Das neue Löwen-Gefühl: TSV 1860 nach Duisburg-Befreiungsschlag zwischen Vorsicht und Zuversicht

Neue Energie für die nächsten Aufgaben tankte Markus Kauczinski in der badischen Wahlheimat auf. Noch am Sonntag nach seiner gelungenen Premiere steuerte der Trainer des TSV 1860 seinen Wagen nach Karlsruhe, um dort mit seiner Frau den freien Montag zu verbringen. Bis zum 3:1 gegen Tabellenführer MSV Duisburg hatte es bei der Giesinger Erweckungsmission des 55-Jährigen schließlich eine Woche lang nur das Hotelzimmer und Fußball, Fußball und nochmal Fußball gegeben. Ein paar andere Bilder und andere Gedanken sind da willkommen.
Obgleich Kauczinski nun auch nicht komplett abschalten kann, der kommende Samstag und das Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim (14 Uhr/AZ-Liveticker) rücken schnell heran – und es beschäftigt den neuen Löwen-Dompteur, freier Tag hin, freier Tag her. "Ich richte den Blick gleich wieder nach vorne", sagte Kauczinski in den Katakomben des Grünwalder Stadions und schickte hinterher: "Das ist das erste Spiel gewesen, wir haben noch viel vor der Brust. Da bin ich gleich wieder im Film, wie es weitergeht."
Kauczinski: "Haben den negativen Strudel hinter uns gelassen"
Ab Dienstagnachmittag wird Kauczinski daran feilen, dass aus den neu kalibrierten Sechzgern in der Fortentwicklung neu stabilisierte Sechzger werden. Denn klar ist dem erfahrenen Trainer natürlich auch, dass ein Erfolgserlebnis, eine gute Woche nicht die vorherigen Erlebnisse wettmachen kann. "Vom Kampf und von der Einstellung hat die Mannschaft ein Riesenspiel gemacht. Wir haben auch gute Angriffe und Momente gehabt", lobte Kauczinski, ohne zu verschweigen, dass es hier und da noch hakte, dass dieses Spiel in der zweiten Halbzeit schon sehr nach Punkteteilung roch.
Aber dann zündete Sigurd Haugen nach seinem 1:0 (41.) ein zweites Mal (78.) und auf Giesings Höhen wurden nach Thore Jacobsens 3:1 (90.+4) erstmals nach gut einem Monat Erfolgsdürre wieder drei Zähler bejubelt. "Das Gefühl, dass man es kann, nehmen wir mit. Wir haben den negativen Strudel hinter uns gelassen", verdeutlichte der Coach. Der Nachfolger von Patrick Glöckner hatte schließlich in den Tagen vor seinem Löwen-Debüt festgestellt, "dass da etwas hängengeblieben war aus den vergangenen Wochen, es ist jetzt etwas abgefallen."
Dähne über Kauczinski: "Er ist sehr offen, sehr umgänglich"
Was dies nun bewirkt? Stammkeeper Thomas Dähne, der mit einer Glanzparade die 2:1-Führung bewahrte, paarte Vorsicht mit Zuversicht. Was sich normalerweise ausschließt, ist beim TSV freilich nicht unmöglich. "Ich bin jetzt drei Monate bei Sechzig, und ich habe gelernt, dass es sehr schnell in beiden Richtungen gehen kann", sagte Dähne. Aber auch: "Warum sollen wir nicht in eine Euphoriewelle reinreiten?" Bei nur vier Punkten Abstand zu Relegationsrang drei eben auch kein undenkbares Szenario.

Eines mochte der gebürtige Rosenheimer aber mit Gewissheit zu sagen. "Wir haben viel daran gearbeitet, unsere Stärken wieder auf den Platz zu bringen. Dass die Blockade aus dem Kopf herauskommt." Womit Trainer Kauczinski wieder in den Mittelpunkt rückt, der offenkundig in Windeseile einen Zugang zur Mannschaft gefunden hat. "Er ist sehr offen, sehr umgänglich, er hört auf die Spieler", schilderte Dähne. Zudem habe sich Kauczinski für eine Rückbesinnung "zum alten System" entschieden. "Er hat an kleinen Stellschrauben gedreht, sodass wir wieder an unsere Stärken glauben", so Dähne.
Kauczinski setzt gegen Duisburg auf Dreierkette
Das alte Neue war die Dreierkette, die bei Bedarf auch mal zur Fünferkette wurde. "Darauf ist der Kader ausgelegt", sagte Sechzigs Nummer eins, die nach zwei Spielen Verletzungspause ins Tor zurückgekehrt war, "das ist schon das System, in dem wir uns wohlfühlen." Kauczinski sah taktisch bisweilen zwar "noch schwierige Momente", aber eben auch viel Mutmachendes – die Leistung von Raphael Schifferl als Zentralorgan der Abwehr zum Beispiel. Er resümierte daher: "Ich habe nicht erwartet, dass man das Spiel komplett durchziehen kann. Es braucht Zeit, aber dafür, wo die Mannschaft herkommt, hat sie das überragend gemacht." Als ersten Schritt.