Interview

"Dann könnte Sechzig klagen": Dieter Reiter zum Stadion-Streit mit dem TSV 1860 München

In der AZ spricht OB Dieter Reiter vor der Entscheidung zur Zukunft des Grünwalder Stadions Klartext – über die Frage, ob doch 25.000 möglich sein könnten, warum er nicht auf Olympia setzt, wieso er nichts gegen eine Klage der Löwen hätte, die Frage, ob Hasan Ismaik angerufen hat. Und: über die Chance auf ein neues Stadion im Stadtgebiet.
Felix Müller
Felix Müller
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Unter der legendären Anzeigentafel stehen die Fans unüberdacht wie eh und je.
Unter der legendären Anzeigentafel stehen die Fans unüberdacht wie eh und je. © IMAGO/foto2press
Carbonatix Pre-Player Loader

Audio von Carbonatix

AZ: Herr Reiter, im Umfeld der Sechzger ist die Hoffnung groß, dass eine Olympia-Bewerbung einem großen Ausbau des Grünwalder Stadions den entscheidenden Schub geben könnte. Sie drängen aber auf eine finale Entscheidung zum Umbau schon dieses Jahr. Also spielt Olympia für die Frage gar keine Rolle?
DIETER REITER: Diese Entscheidung ist für mich tatsächlich unabhängig von Olympia. Das Stadion ist nicht als Profistadion konzipiert, heute spielen mehrere Vereine drin. Wir werden auf jeden Fall tun, was man für den Erhalt eines Zweitliga-tauglichen Stadions tun muss. Für alles andere bräuchte es ein klares Signal der Sechzger: Wir bleiben dauerhaft drin. Und kommen nicht irgendwann wieder mit einem neuen Investor, der dann sagt, er baut ein neues Stadion. Und wir als Stadt stehen mit einem Grünwalder da, mit Vip-Logen und so weiter und da spielen Amateurmannschaften vor einigen hundert Zuschauern drin.

Der Zeitplan steht: Sie wollen einen Stadtratsbeschluss in diesem Jahr?
Ja.

Das Jahr ist nicht mehr lange. Da müsste Ihre Verwaltung doch eigentlich kurz davor stehen, eine finale Beschlussvorlage fertig zu haben.
Entscheidend ist jetzt erstmal, was die Löwen wollen. Ich habe den neuen Präsidenten Gernot Mang noch nicht getroffen, weiß aber, dass er bereits in Kontakt mit Bürgermeisterin Verena Dietl steht. Ich gehe davon aus, dass wir uns beim traditionellen Wiesn-Besuch der Sechzger sehen werden.

Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Termin mit der AZ in seinem Büro am Schreibtisch.
Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Termin mit der AZ in seinem Büro am Schreibtisch. © Daniel von Loeper

 Gernot Mang träumt öffentlich von einer Kapazität von 25.000.
Das verstehe ich aus seiner Sicht sehr gut.

"Das hat nichts mit der Finanzierungsfrage zu tun"

Von der Stadtverwaltung hieß es stets, mehr als 18.000 seien an diesem Standort nicht mehr denkbar. Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl hat gesagt, für mehr müssten die Sechzger selbst planen, selbst bauen – und selbst die Risiken tragen.
Zunächst mal: Die Debatte um die Zuschauerzahl hat nichts mit der Finanzierungsfrage zu tun. Da geht es nur ums Planungsrecht. Die Planungsbehörde sagt seit vielen Jahren, mehr als 18.000 können nicht mehr genehmigt werden. Das Risiko ist also, dass die Baugenehmigung wegfällt. Sollten meine Planer recht behalten – und das ist oft der Fall – hat man am Ende also keine neue Baugenehmigung und die alte ist eventuell dann auch weg oder wird beklagt. Dann hat man ein Problem. Das hat also erstmal nichts damit zu tun, ob man 25.000 will. Ich verstehe diesen Wunsch komplett.

