Das Ende der Schonfrist
Nach dem Pokal-Aus weiß Trainer Schmidt, dass er mit den Löwen nun gute Ergebnisse braucht. Und auch der Sportchef hat Druck
MÜNCHEN Winterpause. 17 Tage frei. Als die Löwen am Donnerstagmorgen nach der Busfahrt von der 0:3-Pokalpleite beim VfL Bochum endlich an der Grünwalder Straße angekommen waren, hatten es die meisten Spieler ziemlich eilig. Ab nach Hause. Oder in den Urlaub. Ob Guillermo Vallori, Marin Tomasov oder Grzegorz Wojtkowiak – alle machten sich recht schnell auf den Weg zum Flughafen, um Weihnachten in ihren Heimatländern zu verbringen. Dabei dürften alle Spieler froh gewesen sein, für ein paar Tage vom TSV 1860 zu entschwinden und die enttäuschende Hinrunde plus das deprimierende 0:3 im DFB-Pokal beim VfL Bochum erstmal vergessen zu können.
Auch Trainer Alexander Schmidt war am Mittwoch nach dem Spiel erleichtert, jetzt alles ordnen zu können: „Wir werden Bilanz ziehen. Schonungslos. In der Vorbereitung nach der Winterpause gibt es viel zu tun.” Dann steht auch die groß angekündigte Analyse der Löwen-Bosse an, alles soll auf den Tisch – das Ende der Schonfrist für alle Beteiligten. Die AZ zeigt, wer in den kommenden Wochen unter Beobachtung und was auf dem Prüfstand steht:
Der Trainer: Das Wort „Interimstrainer” hat Alexander Schmidt nie gemocht. Jetzt ist er die Bezeichnung los, bis zum Saisonende soll er die Löwen als Cheftrainer coachen. Mit der Pokalpleite ist nun aber auch seine Schonfrist vorbei. Nach nur einem Sieg aus sechs Spielen (inklusive dem Pokalaus) muss der 44-Jährige in der zweiten Saisonhälfte schnell Erfolge vorweisen: „Jetzt müssen Ergebnisse her. Daran werde ich gemessen.” Er wird sich daran auch messen lassen müssen. Bange ist ihm nicht. „Jetzt geht's los”, sagt Schmidt.
Der Sportchef: Längst ist Florian Hinterberger im Umfeld des TSV 1860 nicht mehr unumstritten. Die Sommer-Transfers wie Grigoris Makos, Ismael Blanco und Marin Tomasov sind bislang gefloppt. Einzig Moritz Stoppelkamp darf als sinnvolle Verstärkung bezeichnet werden. Im Winter soll Hinterberger einen preiswerten Stürmer finden, der den Löwen sofort weiterhilft. Zunächst als Ersatz für den dann noch gesperrten Benny Lauth, später als dessen Partner. Dabei muss er auch auf die Wünsche von Schmidt eingehen. Greift Hinterberger erneut daneben, dürfte auch seine Position als Sportchef in Frage gestellt werden. Zumal er die durchwachsene Hinserie selbst immer wieder kritisiert hat: „Wir hinken vier oder fünf Punkte hinter unseren Ansprüchen her.” Dafür mitverantwortlich ist auch Hinterberger.
Der Präsident: Mit seinem Alleingang in Sachen Verbleib von Alexander Schmidt hat Dieter Schneider am vergangenen Sonntag für Verwirrung gesorgt. Noch vor der großen Bilanz im Winter hat er das Thema Trainer für beendet erklärt. Ein Schnellschuss? Zumindest im Streit mit Investor Hasan Ismaik und dessen Wunsch, Sven-Göran Eriksson zu installieren, hat sich Schneider so klar positioniert. Ursprünglich war angekündigt, dass es bei den Diskussionen im Winter auch um Schmidt gehen soll. Das ist nun erstmal vom Tisch. Ob sich Schneider damit einen Gefallen getan hat? Das hängt vom Start in die Rückrunde ab.
Die Finanzen: Wäre man im DFB-Pokal weiter gekommen, hätten die Löwen mindestens 600 000 Euro eingenommen. Ziemlich viel Geld für den angeschlagenen Zweitligisten – zumal die Löwen mit dem drohenden Ende der Zusammenarbeit zwischen Investor und dem TSV 1860 weitere Einsparmaßnahmen einplanen müssen. Geschäftsführer Robert Schäfer arbeitet bereits an einem Plan B für den Fall, dass Ismaik die Lust verliert. Wie der jedoch aussieht – das ist völlig offen.