Daniel Bierofka im Interview: „Wir zeigen uns solidarisch“

Löwen-Kapitän Daniel Bierofka erklärt, warum er die Kürzung des Gehalts um zehn Prozent akzeptiert – und dass er Mitleid mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle hat.
AZ: Herr Bierofka, bei den Löwen ist wieder einiges los. Wie sehr belastet Sie die aktuelle Situation im Verein, nachdem Geschäftsführer Robert Schäfer alle Mitarbeiter der Geschäftsstelle, des Jugendleistungszentrums, die Spieler und Trainer gebeten hat, auf zehn Prozent ihres Gehalts zu verzichten?
DANIEL BIEROFKA: Ich muss versuchen das auszublenden, auch wenn es nicht leicht ist. Es ist keine schöne Situation und es ist auch für die Mannschaft nicht förderlich, wenn jede Woche eine neue Hiobsbotschaft kommt.
Sie haben sich sofort bereit erklärt, auf die zehn Prozent zu verzichten. Gab es tatsächlich einen Mehrheitsbeschluss in der Mannschaft, von dem Florin Lovin gesprochen hat?
Nein. Ein Mehrheitsbeschluss wäre totaler Käse gewesen. Man kann doch einem Kollegen nicht vorschreiben, dass er das mit den zehn Prozent machen soll oder nicht. Man kann eine Empfehlung geben und dem Kollegen aufzeigen, wie es aussieht, wenn er es nicht macht, aber im Endeffekt ist das eine persönliche Entscheidung.
Können Sie Spieler verstehen, die nicht verzichten wollen?
Ich kann dazu nur sagen, dass wir Spieler alle eine gewisse Verantwortung dem Verein gegenüber haben. Wenn wir mit Mehrheit sagen würden, wir machen das mit den zehn Prozent nicht und gingen dann alle vors Gericht, das wäre Wahnsinn.
Ihr Kollege Florin Lovin hat Herrn Schäfer gelobt, dass er alle Entscheidungen offen gegenüber der Mannschaft erklärt. Wie denken Sie über den neuen Geschäftsführer?
Eine Maßnahme wie jene mit den 10 Prozent, musste er ja erklären. Er konnte ja nicht sagen: „Zehn Prozent weniger! Auf Wiedersehen!" Ich sehe Herrn Schäfer auch positiv, aber ich habe bei Sechzig auch schon sehr viel erlebt.
Können Sie mit den anderen Mitarbeitern mitfühlen, die nicht so viel verdienen wie ein Fußballprofi?
Natürlich, für diese Leute tut es mir viel mehr leid als für uns Spieler. Wir können doch leichter auf zehn Prozent verzichten als die Frau im Kartenservice oder in der Pressestelle.
Sie kennen jeden im Verein - von der Waschfrau bis zum Platzwart. Fühlen Sie besonders mit diesen Menschen?
Da muss man nur logisch nachdenken, wenn einer 1800 Euro brutto verdient, dann fallen die zehn Prozent viel mehr ins Gewicht. Noch mal: Mir tun die Leute auf der Geschäftsstelle sehr leid. Ich kann aber für fast alle Spieler sprechen, denn fast jeder geht den Weg mit. Wir zeigen uns solidarisch. Zehn Prozent weniger, das muss man machen.
Aber die jungen Spieler wie ein Christopher Schindler oder Kevin Volland waren sicher weniger begeistert, oder?
Die Jungen haben doch ihre ganze Karriere noch vor sich. Das sind gute Fußballer. Sie werden in ihrer Karriere noch genug Geld verdienen – hoffe ich zumindest (lacht).
Haben Sie als Kapitän konkret mit den jungen Kollegen gesprochen?
Ich habe ihnen nur erklärt, was die Folgen sind, wenn jemand nicht mitmacht. Dann muss derjenige auch damit klarkommen.
Muss Ihr Sohn David jetzt befürchten, dass es weniger Geschenke zu Weihnachten gibt?
(lacht) Natürlich nicht. Die zehn Prozent tun mir weniger weh, deshalb helfe ich dem Verein – selbstverständlich!
Interview: Reinhard Franke