"Da war gar nix los": 1860-Trainer Glöckner geht mit schwachen Löwen hart ins Gericht

Diesmal kam das Aufbäumen zu spät und war ein Last-Minute-Tor zu wenig. Das Bild, was vom TSV 1860 an der Ostsee bei Hansa Rostock bleibt, ist das eines grauenvollen Auftritts in der ersten Halbzeit und jenes von Jesper Verlaat, der dick am linken Oberschenkel bandagiert in die Kabine humpelte und vielleicht wochenlang ausfällt.
Trainer Patrick Glöckner war nach dem Spiel aufgebracht und trotz der Steigerung nach der Pause mächtig verärgert über die erste Saisonniederlage der Löwen. "Da war gar nix los. Es hat absolut alles an Mentalität und Einstellung gefehlt. Fakt ist, dass wir keinen kühlen Kopf hatten", schimpfte Glöckner über den ersten Abschnitt nach der 1:2-Schlappe, die Sean Dulic (89.) mit seinem ersten Drittliga-Tor etwas abmilderte.
Dähne hält 1860 im Spiel, dann folgt "turbulente Halbzeitansprache"
Im ersten Durchgang hatte Hansa durch Benno Dietze (31.) und Maximilian Krauß (34.) vorgelegt – und hätte noch höher führen können, wenn Sechzig-Torhüter Thomas Dähne die gleiche Abendform gezeigt hätte wie seine Vorderleute.
Eine Standpauke in der Kabine und drei Umstellungen belebten den TSV zumindest nochmal, aber anders als beim 3:2 gegen Havelse ging Glöckners Elf die Zeit aus. Am Samstag folgt gegen Hoffenheim II die Chance zur Wiedergutmachung.
"Wir sind weder in den Zweikämpfen drin gewesen, noch haben wir die Bälle festgemacht. Wir waren viel zu weit weg von den Gegnern", zählte Glöckner bei Magentasport die gröbsten Fehler auf und erwähnte "eine turbulente Halbzeitansprache. Dann haben wir endlich gezeigt, was wir können, haben ein offenes Spiel gestaltet."
Niederlechner: "Das war gegen den Ball Harakiri"
Ja, den Löwen fehlte Filigrantechniker Kevin Volland nach seiner Gelb-Roten-Karte. Und ja, die Rostocker sind stärker als ihr aktueller Tabellenplatz es aussagt. Aber als Erklärung für diese Nicht-Leistung der ersten Halbzeit reichte das nicht.
"Das hat sich aus der zweiten Halbzeit vom Sonntag mitgezogen. Ich weiß gar nicht, was wir da gemacht haben, das war gegen den Ball Harakiri", kritisierte Florian Niederlechner und fügte an: "So eine erste Halbzeit gegen so eine gute Mannschaft, da schenkst du es fast her."

Schon die ersten Minuten waren vor 24.000 Zuschauern im Ostseestadion zum Vergessen. Dähne musste sofort zweimal eingreifen (2., 3.). Dann traf Holten (6.) die Latte, nachdem sich Dulic einen üblen Fehlpass erlaubt hatte. Wenige Zeigerumdrehungen danach hatten Siemen Voet und Verlaat schon Gelb gesehen, was das zaghafte Verteidigen nur noch förderte. Sechzig befand sich an der Küste quasi im Rettungsschwimmer-Modus.
"Wir waren zu harmlos und der Gegner war dominanter und galliger"
Seit fast 17 Jahren (November 2008) gab es keinen Löwen-Erfolg mehr an der Ostsee – und Benny Lauth wird vorerst der letzte Siegtorschütze bleiben. "Entscheidend ist es, die Zweikämpfe zu gewinnen, in die Zweikämpfe zu kommen. Wir waren zu harmlos und der Gegner war dominanter und galliger", schimpfte Glöckner noch.
Das erste Gegentor war ein Beispiel dafür. Marvin Rittmüller und Max Christiansen führten Zweikämpfe, als wären sie auf einer Freizeitanlage. Dietze schlenzte den Ball ins Eck. Krauß lief dann aus der Zentrale unter blauem Geleitschutz in Richtung und in den Strafraum. Dähne warf sich entgegen, aber Krauß schoss zum 2:0 ein. Kurz danach machte Verlaat einen verhängnisvollen Schritt und signalisierte sofort, dass er sich verletzt hat.
Tunay Deniz (50.) hätte die Löwen dennoch heranbringen können, aber er nutzte den Patzer von Hansa-Torhüter Benjamin Uphoff nicht. Dulic drückte schließlich eine Ecke von David Philipp über die Linie, der Hobsch-Moment wie am Sonntag blieb aus. "Mund abputzen, es geht weiter", sagte Niederlechner noch.