"Das ist vielleicht der Unterschied": Neues A-Wort soll den TSV 1860 beflügeln

Einen Schönheitspreis gewinnt der TSV 1860 unter Trainer Kauczinski zwar (noch) nicht so richtig, dafür aber die notwendigen Zähler, um nach oben zu klettern. Erst Arbeit, dann Anmut – und dann der Aufstieg?
Ruben Stark
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Nicht immer schön, aber dafür erfolgreich: Die Löwen um Sigurd Haugen, Kevin Volland, Patrick Hobsch und Marvin Rittmueller (v.l.) schleichen in der Tabelle nach oben.
Nicht immer schön, aber dafür erfolgreich: Die Löwen um Sigurd Haugen, Kevin Volland, Patrick Hobsch und Marvin Rittmueller (v.l.) schleichen in der Tabelle nach oben. © IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel

Frack, Gehstock, Zylinder, vielleicht noch weiße Handschuhe, Taschenuhr und ein Monokel. So gingen einst Herren aus feinem Hause zu feinen Anlässen. Nicht nur, weil man sich heutzutage ganz anders kleidet, ist das keinesfalls die Anzugsordnung der Wahl beim TSV 1860. Die Löwen unter Trainer Markus Kauczinski, das ist ein Rudel, das sich schmutzig macht, da wird nicht jedes kleine Fussel vom Jacket gezupft, führt nicht jeder Fleck zum Gang in die Garderobe und Kleiderwechsel.

Die Löwen treten lieber im Blaumann auf, mit festen Arbeitsschuhen und Schlieren an den Händen. Bei den Löwen geht es gerade nicht um Ästhetik, da geht es darum, dass etwas vorangeht. L wie Löwe ist gleich A wie Arbeit.

"Es geht am Ende um Ergebnisse – und die erzielen wir"

"Man hat auch gegen Schweinfurt gesehen: Jedes Spiel muss erst mal erkämpft und erspielt werden", sagte Sechzigs Coach, aufgewachsen mit Gelsenkirchener Malochermentalität, nach dem 3:1 vom Samstag, für das es gewiss keinen Schönheitspreis, aber dafür zum dritten Mal in Folge drei Punkte gab. "Es ist nicht immer der perfekte, schönste Fußball, aber es geht am Ende um Ergebnisse, und die erzielen wir mit der Art und Weise, wie wir spielen. Darauf können wir weiter aufbauen", unterstrich Außenbahnspieler Marvin Rittmüller, der nach etlichen vergeblichen Anläufen gegen die Schnüdel sein erstes Tor für Sechzig markierte.

Noch zwei Drittligaspiele stehen aus bis zur Saisonhalbzeit und die malochenden Löwen sind im Klettermodus. Vor der laufenden kleinen Erfolgsserie standen die Blauen auf Rang 14, inzwischen haben sie sich auf neun emporgewerkelt und gleichzeitig wurden aus acht Punkten Rückstand auf Aufstiegsrelegationsplatz drei nun vier. Wird aus A wie Arbeit also gerade die Basis für A wie Aufstieg?

"Ruhe bewahren, weitermachen, auf das nächste Spiel freuen"

Langsam, wiegelte Kauczinski ab, das geht ihm alles viel zu schnell: "Das ist Quatsch! Wir gucken auf das nächste Spiel. Wir sind noch in der Hinrunde. Ich bin froh, dass wir stabil sind und die Mannschaft so Gas gibt. Deswegen: Einfach Ruhe bewahren, weitermachen und sich auf das nächste Spiel freuen."

Beißen, kratzen, kämpfen – und punkten: Clemens Lippmann (l.) und SIemen Voet (r.) attackieren Schweinfurts Ekin Celebi.
Beißen, kratzen, kämpfen – und punkten: Clemens Lippmann (l.) und SIemen Voet (r.) attackieren Schweinfurts Ekin Celebi. © IMAGO/Max Kilian

Der 55-Jährige weiß aus jahrelanger Erfahrung kreuz und quer durch die drei ersten deutschen Spielklassen, dass derjenige, der zu früh die Arbeitsschuhe aus- und die Tanzschuhe anzieht, am Ende nicht zum Fest erscheint, weil er dann auf dem Weg dorthin ins Stolpern gerät und stürzt, statt festen Tritt zu behalten. Aber was man sagen darf, ist, dass die Mannschaft sich ein Fundament zugelegt hat, dass freilich weiter auf seine Stabilität (Maßarbeit oder Baupfusch?) geprüft wird – vor Weihnachten noch am Samstag beim FC Ingolstadt (14 Uhr/AZ-Liveticker) und eine Woche darauf gegen den aufstrebenden SC Verl, der erst zwei Niederlagen zu verzeichnen hat.

"Jeder kämpft für den anderen, das ist vielleicht der Unterschied"

Der Belgier Siemen Voet fasste die positive Entwicklung so zusammen: "Es ist eine gute Atmosphäre in der Kabine. Wir arbeiten gut, wir arbeiten zusammen, die Energie ist da. Jeder kämpft für den anderen, das ist vielleicht der Unterschied." Der Unterschied? Der Unterschied zu der Zeit vor Kauczinski, als die Arbeitsschuhe nicht so recht passen wollten und fälschlicherweise manchmal zum Tanzschuh gegriffen wurde.

Sigurd Haugen, der aktuell beste Löwen-Torschütze, erkannte einen weiteren wesentlichen Faktor für den Wandel im Team. "Wir sind kompakter", erklärte der Norweger, "eine Einheit geworden. Wir haben viel Fokus darauf gelegt, kompakt zu stehen."

Womöglich gibt es dann doch noch eine neue blaue Gleichung in dieser Saison. L wie Löwe ist gleich A wie Arbeit, A wie Anmut und A wie Aufstieg. Aber eben in der richtigen Reihenfolge. "Die letzten Spiele zeigen, dass wir noch viel mehr Tore schießen können. Wir haben viel Potenzial", sagte Haugen, bevor er mahnend hinterherschickte: "Erst einmal geht es darum, keines zu kassieren, dann wird auch das Toreschießen immer besser."

Und der Kleiderwechsel wäre dann die Krönung.

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  • rotweiss vor 2 Stunden / Bewertung:

    Neues A-Wort, da muß ich mal raten.......

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  • Chris_1860 vor einer Stunde / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von rotweiss

    Was willst du jetzt schon wieder? Immer am Stänkern mangels richtigem Hobby. Falsches Forum für Dich, Seitenstraßler.

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