"Dann muss man einfach mal still sein": Niederlechner über seine neue Rolle als Bank-Löwe

Vom umjubelten Neuzugang zum 1860-Reservisten, doch Stürmer Florian Niederlechner bleibt entspannt. "Ich bin bei meinem Verein, da wird kein Stunk gemacht", sagt er und lobt Trainer Kauczinskis Leistungsprinzip.
von  Ruben Stark
Derzeit nur noch Reservist, doch Herzenslöwe Florian Niederlechner denkt gar nicht daran, sich zu beschweren.
Derzeit nur noch Reservist, doch Herzenslöwe Florian Niederlechner denkt gar nicht daran, sich zu beschweren. © IMAGO/Ulrich Wagner

Wenn zwei Oberbayern in Rosenheim einen Fanshop für den TSV 1860 eröffnen, dann ist das per se ein Grund für gute Laune. Und so kommen Florian Niederlechner und Thomas Dähne sehr relaxt im vierten Obergeschoss des Kaufhauses im Zentrum der Stadt an, die vor allem für ihre Eishockey-Tradition bekannt ist. Visavis der Löwen-Fanwelt hängen prompt auch die Fan-Devotionalien der Starbulls, die mit den Sechzgern ja gemeinsam haben, dass ihre Vergangenheit als dreimaliger deutscher Meister der 1980er Jahre schillernder ist als die Gegenwart.

Was auch für den Stürmer Niederlechner gilt, der von Trainer Markus Kauczinski Anfang November auf die Bank gesetzt wurde und seither auf die Rückkehr in die Startformation warten muss. Der Drittliga-Hochkaräter nur Ersatz, das muss beim 35-Jährigen doch am Selbstverständnis nagen. Aber Niederlechner verneint jeden Groll. "Ich bin total entspannt", sagt er, "ich habe schon ganz andere Sachen in meiner Karriere erlebt." Als Herzenslöwe käme es ihm ohnehin nicht in den Sinn, schlechte Stimmung zu verbreiten. "Ich bin bei meinem Verein, da wird kein Stunk gemacht", stellt Niederlechner klar.

"Ein bisschen anders vorgestellt", aber Niederlechner bleibt ruhig

Sicher, gesteht der bundesligaerfahrene Offensivspieler, "habe ich es mir ein bisschen anders vorgestellt. Ich wollte natürlich schon ein paar Tore mehr auf dem Konto haben." Aber, und da richtet der gebürtige Ebersberger den Blick auf das Heimspiel am Samstag gegen Tabellenschlusslicht Schweinfurt (16.30 Uhr, AZ-Liveticker), "wichtig ist, dass wir die drei Punkte in München behalten und das ist mein Ziel. Ich will, dass wir am Wochenende gewinnen, ob ich dann von Anfang an spiele oder ob ich reinkomme."

Und wer weiß, vielleicht hat Niederlechner, bei dem magere zwei Saisontreffer zu Buche stehen, auch als Joker mal einen besonderen Moment – so wie häufig Patrick Hobsch, der für den Routinier in die erste Elf rückte und seine Chance zupackend nutzte. "Vor drei Wochen", erinnert Niederlechner, "als der Trainer sich entschieden hat, dass er auch mal Hobschi spielen lässt, hat der dann zwei gute Spiele gemacht und dann muss man einfach mal still sein, muss man Gas geben im Training und dann weiß ich, dass man hundertprozentig wieder belohnt wird – und es wird schneller kommen als man vielleicht denkt."

Kauczinskis Leistungsprinzip: "Ich finde das aber auch gut so, ehrlich gesagt"

Denn, auch das ist eine Lehre der ersten Wochen unter Kauczinski, der Löwen-Coach belohnt Engagement und Trainingsleistung. "Ich finde das aber auch gut so, ehrlich gesagt. Der Trainer schaut genau hin", betont Niederlechner, obwohl er selbst gerade nicht der Profiteur ist. "Es war ja im Vorhinein schon klar, nur weil Kevin (Volland, d. Red.) und ich kommen und vielleicht ein paar Bundesligaspiele mehr auf dem Konto haben, dass du trotzdem Leistung bringen musst und Tore machen, Vorlagen machen musst – und wenn du mal nicht zur Stelle bist, dann sind andere zur Stelle, und das war jetzt so."

Der Dreht scheint zu stimmen zwischen Trainer und Stürmer: Florian Niederlechner (r.) knuddelt Coach Markus Kauczinski beim Heimsieg über den MSV Duisburg.
Der Dreht scheint zu stimmen zwischen Trainer und Stürmer: Florian Niederlechner (r.) knuddelt Coach Markus Kauczinski beim Heimsieg über den MSV Duisburg. © IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel

Er setzt darauf, dass sein Torknoten bald wieder platzt, dass er so oder so seine Möglichkeiten dazu bekommen wird. Allerdings merkt Niederlechner auch an, dass es vor Kauczinskis Amtsantritt bisweilen so gewesen sei, dass die Stürmer nicht gerade üppig bedient wurden und keinen einfachen Stand hatten: "Es ja nicht leicht vor der Hütte gewesen, sondern, wir hatten richtig Probleme, uns Torchancen herauszuspielen." Das bessere sich derzeit und ist deshalb einer die Faktoren, aus denen auch Niederlechner Zuversicht zieht. "Ich will den maximalen Erfolg für die Löwen", sagt er, "ich will, dass meine Karriere sehr gut zu Ende geht."

Am liebsten, dafür ist er dann doch zu sehr Profi, mit ihm in einer tragenden Rolle. "Natürlich bin ich nicht zufrieden", schiebt er nach. Das Lächeln aber bleibt.

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