Das System Lauth

Um seinen zurückgekehrten Stürmerstar optimal aufzubauen, stellt 1860-Trainer Kurz um. Er lässt mit zwei Spitzen und Mittelfeld-Raute spielen.
MÜNCHEN Buffy Ettmayer, der legendäre österreichische Ex-Internationale mit dem runden Bäuchlein, kommt einmal im Jahr mit seiner Fußball-Schule am 1860-Trainingsgelände vorbei. Am Mittwoch besuchte der 62-Jährige wieder die Grünwalder Straße 114a – und die Kinder hatten bei der Jagd nach Autogrammen vor allem einen im Visier: Benny Lauth, den heimgekehrten Star des TSV 1860. „Des is a Wahnsinn, wos da los is bei den Sechzgern“, sagt Ettmayer, als er vom Löwenstüberl rüber schaut zum Fanshop, wo eine Schlange vor der Tür steht. „Eigentlich müssten die Löwen mit ihren Fans schon längst wieder in der Bundesliga spielen.“
Dafür haben sie auch Lauth geholt. Er hat einen Boom in blau ausgelöst. Im Fanshop gingen seit dem Saisonstart bereits über 1000 Trikots mit der Nummer 11 weg. Das ist Rekord für 1860-Verhältnisse. Auch der Dauerkarten-Absatz ist weiter steigend. Schon 12300 Tickets (im Vorjahr 11000 zum gleichen Zeitpunkt) sind weg. Benny bewegt die Massen. „Unsere Anhänger sind heiß auf Benny“, hat auch Ex-Kapitän Danny Schwarz bemerkt, ohne neidisch auf den begehrten Star-Kicker des TSV 1860 zu sein.
Lauth wurde aber nicht nur aus Marketinggründen verpflichtet, sondern er soll 1860 auch wieder dort hin bringen, wo er den Verein 2004 seinerzeit für 4,2 Millionen Euro in Richtung Hamburg verlassen hattte: in die Bundesliga. „Ich will mich nicht lange in der Zweiten Liga aufhalten“, sagte Lauth, als er bei 1860 unterschrieb – und fügte hinzu: „Ich will mithelfen, dass es wieder nach oben geht.“
Für den Angreifer hat Marco Kurz sogar sein System geändert- 1860 spielt nun mit dem System Lauth. Der Trainer bevorzugt nach der katastrophalen Rückrunde nun die Raute. Die Spielausrichtung ist speziell auf den Publikumsliebling optimiert, 1860 stürmt demzufolge künftig wieder mit zwei Spitzen. Neben Lauth darf wohl Mustafa Kucukovic ran. „Ich bin froh, dass wir dieses System spielen. Das kommt mir entgegen“, sagt der 27-jährige Lauth, der sich auf den Zweitliga-Auftakt am Sonntag in Freiburg (14 Uhr, Premiere live) freut: „Endlich geht’s los.“
Einen ersten Vorgeschmack hat Lauth schon geliefert: Beim 2:0 im DFB-Pokal in Neustrelitz hat der Ex-Nationalspieler (fünf Länderspiele) das erste Pflichtspieltor der Saison erzielt. Zugleich war es das Ende einer langen Durststrecke. Lauth traf erstmals seit dem 31. März 2007 – damals beim 3:1 über Aachen für Stuttgart.
Der Stürmer ist bei Marco Kurz gesetzt, er hat quasi eine Stammplatzgarantie. Und nach langer Zeit hat Lauth endlich wieder das Gefühl, gebraucht zu werden. Das tut ihm gut. Doch Kurz rechnet damit, dass es noch Zeit brauche, bevor Lauth wieder der Alte sei. „Wir sind von Bennys Qualitäten überzeugt“, sagt der Trainer, „aber es ist nicht so, dass wir ihn aus Hannover holen und glauben, dass er sofort wieder der alte Spieler ist wie ihn alle bei 1860 kennen.“
Oliver Griss