Christl vom Löwenstüberl: "Ich will nicht raus"

Am Donnerstag hieß es noch, sie höre auf. Nun sagt Löwenstüberl-Wirtin Christl Estermann, dass ihr Abschied noch gar nicht feststehe
Marco Plein |
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Weiter im Stüberl: Christl Estermann
Marco Plein Weiter im Stüberl: Christl Estermann

AZ: Frau Estermann, der Verein hat am Donnerstag verkündet, dass Sie Ihr Löwenstüberl im Winter aufgeben werden. Nach 18 Jahren ist das ein heftiger Schritt, für viele ist das Stüberl ein wichtiger Bestandteil der Sechzger.

CHRISTL ESTERMANN: Ich muss das gleich mal sagen: Ich habe nicht gekündigt und ich habe auch nicht vor, schriftlich zu kündigen, ich will gar nicht raus. Dass ich aufhöre, das steht noch nicht fest. Ich möchte ja auch erst mal hören, warum ich das soll? Was ist der Grund? Ich kann doch nicht einfach so sagen: Auf Wiedersehen. Ich weiß nur, dass ich nichts verbrochen habe. Ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. Das ist alles, was für mich zählt.

Von Seiten des Vereins hieß es aber, sie hätten sich auf das Ende Ihrer Zeit als Pächterin bereits geeinigt.

So ist es nicht, ich habe auch eine Seele, ich habe auch was hier drinnen (klopft sich auf die Brust). Ich kann nicht die 18 Jahre einfach so wegstecken, ich habe immer meine Arbeit gut geleistet. Ich bin in den Verein gekommen, als es uns schlecht gegangen ist, habe Abstriche gemacht, der Jugend billig etwas zu essen gegeben, das muss man auch mal sehen. Ich habe auch privat Geld reingesteckt, dann darf man nicht einfach so sagen: Das war's jetzt, tschüss! Also, das kann man schon sagen, aber ob ich es in Kauf nehme, das ist was anderes. Ich bin auch nur ein Mensch und liege daheim im Bett und denke mir: Warum und weshalb und was soll das denn jetzt? Es ist wie in einer Ehe, wenn mir einer fremd geht, dann kann ich das nicht verkraften.

Wie geht’s für Sie weiter?

Wenn ich das wüsste. Vielleicht gewinne ich im Lotto, dann kaufe ich den Verein auf. Da sind doch jetzt viele Millionen drin. Schmarrn, ich bin ein Löwe und ich bleibe ein Löwe. Ich hoffe mal, dass sich das bis nächste Woche beruhigt. Mei, ich hänge halt so sehr an dem Ganzen. Ich bin nicht blau, ich bin dunkelblau. Wenn man diese Farbe hat, sieht man viele Dinge anders. Irgendwann ist Schluss. Aber bitte nicht so.

Es gibt bei den Löwen viele, die sagen, das Stüberl ist das letzte Stück Tradition.

Ja, hier das ist mein Wohnzimmer, mein Leben. Dass man das ein bisschen schätzt, das sollte schon sein. Ich habe meine Kraft reingesteckt. Meine Kinder wissen das, ich habe zwei Töchter, die kommen wahnsinnig gerne rüber. Meine Mutter, die ist 90, für die ist das ein Zufluchtsort. Die Leute, die kommen, für die ist es wie ein Familientreff, ein Konferenzsaal. Man kann nicht ein Lokal machen, in dem man kein offenes Ohr für die Leute hat. Ich war immer ein Ansprechpartner für alle. Der Herr Wildmoser hat mir damals eine Karte gegeben und hat draufgeschrieben, so lange du lebst, kannst du hierbleiben. Jetzt ist er leider nicht mehr unter uns. Ich suche die Karte zu Hause mal, ich werde sie finden. Jetzt schauen wir mal weiter, es ist nicht aller Tage Abend. Herr Wildmoser ist nicht mehr da, aber jetzt steht Herr Schneider hinter mir. Er hat mich gefragt: „Christl, willst du bleiben?” Wie es aber jetzt weitergeht, das weiß ich nicht. Ich warte unser Gespräch am Montag ab. Wenn dann Ende ist, muss ich es akzeptieren. Mich freut es, dass die Leute sich für mich interessieren.

Was sollte denn aus Ihrem Stüberl werden, sollten Sie es nicht mehr führen?

Das weiß ich auch nicht. Ich will auch nicht drüber nachdenken. Ich habe jetzt zu viel deswegen geweint und habe kaum noch eine Stimme. Ich habe es nie als Geldquelle gesehen. 

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