"Biero hat den Löwen neues Leben eingehaucht"
München - "Schade, dass er keine Trainer-Lizenz für die Zweite Liga hat. Mit ihm sind wir endlich auf dem richtigen Weg“, sagt Kult-Verteidiger Thomas Miller der AZ über Daniel Bierofka. Der frühere Bundesligaspieler des TSV 1860 weiß: Bierofka und die Löwen – das passt!
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Mit dem 2:0-Auswärtssieg beim FC St. Pauli haben die Bierofka-Löwen einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt getan. „Ein enorm wichtiger Sieg! Und ein ganz anderes Auftreten: Jetzt ist wieder Zug und Zunder drin. Biero hat den Löwen neues Leben eingehaucht“, sagt Miller über den neuen Tabellen-14., der nur noch einen Sieg für den Klassenerhalt braucht. Warum es unter Bierofka so gut klappt? Die AZ macht mit Miller den Check.
Wie der Vater Bierofka, so der Sohn
Bierofkas Kämpfer-Gen: Miller (53) und Bierofka (37) haben sich auf dem Rasen zwar um ein paar Jahre verpasst, der beinharte Verteidiger kennt den früheren Flügelflitzer aber von Kindesbeinen an. Und weiß, woher sein Kämpfer-Gen stammt. Miller: „Bierofkas Vater Willi war früher zu Bayernliga-Zeiten mein Trainer. Und vorher Spieler. Er war als Trainer sehr akribisch und ein richtiger Fighter, genau wie Daniel. Das hat der Sohn vom Vater mitbekommen: Daniel lebt es klipp und klar vor, wie man sich als Vollprofi benehmen muss. Ein solcher absoluter Leistungswille kann Berge versetzen.“
Motivation aus Leidenschaft: Bierofka ist ein Löwe durch und durch und weiß, was für den Verein im Abstiegsfall auf dem Spiel steht. „Er identifiziert sich total mit 1860“, sagt Miller. Aus dieser Leidenschaft heraus und gepaart mit der Tatsache, dass Biero vor zwei Jahren selbst noch Profi war, könne er die Mannschaft sehr gut erreichen. „Er schafft es, den Spielern durch seine klaren Ansprachen Selbstvertrauen zu geben.“ Unter Ex-Trainer Benno Möhlmann laut Miller „lätschert“, sind die Löwen kaum wiederzuerkennen. „Biero scheint allen klargemacht zu haben: Es gibt keine Ausreden mehr, die Spieler müssen mitziehen.“
Die Löwen brauchen "Rumpler"
Das neue 4-3-3-System: In der U21 pflegte Bierofka sein favorisiertes 4-3-3-System spielen zu lassen, bei den Profis erinnert jenes Spielsystem an die größenwahnsinnigen und kläglich gescheiterten Meisterplänen von Ricardo Moniz. Ein mutiger Bierofka lässt es dennoch spielen – maßgeschneidert auf die Stärken seiner Akteure: „Das kann man nur mit den richtigen Spielern machen, aber es scheint zu klappen: Valdet Rama und Daylon Claasen kommt es entgegen, sie trauen sich plötzlich etwas zu.“ Dahinter seien mit Kai Bülow, Romuald Lacazette und Daniel Adlung „drei Rumpler“ am Werk.
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Miller meint keine Rumpel-Fußballer, sondern Spieler, „die kämpfen und aufräumen – die brauchst du im Abstiegskampf“. Das Abwehr-Bollwerk: Für die Bierofka-Löwen spricht eine kaum gekannte Stärke: Das Löwen-Bollwerk hält wieder. Nach zuvor 19 Gegentreffern in elf Spielen seit der Winterpause stand zuletzt zweimal die Null. „Die Abwehr steht wie eine Eins, Christopher Schindler und auch Neuzugang Jan Mauersberger sprechen viel und halten sie gut zusammen.“ Und, laut Miller ganz entscheidend: gemeinsame Abwehrarbeit. „Wenn ein Spieler einen Fehler macht, bügelt ihn der andere wieder aus. Jeder läuft für den nächsten. Das war vorher nicht der Fall. Ich will keine Namen nennen, aber das hat man auch an den Laufwerten gesehen…“
Bieros Einwechsel-Gespür: Die Löwen-Bank ist endlich wieder gefährlich. Bierofka wechselte sowohl beim 1:0 gegen Braunschweig, als auch am Millerntor goldrichtig. „Seine Auswechslungen waren top: Michael Liendl und Rubin Okotie haben gegen Braunschweig den Sieg klargemacht, jetzt bei St. Pauli hat Levent Aycicek den Deckel drauf gemacht. Man hat das Gefühl, dass man jetzt auch nachlegen kann, die Spieler sich zerreißen, wenn sie reinkommen“, sagt Miller. „Das darf gegen Paderborn auch gerne so weitergehen.“