Bierofka: "Ich habe mein Zuhause gefunden"
München - Daniel Bierofka macht einfach weiter. Als wäre seine persönliche Liste nicht auch so schon ziemlich lange, fügt er ihr am Samstag den nächste Eintrag hinzu. Wenn die Löwen in Karlsruhe ihr Arbeitsjahr beenden, wird ihr ältester Feldspieler auf eine beeindruckende Bilanz zurückschauen. Für die Sechzger ist es das 21. Pflichtspiel der Saison (19 in der Liga, zwei im Pokal), und bis auf eine einzige Partie, als der 32-jährige wegen einer Gelbsperre aussetzen musste, stand er immer auf dem Platz.
Was für andere nichts Besonderes wäre, ist für ihn herausragend – weil Bierofka jahrelang mit schweren Verletzungen zu kämpfen hatte, gibt es für ihn guten Grund, voller Stolz zu sagen: „Die meisten Leute hatten mich schon abgeschrieben. Doch ich glaube, ich hab's mehr als geschafft!"
19 Mal ist Bierofka in seiner Karriere operiert worden, eine Zahl, die schnell vergessen wird, „dabei reicht sie normalerweise für einen ganzen Kader aus", sagt Löwen-Trainer Reiner Maurer. Trotzdem: Von all seinen Eingriffen hat sich das 1860-Urgestein mehr als nur erholt – und darum blickt er auf die Zeit, in der er eineinhalb Jahre verletzt ausfiel, in der er isoliert von den Teamkollegen alleine mit Rehatrainern arbeiten musste, in der an Fußball kaum noch zu denken war und er kurz vor der Aufgabe stand, lieber nicht zurück. „Das war eine unglaublich schwere Zeit", sagt er nur.
Jetzt ist sie vorbei, Bierofka will nicht mehr als der Dauerverletzte wahrgenommen werden, den man in ihm lange gesehen hat. Mitgefühl? Beileid? Auf all das hat der Routinier nach seiner fast kompletten Halbserie in der Stammelf der Löwen keine Lust mehr.
Zwar gesteht er offen: „Die Leute haben immer noch den Spieler im Kopf, der so lange verletzt war." Doch jetzt will er als Anführer der jungen Löwen-Bande registriert werden, einen Wandel vollziehen, Rückennummer, Seeräuberbart und blonde Mähne bleiben gleich – sonst aber ist alles neu. Den dauerverletzten Flügeldribbler soll es nicht mehr geben, das Bierofka-Modell 2012 ist fit, spritzig, dauermotiviert – und immer im Zentrum des Geschehens zu finden.
Zwar gibt der 32-Jährige gerne zu, dass er sich im zentralen Mittelfeld auch einige Monate nach seiner Versetzung von der Außenbahn noch anzupassen hat und dass seine gewagte Spielweise dort schnell mal zum Risiko werden kann - doch Bierofka ist ins Zentrum gekommen um zu lernen, um zu führen, um zu bleiben. „Ich habe mein Zuhause gefunden. Ich werde nicht mehr außen spielen", sagt der dreifache Familienvater forsch und spielt seinem Trainer damit in die Karten: „Einen Spieler wie ihn”, sagt Maurer, „schiebt man nicht ständig hin und her."
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