Daniel Bierofka: »Ich kann mit Schmerzen umgehen«

Gegen Aachen hat er 60 Minuten lang durchgebissen - mit einem Bänderriss aus dem Derby. Die Hoffnung auf den Aufstieg hat er noch nicht aufgegeben: Daniel Bierofka über seine Rolle als Vorbild, fehlenden Mut und einen Wunschstürmer.
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Daniel Bierofka wird beim Pokal-Derby mit einem Bänderriss im Sprunggelenk aus dem Stadion getragen.
dpa Daniel Bierofka wird beim Pokal-Derby mit einem Bänderriss im Sprunggelenk aus dem Stadion getragen.

Gegen Aachen hat er 60 Minuten lang durchgebissen - mit einem Bänderriss aus dem Derby. Die Hoffnung auf den Aufstieg hat er noch nicht aufgegeben: Daniel Bierofka über seine Rolle als Vorbild, fehlenden Mut und einen Wunschstürmer.

AZ:Herr Bierofka, sind Sie nicht ein bisschen leichtsinnig?

DANIEL BIEROFKA: Wieso sollte ich?

Sie setzen Ihre Gesundheit aufs Spiel: Beim 0:0 gegen Aachen hielten Sie 60 Minuten mit einem Bänderriss im linken Sprunggelenk durch.

Es ist ja nur ein Band gerissen. Ich wollte unbedingt spielen. Für mich als Fußballer gibt es nichts Schlimmeres als auf der Tribüne zu sitzen und nicht zu spielen. Das kann ich überhaupt nicht haben. Ich wollte einfach dem Verein helfen. Es fehlen bei uns doch schon genug Spieler ( Göktan, di Salvo, Ghvinianidze, Schroth, d. Red.) – und ich habe die letzten Jahre oft genug zugeschaut.

Als Sie 15 Mal operiert wurden – und 2006 im Trikot des VfB Stuttgart kurz vor der Sportinvalidität standen: Sie bekamen den Knochen eines Toten eingesetzt.

Genau, seit dieser Leidenszeit genieße ich jedes Spiel. Es ist ein Geschenk des Himmels, Profi-Fußballer zu sein und beim TSV 1860 zu spielen. Mein Sohn ( David, 2 Jahre, d. Red. )hat ja auch gesagt, dass ich spielen darf – der meinte nur: „Papa, weh-weh.“

Ihr Ehrgeiz ehrt Sie, aber ist das nicht unvernünftig?

Ich habe mich vorher schon abgesichert. Der Doktor hatte mir erklärt: „Wenn wir einen gescheiten Tape hinmachen, dann kann da nichts passieren. Die Schwellung tut weh, aber nicht das Band, das gerissen ist.“ Jetzt ist der Knöchel dick, grün und blau. Ich kann ganz gut mit Schmerzen umgehen, ich bin das doch gewohnt (lacht). Ich musste schon viel aushalten. Ich werde oft gefoult, aber Weinen und Liegenbleiben? Nein, da hat man schnell ein falsches Image.

Wie schonen Sie Ihren Körper?

Ich horche schon sehr in meinen Körper hinein. Ich ernähre mich sehr gesund, ich dehne meine Muskeln viel – und versuche meinen Rücken immer wieder zu stabilisieren, weil ich auch schon einen Bandscheiben-Vorfall hatte.

Es krankt derzeit auch akut in der Löwen-Offensive: Seit 410 Minuten ist 1860 in der Allianz Arena ohne Tor. Woran liegt’s?

Wir dürfen nicht nur den Finger auf den Sturm richten, ich finde, uns als komplette Mannschaft fehlt der absolute Biss, auch mal ein Tor zu erzwingen.

Ist es nicht eher eine Qualitätsfrage? Meint zumindest Ex-Torjäger Winkler.

Ja mei, Qualität ist halt Markus Schroth, Toni di Salvo und Berkant Göktan. Das ist unser kompletter Sturm. Die fehlen uns seit vielen Monaten. Ich will nicht wissen, was beim FC Bayern los ist, wenn Toni, Klose und Ribéry alle gleichzeitig verletzt sind. Und wir haben leider nicht die Bank und das Geld des FC Bayern.

Die Löwen hätten sich im Winter durchaus im Angriff verstärken können – aber der Verein holte mit Chhunly Pagenburg vom 1. FC Nürnberg lieber ein weiteres Talent.

Ja, und ein gutes dazu. Genauso wie Mucki Kucukovic, der schon bewiesen hat, dass er es kann. 1860 hat einfach nicht die finanziellen Mittel – und ich weiß auch gar nicht, wer im Winter überhaupt auf dem Markt war.

Der fehlende Mut zum Risiko kostet 1860 wohl den Aufstieg, Ihrem Traumziel.

Ich gebe noch nicht auf. Ich gebe die Hoffnung erst auf, wenn wir es nicht mehr schaffen können. Es sind doch nur vier Punkte auf einen Aufstiegsplatz. Ich hoffe, dass Göktan und di Salvo bald wieder zurückkehren. Und wir haben ja noch genug Spiele – also: Warum nicht?

Ex-Löwe Benny Lauth, bei Hannover meist nur auf der Bank, hat sich zuletzt selbst ins Gespräch gemacht, als er sagte: „Irgendwann werde ich mal wieder bei 1860 spielen.“

Für uns wäre der Benny eine Riesen-Verstärkung und ich würde mich wirklich freuen, wenn er bald wieder bei 1860 spielt. Er ist ein Sympathieträger. Aber Benny ist ja erst 26 – und ich denke, dass er schon noch ein bisschen aufs Geld schauen muss und sich in Hannover durchsetzt.

Interview: Oliver Griss

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