch oben in den gewaltigen Bergen (bei Hertha BSB, beim FCK, in Bochum und Dresden), mussten rauf auf einige schwierige Gipfel. Und trotzdem haben sie engen Anschluss an das Spitzenfeld.
„Ich bin zufrieden”, sagt Team-Chef Reiner Maurer aus diesem Grund, „ich bin nicht sehr zufrieden, aber ich bin zufrieden. Wir haben uns eine gute Ausgangslage für den nächsten Abschnitt besorgt.”
Wegen der Länderspielpause haben seine Sechzger nun zwei Wochen kein Ligaspiel, am Montagmittag war Maurer in Frankfurt zur Trainertagung, der eine oder andere Kollege dürfte ihm zum gelungenen Start mit den Löwen gratuliert haben. Ab Dienstag bereitet er sich auf die restlichen Etappen bis Weihnachten vor. „Wenn wir jetzt Fahrt aufnehmen, können wir uns ganz vorne festbeißen”, sagt der Allgäuer. Die Grundlagen dafür wären geschaffen, nur ein Pünktchen hat 1860 Rückstand auf den Relegationsplatz drei. Das erste Viertel der Tour ist bewältigt, die AZ verteilt ein Zwischenzeugnis über die bisherigen Strampeleinheiten:
Auftreten: Die Löwen wirken gefestigt, intakt, harmonisch. Die Mannschaft erfährt aktuell vor allem die Vorteile ihres nur kleinen Kaders. Alle Spieler kamen schon zum Einsatz, zuletzt – beim 0:3 in Berlin – auch erstmals Verteidiger Arne Feick. „Je weniger Unzufriedene es gibt, desto besser”, sagt Maurer. „Auch die Ergebnisse vor dem Berlin-Spiel haben uns in die Karten gespielt.” Tatsächlich wirkt 1860 sehr stabil – zwar liefert das Team keinen mitreißenden Fußball, aber das schafft in dieser Liga sonst auch niemand. Note 3
Entwicklung: Immer wieder hatten sie vor diesem Sommer gewarnt. Die vielen neuen Spieler einzubauen, dazu den frühen Erwartungen, entstanden durch die sommerliche Euphorie nach der guten letzten Saison, gerecht zu werden, das war nicht einfach. Doch die Ergebnisse haben 1860 durch die schwere Anfangsphase getragen – das Spiel war mäßig, die Zahlen stimmten. „Wir haben ein hartes Programm bewältigt”, sagt Sportchef Florian Hinterberger, „wir sind immer noch in einem Prozess. Es ist wichtig, dass wir den Schnitt halten und dranbleiben. Fünf Spiele vor Schluss wird die Tabelle entscheidend.” Dennoch, nach dem Ruckelstart rollte das Löwen-Rad zuletzt ziemlich rund. Note 2
Führung: Die seit mehreren Monaten im Umfeld der Sechzger herrschende Ruhe kommt dem Verein zugute. Zwar würde sich 1860 ab und an mal einen Besuch von Investor Hasan Ismaik wünschen, um die oft verkündete Harmonie auch demonstrieren zu können, doch auch so erkannte zuletzt erst Branchenkenner Dieter Hoeneß in der AZ: „Was 1860 in der jüngeren Vergangenheit gemacht hat, gefällt mir. Das ist sehr gute Arbeit.” Löwen-Geschäftsführer erklärte im AZ-Interview: „Wir haben eine Situation, in der Präsidium, Investor, Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Fans, Mannschaft, sportliche Leitung einen gemeinsamen Weg gehen.” Note 2
Integration: Sechs Neue kamen im Sommer, seit Januar sogar acht. Heißt: Viele neue Kader-Prozesse setzten ein. Maurer musste sich auf neue Charaktere, Rivalitäten, Schicksale einstellen. Und selbst wenn Grigoris Makos wegen einer Fußverletzung erst ein Spiel machte, Marin Tomasov zuletzt auf die Bank musste (Maurer: „Er hat viel mehr Potenzial als er zeigt”), Ismael Blanco noch nicht traf und Moritz Stoppelkamp nach öffentlicher Kritik zwischendurch schmollte; alles in allem verlief die Eingliederung zufriedenstellend. Alle Neuen sind bei der Sache. Keiner macht ernsthafte Probleme. Note 3