Blauer Zweistufenplan: Aufstieg auf Raten

Trotz des Investor-Einstiegs sehen die Bosse des TSV 1860 die nächste Saison als „Übergangsjahr”. Präsident Dieter Schneider plant zwar schon die Rückkehr in die Bundesliga – jedoch erst für 2013.
München - Eines hat Florian Hinterberger erfahren müssen in den letzten Wochen bei 1860: „Wenn du wenig Geld zu bieten hast, verhandelt es sich halt schwerer”, sagt er. Nicht dass das den Ex-Profi, seit Anfang Mai amtierender Sportkoordinator mit Handschlagvertrag – bei den Löwen und Präsident Dieter Schneider funktioniert so etwas ja – irgendwie überrascht hätte. Hinterberger wusste, worauf er sich bei 1860 einlässt. Er wusste, dass er den Mannschaftsetat von den zu Beginn der abgelaufenen Saison geplanten, aber letztlich nie realisierten neun Millionen Euro auf rund sechs Millionen Euro senken muss. Hinterberger wusste das, aber es macht die Arbeit nicht einfacher.
Auch der so gut wie vollzogene Einstieg Hasan Ismaiks, der am Montag, spätestens Dienstag nach München kommen wird, um sich für 18 Millionen Euro 49 Prozent der Stimmenrechtsanteile zu sichern und somit faktisch die Löwen kaufen wird, ändert nichts am Sparzwang. Ismaik macht den Klub nun erst mal schuldenfrei und rettet ihn so vor dem finanziellen Ruin. Seine darüber hinaus geplanten Investitionen in Spieler – und in einer ferneren Zukunft möglicherweise auch in Steine – sollen erst ab 2012 fließen. Die kommende Saison titulieren Präsident Dieter Schneider und Hinterberger unisono darum als „Übergangsjahr”. Hinterberger: „Der Verein will sich in der kommenden Saison konsolidieren. Das gilt für den finanziellen und sportlichen Bereich. Wir müssen sparen und geduldig sein.”
Der Aufstieg im Mai 2012 ist nicht Hinterbergers Ziel – und wird auch nicht von ihm, Trainer Reiner Maurer und der Mannschaft erwartet. „Natürlich wollen wir uns weiter verbessern und oben mitspielen, aber realistisch kann man uns nicht zu den Aufstiegskandidaten rechnen”, so Hinterberger, der gemeinsam mit Maurer insgesamt vier bis fünf Spieler verpflichten will im Sommer. Sie alle werden in dieselbe Kategorie wie die bereits so gut wie getätigten Transfers von Dennis Malura (Erfurt) und Arne Feick (Bielefeld) fallen: solide Zweitligaspieler mit soliden Zweitligagehältern.
Die Zeit der teuren Experimente und Verrücktheiten soll endgültig der Vergangenheit angehören beim TSV 1860. Auch wenn dann im Sommer 2012 Ismaiks Millionen fließen sollen. Der Investor will mit 1860 schließlich zumindest kein Geld verlieren. Geholt werden sollen auch dann vor allem junge, entwicklungsfähige Spieler, die später dann teuer verkauft werden könnten. Aber vorher noch die Löwen nach oben ballern sollen. „Nach dem Übergangsjahr wollen wir den Aufstieg anpeilen”, sagt Schneider. Ismaik selbst spricht von einem Aufstieg in „zwei, drei Jahren.” 1860 plant den Aufstieg auf Raten.
Dass Hinterberger dann noch für die Spielertransfers verantwortlich sein wird, ist allerdings fraglich. Ismaik möchte, wahrscheinlich schon diesen Winter, einen neuen Sportchef installieren. Für Hinterberger, der als ähnlich loyal gilt wie Maurer, kein Problem. Er wurde bei 1860 bewusst als Sportkoordinator und nicht – wie sein Vorgänger Miki Stevic – als Sportdirektor eingestellt. Sollte der neue Sportchef kommen, könnte Hinterberger künftig noch mehr die Schnittstelle zwischen der Jugend und den Profis bei den Löwen bilden und den ganzen sportlichen Bereich koordinieren.