Das Grünwalder-Eigentor

Die Delegiertenversammlung gerät für 1860-Boss Beeck zum Triumph: Entlastet, bestätigt – und am Ende Sieger in der Stadionfrage. Ein ungenauer Antrag beendet die Debatte ums Sechzger-Stadion.
von  Abendzeitung
Der erste Eindruck täuscht: Das Grünwalder Stadion liegt in den Überlegungen von Präsident Rainer Beeck (am Pult) in der Stadionfrage mitnichten oben. Foto: sampics/Augenklick
Der erste Eindruck täuscht: Das Grünwalder Stadion liegt in den Überlegungen von Präsident Rainer Beeck (am Pult) in der Stadionfrage mitnichten oben. Foto: sampics/Augenklick © az

UNTERSCHLEISSHEIM - Die Delegiertenversammlung gerät für 1860-Boss Beeck zum Triumph: Entlastet, bestätigt – und am Ende Sieger in der Stadionfrage. Ein ungenauer Antrag beendet die Debatte ums Sechzger-Stadion.

Es war der letzte Antrag des Tages, der die 42. Delegiertenversammlung für Rainer Beeck von einer nur gelungenen zu einer beinahe triumphalen Veranstaltung machte. Entlastet war der Präsident bereits, wiedergewählt ebenfalls. Von 177 anwesenden Delegierten hatten ihm lediglich elf die Gefolgschaft verweigert, 18 hatten sich enthalten. Und dies, obwohl der Klubchef zuvor in die Kritik gestanden hatte – wegen der Rücktritte von Manfred Stoffers und Robert Niemann sowie der dadurch erzwungenen doppelten Geschäftsführer-Rochade. Doch dann geschah am Samstagnachmittag im Ballhausforum in Unterschleißheim etwas, womit nicht zu rechnen war: Die Delegierten schwenkten voll auf Beecks Stadionkurs ein.

Die 1860-Delegiertenversammlung, das höchste Vereinsgremium, bekennt sich klar zur Allianz Arena – das ist die Nachricht, die von diesem Nachmittag bleiben wird.

Den Triumph bescherte Beeck, 2008 mit der Aussage angetreten, dass es keine Alternative zur Allianz Arena gäbe, ausgerechnet einer der glühendsten Verfechter einer Rückkehr ins Grünwalder Stadion. Dabei war es Richard Ostermeier von den Innstadt-Löwen freilich um etwas ganz anderes gegangen bei seinem Antrag: „Wie beantragen die Abstimmung, ob als Auftrag für Präsidium und Geschäftsführung, unabhängig jeder künftigen Mietvariante, der schnellstmögliche Ausstieg aus der Arena weiterverhandelt werden soll: Ja oder Nein“, so lautetet Ostermeiers arg sperrig formulierter Antrag. Ostermeier hatte nicht den sofortigen Auszug aus der Allianz Arena gefordert, er wollte, dass die Löwen sich eine Alternative erhalten. „Mir ging es um einen Plan B“, wie Ostermeier sagte.

Doch aus dem gut gemeinten Vorschlag wurde ein Eigentor, das den Grünwalder-Freunden wie ein Boomerang um die Ohren flog. Der ungenau formulierte Antrag, von Polit-Profi und Vizepräsident Franz Maget geschickt zusammengefasst, fiel in der von Arge-Mitgliedern dominierten Versammlung durch: 61 Delegierte stimmten dafür, 87 dagegen – und Beeck frohlockte. „Das war ein klarer Vertrauensbeweis.“ Und weiter: „In Richtung Grünwalder Stadion werden wir nichts mehr unternehmen.“ Sprich: Ein Umbau des Giesinger Stadions, ein Umzug in die Heimat – auch falls die Sanierung des Klubs gelingen sollte – scheint ein für allemal vom Tisch.

Auch beim FC Bayern und den Arena-Partnern dürfte dies für Freude sorgen. Denn nun ist 1860 bei den Verhandlungen über eine Mietkürzung und eine Anpassung der Cateringkosten auf den guten Willen der Verhandlungspartner angewiesen. Eine Alternative gibt es ja nicht mehr. Und die Zeit drängt. Beeck: „Wir sind gezwungen, bis zur Rückrunde die Kosten zu senken, wenn wir unseren Sanierungskurs fortschreiten wollen.“

Filippo Cataldo

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