Blau frieren – und feiern
Der überragende Kapitän Lauth trifft bei minus elf Grad doppelt und führt die Löwen zum verdienten 2:0 gegen Cottbus. Cheftrainer Maurer lobt seine Mannschaft: „Energie ist damit noch gut bedient.“
MÜNCHEN - Am Ende ballte Reiner Maurer seine Faust und stieß einen erleichterten Jubelschrei aus. Am Tag vor dem ersten Rückrundenspiel des Jahres der Löwen gegen Energie Cottbus hatte der Allgäuer von einem „Hoch“ bei 1860 gesprochen – kein Wunder, schließlich hatten die Sechzger vor der Winterpause vier von fünf Spielen gewonnen und nun hatte Maurer ja auch noch seinen Vertrag verlängert bekommen. Der Wunsch des Trainers war, dieses Hoch fortzusetzen – und diesen erfüllten die Löwen.
1860 gewann gestern Abend bei minus elf Grad in der Allianz Arena 2:0 gegen Cottbus und rückte nach den Patzern der Aufstiegskandidaten Fürth, St. Pauli und Düsseldorf punktemäßig vorne etwas näher ran. Blau frieren und feiern - so startete Sechzig ins Jahr 2012. Sportchef Florian Hinterberger meinte frostig-fröhlich: „Wir haben’s überlebt und gewonnen! Ein hochverdienter Sieg.“ Und Coach Maurer sagte gar: „Energie ist mit dem 2:0 noch gut bedient.“
Tatsächlich waren die Löwen wild entschlossen, dort anzuknüpfen, wo sie vor der Winterpause aufgehört hatten. Die erste Großchance nach neun Minuten: Kevin Volland, von Kapitän Benny Lauth fein freigespielt, tauchte allein vor dem Tor auf. Doch der künftige Hoffenheimer vergab. Besser machte es Lauth selbst in Minute 35: Nach einer tollen Flanke von Daniel Bierofka, der heute seinen 33. Geburtstag feiert, köpfte der 30-Jährige den Ball gekonnt über Cottbus-Keeper Kirschbaum ins Tor – 1:0 (35.).
Hätte der Löwen-Star vor den (offiziell) 14600 Zuschauern nur eine Minute später seine Riesenchance nach herrlicher Volland-Vorlage zum zweiten Tor genutzt, das Eisspiel wäre wohl schon entschieden gewesen. Wie auch immer: „Weltklasse" nannte Präsident Dieter Schneider den Führungstreffer, doch wer weiß, wie er geklungen hätte, wäre Daniel Adlung kurz vor der Pause nach einem von mehreren Aussetzern von Stefan Buck der Ausgleich gelungen?
Der Cottbusser traf jedoch nur den Pfosten – kurz zuvor war sein Kollege Christian Müller nach einem Zusammenprall in besorgniserregendem Zustand ausgewechselt – und dann auf einer Trage aus dem Stadion gebracht worden. Der 27-Jährige kam mit Verdacht auf eine Halswirbelverletzung in eine Münchner Klinik. Nach Wiederbeginn kontrollierte 1860 das Geschehen. Allerdings verpassten es die Löwen, den vorentscheidenden zweiten Treffer zu markieren, sodass die Zuschauer immer nervöser wurden.
Den lautesten Aufschrei ab es in Minute 67, als Kevin Volland vor dem leeren Tor scheiterte. Wenig später verpasste der gerade eingewechselte Neuling Maximilian Nicu das 2:0 – sein Kopfball ging an die Latte. Zwar ließen die Löwen noch ein paar Chancen zu, doch in der Schlussminute erlöste sie Lauth mit seinem zweiten Treffer – und Sechzig feierte zum fünften Mal in den letzten sechs Spielen. Dass der Matchwinner auch noch bei „Sport1“ verkündete, er wolle 1860 am liebsten nie mehr verlassen, passte bestens ins Bild. Und was sagte Lauth in Sachen Aufstieg? „Ich will ja nichts unnötig anheizen, aber jeder weiß, dass wir höher hinaus wollen.“ Aber ein bisschen heizen, das sollte bei minus elf Grad dann doch erlaubt sein.