Das Geduldsspiel von Löwen-Coach Kosta Runjaic
München - Der Löwe ist eine gefährdete Tierart. In Westafrika und Asien ist der König des Tierreichs vom Aussterben bedroht. Daher wurde 2013 eine Aktion ins Leben gerufen, um auf die Bedrohungslage hinzuweisen: Am Mittwoch, 10. August, ist wieder Weltlöwentag.
Während in deutschen Zirkussen noch rund 60 der majestätischen Raubkatzen zu finden sind (kein Witz!), waren die Sechzger-Löwen in den vergangenen beiden Jahren auch in ihrem Zweitliga-Refugium nicht sicher. Zwei Mal wären die Fußballer mit dem Löwen-Wappen auf der Brust aus jenem unterklassigen Revier, in dem sie seit 2004 verweilen, fast vertrieben worden.
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Dabei ist dieses für ihre ambitionierten Erwartungen eigentlich zu klein. Damit endlich alles besser (und größer) wird, ist mit Kosta Runjaic ein neuer Löwen-Bändiger am Werk. Inklusive komplettem Stab an Dompteuren. Im Trainingslager hatte Comedian Matze Knop bei einem Videodreh einen tierischen Rat für die Löwen: Man müsse, wie die Namensvettern im Tierreich, lieber faul in der Sonne liegen, sich an die Beute heranpirschen und diese im Rudel erlegen – bei der Saisonpremiere in Fürth (0:1) geschah das Gegenteil: Die Löwen rannten mehr, auf ihrer Beute- und Torejagd lief nicht viel zusammen.
„Wir hatten im Spiel nicht den Zugriff, waren gedanklich einen Tick langsamer“, erklärte Runjaic, dessen Hauptproblem aber viel tiefer ging: Die Löwen sind noch kein Rudel. „Die Mannschaft kennt sich noch nicht – das ist Fakt“, so der Trainer, „und das wird auch in den nächsten Wochen so bleiben.“ Sein Wirken gleicht einem Geduldsspiel – für ihn, die Fans, den Verein.
"Ein Umbruch geht nicht von heute auf morgen"
Zurück zum Revier, und zwar dem Löwen-Geläuf an der Grünwalder Straße: Runjaic bekannte bei seiner Analyse der Lage, dass der Umbruch mehrdimensional ablaufe, angefangen bei den Strukturen. „Wir müssen alles aufbauen“, erklärte Runjaic, und skizzierte die bitter benötigten Renovierungsarbeiten am Trainingsgelände. Dort werden derzeit ein Rasen- und der Kunstrasenplatz erneuert, anschließend kommt der Hauptplatz an die Reihe und neue Gymnastikräume werden errichtet. Diese Maßnahmen, möglich gemacht durch 2,5 Millionen von Geldgeber Hasan Ismaik, nannte Runjaic „Bedingung“ für sein Wirken, das in vielerlei Hinsicht professioneller ablaufen soll als in der Vergangenheit bei den Löwen.
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Doch Runjaic ist mit seiner Mission Umbruch eben erst am Anfang. Aus sportlicher Sicht könne mit einigen Trainingsschwerpunkten erst jetzt begonnen werden, weil laut Runjaic a) der gesamte Kader nun erst beisammen sei („Mit wem hätte ich vorher Standardsituationen trainieren sollen?“) und b) erst jetzt „die ersten Zahlen, Daten und Fakten sowie Bewegtbilder von echten Wettkampfsituationen“ verfügbar seien, um „zu korrigieren. Wir wissen, dass wir noch Zeit brauchen. Ein Umbruch geht nicht von heute auf morgen. Wir haben unseren Kader nicht für den Moment zusammengestellt, sondern für die Perspektive.“
Dumm nur, dass viele Vorgänger von Runjaic die Zeit und die Mittel, um ihre Vorstellungen zu verwirklichen, nicht hatten. Aber vielleicht haben die Löwen ja auch hier dazugelernt – und werfen ihren Dompteur nicht so früh zum Fraß vor.