Ach ja?
Das ist doch eine vernünftige Größe. Ich selbst war als Kind noch mit mehr als 40.000 Zuschauern im Grünwalder, aber die Zeiten haben sich halt geändert.

Ihr Zeitplan bedeutet, dass die Löwen unter extremem Zeitdruck stehen, sie müssen in den nächsten Wochen alles vorlegen, was sie wollen, oder?
Angeblich haben sie ja alles. Der alte Präsident Robert Reisinger hat immer gesagt, er hätte alles in der Schublade. Jetzt warte ich auf mein Gespräch mit Herrn Mang.

"... dann müssten die Löwen klagen"

Wie könnte man das Problem lösen, dass die Stadt sagt maximal 18.000 und der Löwe 25.000 will?
Vielleicht gibt es am Ende tatsächlich keine andere Lösung, als dass ein Gericht entscheidet.

Wie dürfte man sich das vorstellen?
Wenn die Löwen einen Bauantrag für 25.000 stellen, dann prüft ihn die Planungsbehörde. Wenn sie ihn aus rechtlichen Gründen ablehnen muss, könnten die Sechzger klagen. Dann gibt es vor Gericht Klarheit. Wenn die 25.000 doch möglich sind, reden wir konkret über Geld. Und wenn das Gericht abwinkt, dann hoffe ich, dass die Sechzger diese endgültige Entscheidung auch akzeptieren. Wir hätten also endlich Klarheit.

Die Westkurve ist immer ausverkauft.
Die Westkurve ist immer ausverkauft. © IMAGO/kolbert-press

Sie sprechen selbst bisher von einem Amateurstadion. Reicht das für eine Olympia-Spielstätte?
Auch mit der bestehenden Kapazität könnte Rugby bei Olympia in Giesing gespielt werden. Also behindert der Sachstand eine Bewerbung auf keinen Fall. Sollten wir Klarheit haben und auf 25.000 ausbauen können, würden wir das natürlich in die Bewerbung einbeziehen und für Olympia auch noch intensiver umbauen.

Haben Sie seit den Investoren-Chaos-Wochen nochmal Kontakt zu Hasan Ismaik gehabt?
Nein. Gar nicht. Er hat sich nicht gerührt.

Bei den Löwen soll intern immer noch gelegentlich über einen Stadion-Neubau in Riem geraunt werden, sollte ein Investor einsteigen, der ihn finanziert. Gäbe es in Riem tatsächlich immer noch eine städtische Fläche für ein solches Projekt?
Ja, es gibt sie. Noch. Denn: Das sind städtische Flächen, die über einen langfristigen Mietvertrag genutzt werden. Und der steht gerade zur Verlängerung an.

Das heißt, auch von dieser Seite ist großer Zeitdruck für die Sechzger drauf?
Ja, da ist Druck auf dem Kessel. Sechzig muss sich fragen: Was wollen wir? Wo soll es hingehen?

"Und einen klaren Plan für die Finanzierung": OB Reiter zu Träumen von einem Neubau

Ist Riem die einzige Fläche, die Sie im Stadtgebiet noch sehen? Heißt: Wenn der Mietvertrag anderweitig verlängert wird, dürfte es keine Chance auf einen Neubau in München mehr geben für die Löwen?
Ja, das ist die einzige Fläche, die ich sehe, wo ein Stadion für 40.000 oder 45.000 Zuschauer machbar wäre. Woanders kriegen wir das nicht mehr unter. Es ist die einzige, die letzte Möglichkeit. Ich habe es den Sechzgern mitgeteilt, dass wir den bestehenden Vertrag verlängern, wenn ich keine klare Aussage habe.

Was müsste zu dieser Aussage gehören?
Es müsste einen konkreten Bauplan geben, was die Sechzger sich für die Fläche vorstellen und einen klaren Plan für die Finanzierung. Dafür ist das jetzt die einzige, die letzte Chance.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.